Bad Vilbel. Ein dickes Fell müssen sie haben, die Ordnungspolizeibeamten der Stadt. Oft wird ihnen unterstellt, dass sie „den ganzen Tag spazieren“ gingen, und dabei „nichts Besseres zu tun haben als arme Parksünder aufzuschreiben und Gassigänger zum Aufklauben der Hinterlassenschaften ihrer Hunde anzuhalten“. „Die sollten lieber die Raser blitzen“, raten einige, die glauben, gerade vor ihrem Haus werde zu schnell gefahren.
Eltern fordern oft mit drastischen Worten Geschwindigkeitskontrollen und die Einhaltung von Halteverboten an Kindergärten und Schulen. Werden sie allerdings selbst zu rasant erwischt, wenn sie ihr Kind „nur mal schnell“ im Halteverbot aussteigen lassen, werfen sie den Beamten oft Schimpfwörter an den Kopf. „Schreibt lieber die Parksünder vor unserer Haustür auf und sorgt dafür, dass unsere Kinder nicht überall in Hundekot ausrutschen“, fordern sie. Da schließt sich der Kreis.
„Einige Bürger sehen nur die Verfehlungen anderer Menschen, nehmen aber für sich selbst in Anspruch, dass sie Regeln übertreten dürfen“, stellt Ordnungshüter Klaus Zeller fest. „Werden sie ertappt, versuchen sie sich mit einer Ausnahmesituation herauszureden.“ Einige wollen über Sinn und Unsinn von Ge- und Verboten diskutieren. „Doch darauf können wir uns nicht einlassen, sonst hätten wir keine Zeit für unsere weiteren Aufgaben“, so Zeller.
Zwar versuchten er und seine fünf Kollegen im Zweifelsfall den Grund ihres Einschreitens zu erklären, aber dennoch bleibe ein Regelverstoß ein Verstoß, der geahndet werden müsse. Sofern es einen Spielraum gebe, nutzten sie ihn, um es „beim ersten Mal mit einer Verwarnung bewenden zu lassen“. Die meisten Menschen zeigten sich einsichtig, jedoch nicht alle. „Wir kennen unsere Pappenheimer“, versichert Zeller. „Wer sich partout nicht an die Regeln halten will, muss Sanktionen zu spüren bekommen, damit die Mehrheit nicht unter ein paar Unvernünftigen leiden muss.“
Doch die beschriebenen Tätigkeiten werden zum großen Teil „auf dem Weg nebenher erledigt“. Was die Zeit der Ordnungsbeamten immer mehr beansprucht, sind die Baustellen in der Stadt, die in den vergangenen Jahren „enorm zugenommen haben“, wie der Leiter der Straßenverkehrsbehörde, Carsten Feik, bestätigt. Einen Zeitaufwand, den gar keiner sehe, erforderten Aufgaben wie die Einlieferung verwirrter oder psychisch kranker Menschen in Kliniken, der Transport herrenloser und verwahrloster Tiere ins Tierheim Bad Nauheim oder Ermittlungsdienste, wenn Bürger es versäumt haben, sich an, ab- oder umzumelden. „Oft müssen wir sieben, acht Mal zu einer Adresse gehen, ehe wir jemanden antreffen – meistens außerhalb der regulären Dienstzeit“, so Zeller. Ärgerlich sei es, wenn nichts dabei herauskomme, weil etwa ein ausländischer Staatsbürger in seine Heimat zurückgekehrt ist, ohne Bescheid zu sagen. 70 bis 80 derartige Fälle seien jährlich zu bearbeiten. Hinzu kämen etwa 200 Fahrerermittlungen bei Verkehrsverstößen, wenn beispielsweise nicht der Halter am Steuer eines Fahrzeuges saß, das bei Rot über eine Kreuzung gefahren ist. Dabei unterstützt die Ordnungspolizei die Behörden anderer Städte und umgekehrt.
Zugenommen hat die Arbeit auch durch die wachsende Zahl von Veranstaltungen wie Quellenhalbmarathon, Nikolaus-Lauf, Jazz, Trödelmarkt und andere Events, die gesichert werden müssen. „Seit das Stadtmarketing aktiv ist, haben auch wir mehr zu tun“, stellen Feik und Zeller fest. Ferner kämen unvorhergesehene Ereignisse hinzu, von denen aus jüngerer Zeit der Bruch einer Hauptwasserleitung auf dem Heilsberg in bleibender Erinnerung ist. Die Verkehrssicherheit spielt eine große Rolle. In Zusammenarbeit mit dem Polizeipräsidium Mittelhessen stehen die Ordnungshüter jedes Jahr zum Schulbeginn mit Geschwindigkeitsmessgeräten vor den Grundschulen. Dabei wurden am 7. August vorigen Jahres in acht Stunden 551 Autofahrer gemessen. 84 von ihnen erhielten Ordnungswidrigkeitsbescheide, einer handelte sich ein Bußgeldverfahren ein.
Neben punktuellen Messungen im gesamten Stadtgebiet stehen Geräte immer wieder an der Konrad-Adenauer-Allee, im Erzweg, in der Friedensstraße und Friedberger Straße. „Viel Personalaufwand ohne groß etwas zu erreichen“, fasst Feik die Resultate zusammen, denn die meisten Autofahrer hielten sich an das erlaubte Tempo.
Weil auch Fußgänger und Radler gegen Verkehrsvorschriften verstoßen, würden auch sie permanent kontrolliert. „Mir sträuben sich täglich die Haare, wenn ich sehe, dass die Ampel an der Stadtschule von Kindern und Eltern kaum genutzt wird“ , so Zeller.