Ortsbeirat stimmt trotzdem für Bebauung eines Wiesengrundstücks
Bad Vilbel. Hitzig wurde im Ortsbeirat Bad Vilbel-Kernstadt diskutiert, denn die Anwohner der Homburger Straße waren am Dienstagabend der voirgen Woche zahlreich erschienen. Grund dafür ist die Beratung zum Bebauungsplan, der die Wiese in der Homburger Straße auf Höhe der Hausnummern 52 bis 58, betrifft. Hier soll ein großes Gebäude mit Tiefgarage entstehen. Die Anwohner sind sauer.
Wer aus der Innenstadt durch das Viadukt die Homburger Straße Richtung Masseneheim entlangfährt, sieht auf der rechten Seite kurz nach Passieren des dritten Kreisels eine dreieckige Wiese. Die Wohnhäuser dahinter haben Transparente aus ihren Fenstern gehängt, denn die Anwohner protestieren gegen die Bebauung der Wiese. Die Pläne stehen schon lange, die Träger der öffentlichen Belange wurden gehört, nun geht es an die Finalisierung. Ein hohes Bürogebäude, das eine Ingenieursfirma beheimaten wird, entsteht hier, dazu eine Tiefgarage. Deren Einfahrt befindet sich in Zukunft direkt vor den Wohnhäusern in der Spielstraße, die von der Homburger abzweigt und mit dieser das Dreiecksfeld einrahmt.
Gefahren für Pendler und Schüler?
»200 Fahrten soll es dort am Tag geben, aber die kommen ja alle zur selben Zeit, nämlich zu den Stoßzeiten«, beschwert sich eine Anwohnerin im Bürgergespräch der Ortsbeiratssitzung. »Das ist im Moment schon ziemlich abenteuerlich dort, wenn die Pendler und die Schüler alle unterwegs sind.«
Stadtplanerin Stefanie Horn entgegnet: »Es ist eine klare Empfehlung des Verkehrsplaners, die Einfahrt in der kleinen Straße zu machen, nicht direkt auf der Homburger selbst.« Zudem werde die Tiefgarage nur über 27 Plätze verfügen.
Die Anwohner sehen das völlig anders: »Der Schulweg wird dann sehr oft gekreuzt. Hat von ihnen morgens schon mal jemand dort gestanden und sich das angeschaut?«, schimpfen die Anwohner. »Es muss immer erst etwas passieren, damit die Stadt reagiert. Die Kinder gucken nicht richtig, können Sie das mit ihrem Gewissen verantworten, wenn etwas passiert?«, fragt einer von ihnen.
»Ist Bad Vilbel so arm, dass jedes bisschen Wiese vollgebaut werden muss?«, ruft ein anderer und hört sich die Antwort von Erstem Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) gar nicht mehr an.
Andere Anwohner sind eher wegen ihrer Wohnsituation besorgt: »Der Großvater meines Mannes hat das Haus gebaut und das in der Meinung, dass wir immer Licht und Luft haben werden. Wenn dieser Klotz dort steht, haben wir nichts mehr, das finde ich unfair.«
Darauf meldet sich Sebastian Wysocki zu Wort: »Diese Pläne bestehen seit 2013 und wurden damals öffentlich gemacht. Sogar im Vollverfahren und mit Bürgerinformation.« Da sei es aber mehr um den Verkehr als um die Bebauung des Geländes gegangen, kontert die Anwohnerin.
Stefanie Horn verweist auf extra erstellte Licht- und Luftzufuhrgutachten: »Das ist völlig ausreichend.« Doch die Anwohner sind wütend, Deliah Eckhardt (CDU) gibt zu Bedenken: »Das ist ja kein gesichtsloser Investor, der dort baut, sondern jemand, der seine berufliche Zukunft dort aufbauen will.«
Es wird laut im Raum, Ortsvorsteher Kurt Liebermeister (CDU) unterbricht das Bürgergespräch. »Wir können jetzt noch stundenlang dieselben Argumente immer und immer wieder diskutieren«, sagt er und bittet um Mäßigung. Dann stellt der Ortsvorsteher die Beschlussvorlage zur Abstimmung. Diese wird mit Enthaltung der Grünen von den Ortsbeiratsmmitgliedern angenommen und so der Stadtverordnetenversammlung zur Schlussabstimmung empfohlen.