Niederdorfelden. Mit Blumenstrauß und Urkunde steht Bürgermeister Stefan Erb vor dem Rathaus. Allerdings nicht vor seinem Verwaltungsgebäude in Erlensee. Erb hat sich kürzlich am Donnerstag bei seinem Amts- und Parteikollegen Klaus Büttner (SPD) in Niederdorfelden zum Besuch angemeldet. Büttner konnte am 1. Februar zehnjähriges Dienstjubiläum feiern. »Wegen der Corona-Pandemie finden die Bürgermeisterkreisversammlungen nur noch virtuell statt«, erklärt Erb, der dem Gremium vorsteht. Doch zu diesem besonderen Anlass wolle er persönlich gratulieren.
Nach der »offiziellen« Gratulation mit Verlesen der Urkunde kommen die beiden Bürgermeister bei einer Tasse Kaffee ins Plaudern. Über die Herausforderungen der Corona-Pandemie, über den Job. »Wer Bürgermeister sein will, muss Menschen mögen«, betont Büttner. Bereits morgens auf dem Weg ins Rathaus werde er mehrmals angesprochen. »Abstand halten ist nicht möglich«, fügt er augenzwinkernd hinzu. Bei einem früheren Interview hat er es einmal so erklärt: »Wenn ich meinen Wohnungsschlüssel von außen ins Schloss stecke, bin ich Bürgermeister.«
Erb kann dazu eine Anekdote beisteuern. Bei einem Wochenendausflug mit seiner Frau nach Hörstein trifft er in einem Lokal ausgerechnet auf eine Radlergruppe aus Erlensee. »Da habe ich meine Frau gefragt, ob sie Stift und Papier dabei hat. Wenn mich die Leute erkennen, dauert es meistens nicht lange, bis sie mit einem Anliegen auf mich zukommen«, sagt Erb.
Trotzdem sind sich die beiden Bürgermeister einig: »Es gibt keinen schöneren Job auf der Welt.« Man könne viel gestalten, die Aufgaben seien abwechslungsreich und man sehe die Früchte seiner Arbeit jeden Tag im Ort wachsen. Büttner betont, dass ihm die Aufgabe auch nach zehn Jahren immer noch Spaß macht. Besonders stolz ist er darauf, dass im Neubaugebiet seiner kleinen Gemeinde gerade ein Altenheim entsteht. »60 Plätze, alles Einzelzimmer und es gibt eine Tagespflege«, erklärt er seinem Amtskollegen.
Erb kann das Gefühl gut nachvollziehen. »Der Spaten vom Spatenstich für unser Altenheim steht als Erinnerungsstück in meinem Büro«, erzählt er. Etwas für die Bürger zu erreichen, mache ihm Freude, sagt Büttner. Der 52-Jährige ist bekannt für seine klaren Worte. Mit Kritik spart er, wenn es sein muss, auch nicht bei den eigenen Genossen. »In Wiesbaden oder Berlin hätte ich dauernd gegen meine persönliche Überzeugung handeln müssen. Das möchte ich nicht«, sagt er. Ihm sei Geradlinigkeit wichtig. Das würde er sich auch auf höherer Ebene öfter wünschen. Rumeierei könne er überhaupt nicht leiden.
Zur Politik ist der 52-jährige Verwaltungsfachmann eher zufällig gekommen, wie er der Zeitung bereits zum fünfjährigen Dienstjubiläum berichtete. »Mein Vater war der klassische CSU-Wähler«, verriet der Sozialdemokrat im Gespräch. Die Cousine seiner Schwiegermutter habe ihn schließlich überzeugt, in die SPD einzutreten. Bereits ein Jahr nach seinem Eintritt in die Partei war Büttner Unterbezirksvorsitzender. Ein weiterer Zufall brachte ihn schließlich nach Niederdorfelden. Von seinem Bruder, der damals in Bad Soden-Salmünster das Bürgermeisteramt bekleidete, erfuhr er von dem frei werdenden Chefsessel im Niederdorfelder Rathaus – der Start in eine Karriere als Kommunalpolitiker.
Klaus Büttner setzte sich 2011 mit 53,5 Prozent gegen zwei Mitbewerber durch. Bei seiner Wiederwahl, im September 2017, diesmal ohne Konkurrenz, stimmten 86,1 Prozent für ihn. »Ich habe die Bürger niemals angelogen, wir sind den Weg gemeinsam gegangen«, wird Büttner im Bericht über den Wahlabend zitiert.
Wer mit ihm zu tun hat, weiß immer wo er bei ihm dran ist, heißt es. »Klaus Büttner ist einfach authentisch. Immer geradeheraus. So kennen wir ihn auch aus der Bürgermeisterkreisversammlung«, berichtet Stefan Erb. Von Mirjam Fritzsche
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