Stadtkapelle gibt nach langer Coronapause wieder ein Konzert vor Publikum
Bad Vilbel. Auf der Bühne im Kultur- und Sportforum Dortelweil hatten 57 Musiker und Musikerinnen mit Abstand und teils mit Maske Platz genommen. Sie alle freuten sich darauf am Wochenende nach drei Jahren Coronapause bei den beiden traditionellen Jahreskonzerten der Stadtkapelle Bad Vilbel endlich wieder vor Publikum zu spielen. Ihre Premiere gaben zehn neue Musiker und Musikerinnen. Beim zweiten Konzert am Sonntagnachmittag wurde das Hauptorchester durch die Blockflötenkinder von Gudrun Werner verstärkt. Und der langjährige Dirigent René Wilhelm sollte den Dirigentenstab offiziell an seinen Nachfolger Stefan Hensel übergeben.
Doch daraus wurde nichts. Am Freitag wurde Dirigent Hensel aus Idstein, der die Stadtkapelle seit Sommer 2021 leitet, positiv auf Corona getestet. Wodurch ein Musiker aus Karben spontan seinen Platz im Orchester gegen den am Dirigentenpult und seine Posaune gegen den Dirigentenstab eintauschte. Josef Mayr heißt der Posaunist, der zugleich Vizedirigent der Stadtkapelle ist. Seine wichtigste Aufgabe ist jedoch die als Opa wie Enkel Artjon allen klar machte. Der Dreijährige hatte mittags mit seinem Opa noch die Partituren zusammengeklebt. Beim Auftritt seines Großvaters rief der junge Musikfan dann immer wieder begeistert »Opa!«. Danach hielt er sich bei der »lauten Musik« allerdings die Ohren zu.
Nach der Begrüßung des Vorsitzenden Alexander Fry führte Querflötistin Christina Wolff durch das abwechslungsreiche Programm. Ausgangspunkt der musikalischen Reise durch das alte Europa war Russland. Dort hatte 1890 Nikolai Andrejewitsch Rimski-Korsakow die Opern-Ballade »Mlada« komponiert.
Mit dem Stück »Procession of the Nobles« eröffnete die Stadtkapelle ihre Konzertreise. Vom Osten des Kontinents ging es mit dem flotten Irish Folk-Stück »Lord Tullamore« von Carl Wittrock nach Irland. Mit Steven Reinekes Komposition »The Witch and the Saint« reisten Musiker und Publikum zurück ins finstere Mittelalter. 1588 wurden in Ellwangen die Zwillinge Sibylla und Helena. »Die Hexe und die Heilige«, geboren. Deren so unterschiedliche Lebensläufe spiegelt die anfangs schnelle und rhythmische, dann melodische und schließlich dramatische und bewegende Musik.
Von Deutschland führte die Reise mit dem Weltmarsch »Abschied der Gladiatoren« von Siegfried Rundel nach Großbritannien. Mit dem Konzertmarsch »Arsenal« von Jan van der Roost führte die akustische Reiseroute das Publikum weiter nach Belgien und von dort mit Auszügen aus dem Musical »Elisabeth« von Michael Kunze und Sylvester Levay weiter nach Österreich. Wie aus einem kleinen Rinnsal ein reißender Fluss wird, beschreibt Rossano Galante eindrucksvoll in »Land Of The Healing Water«. Mit der »80er KULT(tour) von Arrangeur Thiemo Kraas endete die Reise in Deutschland.
Zum Medley gehörten Hits der »Neuen Deutschen Welle« wie »Skandal im Sperrbezirk«, »Ohne dich schlaf ich heut Nacht nicht ein«, »1000 und eine Nacht« und »Rock Me Amadeus«. Bevor mit dem Sirtaki »Zorbas the Greek« und »Sternenhimmel« die Zugaben erklangen, bedankte sich die Stadtkapelle bei ihrem 1. Vorsitzende Alexander Fry für dessen großen Einsatz. Für den Musiker ist 2022 ein Jahr »voller Schnapszahlen«: Vor 33 Jahren, 1989 begann Frey als Schlagzeuger bei Ralf Spiegler seine musikalische Karriere in der Stadtkapelle. Seit 22 Jahren ist er Vorstandsmitglied, seit elf Jahren Vorsitzender und im September feiert er seinen 44. Geburtstag. Den kann er jetzt mit einem »geistigen« Getränk seiner Musikerkollegen und Kolleginnen begießen.