Schöneck. Wie könnte das Alte Schloss in Büdesheim sinnvoll genutzt werden und was kostet das? Am Dienstagabend der Vorwoche stellte das Architekturbüro Krieg und Warth aus Eichenzell die lang erwartete Machbarkeitsstudie in öffentlicher Ausschusssitzung in der Nidderhalle Oberdorfelden vor. Dreh- und Angelpunkt des Konzepts: der Einbau eines Aufzugs.
»Damit ergeben sich unzählige Nutzungsmöglichkeiten«, erläuterte Architekt Jürgen Krieg. Seine Ideen ernteten viel Lob – auch beim Verein »Rettung Altes Schloss Büdesheim« und den Mitgliedern der Wahlalternative Schöneck (WAS), die immer auf einen Verbleib der Immobilie in Gemeindehand gedrängt hatten.
Die Schwierigkeit des Objekts Altes Schloss wird bei den Ausführungen des Architekten, dessen Büro sich auf historische Bausubstanz spezialisiert hat, schnell deutlich. Das Gebäude besteht aus zwei Baukörpern, die im Laufe der Jahrhunderte zusammengewachsen sind. »Es gab nie ein Gesamtkonzept«, sagte Krieg. Die ältesten Gebäudeteile stammen aus dem 17. Jahrhundert, einige Bereiche sind bei der umfangreichen Sanierung in den 1980er Jahren erneuert worden.
»Es gibt keine klare Wegeführung. Man muss innerhalb des Gebäudes immer wieder Treppen hoch- und runtergehen. Barrierefrei sind aktuell nur der Seniorenbereich und das Foyer«, erklärte Krieg. Die künftige Nutzung hänge stark von einer Erschließung ab.
Aufgrund verschiedener Deckenhöhen besitzt das Alte Schloss sieben verschiedene Ebenen. Der Vorschlag des Architekten: Mit dem Einbau eines Aufzugs an der Schnittstelle des Mittelbaus zum Ostflügel ließen sich zwei Drittel des Gebäudes barrierefrei erschließen, was völlig neue Möglichkeiten eröffne.
Nach dem gemeinsam mit dem Gemeindevorstand ausgearbeiteten Konzept ist die wichtigste Änderung, dass Mitarbeiter der Verwaltung künftig Räume im Obergeschoss des Mittelbaus sowie des Ostflügels im Alten Schloss beziehen sollen.
Die Gemeinde wächst, also braucht die Verwaltung perspektivisch mehr Mitarbeiter. Durch den Umzug des Fachbereichs 4 (Soziales, Jugend, Kultur und Seniorenbetreuung) vom Rathaus Büdesheim ins Schloss, könnte vermieden werden, dass ein neues Gebäude gebaut werden muss. Der Fachbereich 5 (Finanzen) könne in das Rathaus Büdesheim umziehen. So entstünde im Rathaus Kilianstädten ebenfalls mehr Platz. Die Idee einer Gastronomie habe man verworfen, um den Jugendlichen die Räumlichkeiten zu erhalten.
Bleiben sollen die fünf Wohnungen im Zwischen- und Dachgeschoss. Vorgeschlagen wird, das Erdgeschoss des Westflügels weiter für die Senioren zu reservieren und den PC-Raum für Ausstellungen oder Ähnliches zu nutzen. Auch der Brendelsaal bliebe für öffentliche Zwecke erhalten. Durch den Aufzug könnten auch Senioren die oberen Räume nutzen. Eine Vermietung als Praxis oder Kanzlei wäre ebenso denkbar.
Die Präsentation kam bei den Gemeindevertretern gut an. »Sehr gelungen und sehr sinnvoll«, sagte Gernot Zehner von der WAS. Begeistert zeigte sich auch Björn-Magnus Becker vom Schlossverein. »Platz für Kultur, Jugend, Senioren und die Vereine – was will man mehr.« Viele Nachfragen drehten sich um den weiteren Ablauf. Was wären sinnvolle Bauabschnitte? Wie lassen sich die Kosten aufteilen? Wolfgang Seifried von den Grünen interessierte sich für den Energiestandard des Gebäudes nach der Sanierung.
Es gab jedoch auch skeptische Stimmen. »Ist die Gemeinde so leistungsfähig, dass sie das Gebäude auf Dauer erhalten kann?«, warf Brigitte Schneider (CDU) ein. Auch ihr Fraktionskollege Andreas Zeller fragte sich, woher Schöneck die Mittel für die Sanierung nehmen will.
Beschlossene Sache ist die Sanierung auf Gemeindekosten noch nicht – rund 2,8 Millionen Euro müssten nach der Kostenprognose der Fachleute investiert werden – doch eine Entscheidung will man nicht auf die lange Bank schieben.
Wie Bürgermeisterin Conny Rück erläuterte, sind aktuell noch keine Mittel für das Schloss eingeplant. »Wir wollten erst abwarten, ob das vorgestellte Konzept überhaupt ankommt«, sagte sie. Noch vor der Verabschiedung des Haushalts im März müssen sich die Gemeindevertreter nun darüber einig werden, ob sie das Projekt angehen wollen. Für den Anfang müssten zumindest Mittel für die weitere Planung bereitgestellt werden. Rund ein Jahr Vorbereitungszeit ist nötig, so Architekt Krieg. Die Bauarbeiten würden dann grob geschätzt drei bis fünf Jahre dauern.
Auch wenn es viel Lob für das Konzept gab – die alles entscheidende Frage wird sein, ob genügend Gemeindevertreter überzeugt werden konnten. Die Fraktionen haben nun über den Jahreswechsel Zeit, sich Gedanken zu machen.
Von Mirjam Fritzsche
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