Karben. Die Tische abwischen, das Essen verteilen, vorlesen oder basteln – in den städtischen Kindertagesstätten gibt es jede Menge zu tun. Für viele Tätigkeiten benötigt das Personal keine pädagogische Ausbildung. Deswegen entstand in Karben die Idee der Alltagshelferinnen. Vor Kurzem haben sie ihren Dienst angetreten.
Ein Löffelchen für Mama, eins für Papa, dann Mund abwischen. »Manche Kinder müssen gefüttert werden«, sagt Joan Engel. Die 27-Jährige arbeitet in der U3-Betreuung in der Groß-Karbener Kindertagesstätte Zauberberg. Die gebürtige Amerikanerin ist noch nicht lange in der Einrichtung am Kirschenberg nahe dem Schulzentrum tätig. Seit 1. November gehört sie zu den Alltagshelferinnen. Neun von ihnen hat die Stadt zum November eingestellt. Damit will sie den Engpass bei den Fachkräften etwas abmildern. »Es wird immer schwieriger, Fachkräfte für die Betreuung in den Kindertagesstätten zu finden«, hatte Bürgermeister Guido Rahn (CDU) jüngst in der Stadtverordnetenversammlung gesagt. Mit großen Transparenten, etwa am Bahnhof, ist die Stadt schon seit Monaten auf der Suche nach Kindergärtnerinnen. Weil das aber nicht so ganz leicht ist, ist beim Bürgermeister und im Fachdienst Kinderbetreuung der Stadtverwaltung die Idee aufgekommen, Alltagshelferinnen einzustellen.
Die Arbeit der Erzieherinnen sei vielfältig, aber beinhalte auch viele Aufgaben außerhalb von Erziehung, Pädagogik und Betreuung, hat das Stadtoberhaupt den Stadtverordneten zur Begründung mitgeteilt. Die Alltagshelferinnen, die keine pädagogische Ausbildung haben, unterstützen die Kindergärtnerinnen bei den alltäglichen Arbeiten, beim Spielen mit den Kindern, sie helfen aber auch beim Anziehen, Wickeln, Füttern, übernehmen die Schlafwache und sind auch bei der Essensausgabe aktiv. »Das ist hier sehr vielseitig«, sagt Joan Engel. Schon immer habe sie es geliebt, mit Kindern zu arbeiten. So habe sie eine Stelle bei der amerikanischen Armee in Deutschland bei der Kinderbetreuung angetreten, wie sie erzählt.
Seit Kurzem lebt sie mit ihrem Mann in Hanau. Ihre Schwägerin, die im Hallenfreizeitbad arbeitet, habe sie auf die Stelle als Alltagshelferin aufmerksam gemacht. Und so bewarb sie sich – und ist eingestellt worden. 30 Stunden pro Woche ist sie jetzt an der städtischen Kita in Groß-Karben tätig. »Ich helfe überall, wo ich gerade gebraucht werde«, sagt sie und zählt vom Frühstück über das Mittagessen bis hin zum Spielen alle möglichen Tätigkeiten auf. »Die Köchin stellt das Essen auf den Rollwagen, ich verteile es an die Kinder und helfe ihnen beim Essen.« Ihr neuer Job gefalle ihr »supergut«, kommt es spontan und voller Überzeugung.
Ihr gegenüber sitzt Christine Pröbstel. Die 51-Jährige, die aus Rendel stammt und aktuell in Nidderau wohnt, ist ebenfalls in der Kita Zauberberg aktiv. Sie hatte zuvor 13 Jahre in Karben ein Modegeschäft inne. »Zu Beginn der Corona-Pandemie habe ich aufgehört, gerade rechtzeitig«, verrät sie. Danach arbeitete sie zunächst ein Jahr als Teilhabe-Assistentin an einer Grundschule. Dort betreute sie Kinder mit erhöhtem Förderbedarf. »Eine Freundin hat mich dann auf die Stelle als Alltagshelferin hingewiesen«, erklärt sie, wie sie in die Karbener Kita gekommen ist. Auch sie ist in den ersten vier Wochen in verschiedenen Bereichen und Gruppen eingesetzt, allerdings im Kindergartenbereich, wo die über Dreijährigen betreut werden. »Ich bin sogar kurzfristig in der Küche eingesprungen«, erzählt sie.
Kita-Leiterin Bettina Glinder-Sirsch lobt ihre beiden Alltagshelferinnen als sehr engagiert und sehr flexibel einsetzbar. Sie hätten sich innerhalb kürzester Zeit bestens ins Team eingefunden. »Sie sind eine echte Bereicherung, ich bin sehr zufrieden«, sagt die Leiterin.
Von Holger Pegelow
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