Karben. Damit das Schmutzwasser der vielen Tausend Haushalte aus Karben und Rodheim gereinigt werden kann, bedarf es einer gut funktionierenden Kläranlage. Die steht im Karbener Gewerbegebiet und steckt voller Technik. Sie ist nun mit Millionen-Aufwand modernisiert worden. Und die Stadtwerke haben noch mehr vor.
Wer die riesige Kläranlage in der Industriestraße 12 betritt, nimmt an einigen Stellen das Brummen und Surren von Maschinen wahr. Und es ist durchaus zu riechen, wo man sich befindet. »Hier arbeiten unsere Milliarden Mitarbeiter«, lächelt Abwassermeister Michael Kratz, als wir vor dem Belebungsbecken stehen, wo Milliarden Bakterien aktiv sind. »Das da vorne ist unsere neue Phosphatanlage«, informiert er.
Neues hat auch die Steuerungszentrale im Gebäude zu bieten: Zwei riesige Monitore an der Wand zeigen in digitaler Form die Übersichtskarte der Anlage. Per Mausklick kann sich der Abwassermeister etwa das Belebungsbecken oder andere Einheiten aufrufen und von dort aus jederzeit überwachen, ob die Anlagen einwandfrei arbeiten. »Für die gesamte neue Technik haben wir eine externe Firma beauftragt«, ergänzt der Technische Leiter der Stadtwerke, Michael Quentin.
Die Automatisierungstechnik haben die Stadtwerke für rund eine halbe Million Euro ausgetauscht. Sie sammelt die Daten des im Zulaufpumpwerk einfließenden Schmutzwassers und steuert die Stationen in den Becken automatisch. Programmiert ist das Ganze so, dass die von den Behörden vorgegebenen Grenzwerte – etwa für Phosphor und Stickstoff – für das in die Nidda abfließende Klärwasser eingehalten würden.
Anlage soll
erweitert werden
Doch beileibe haben die Stadtwerke nicht nur wegen der veralteten Technik viel Geld investiert. Sie wollen auch für eine eventuelle Erweiterung der Anlage gerüstet sein. Die Anlage reinigt die Schmutzfracht von insgesamt 32 000 Einwohnergleichwerten. Bei etlichen Stoffen habe man noch »Luft nach oben«, bei anderen sei man »an der Belastungsgrenze«, sagt der Technische Leiter. Dies gelte etwa für den sogenannten chemischen Sauerstoffbedarf. »Im Moment können wir uns noch nicht erklären, warum das Abwasser so stark mit organischen Stoffen belastet ist«, sagt Quentin. Gleichwohl weist er darauf hin, dass beim Ablauf in den »Vorfluter Nidda« alle Grenzwerte eingehalten würden.
Würde die Kläranlage durch zusätzliche Neubaugebiete stärker belastet? Das verneint Quentin, denn es kämen dadurch nicht automatisch so viele Menschen hinzu wie etwa Wohnungen und Häuser entstünden. Häufig fänden Umzüge innerhalb Karbens statt, und es zögen nicht so viele zusätzliche Bürgerinnen und Bürger hinzu.
Gutachten zeigt
Geruchsbelästigung
Dennoch streben Stadtwerke und Stadt mittelfristig eine Erweiterung der Kläranlage an. Zu diesem Zweck hatte man eine Umweltverträglichkeitsprüfung in Auftrag gegeben und den TÜV mit zwei Gutachten beauftragt. Während in Sachen Lärm keine Probleme attestiert wurden, wurde die Anlage vom Geruch her als problematisch eingestuft. So gebe es Beschwerden vom Nachbargrundstück. Die Idee sei laut Quentin gewesen, den Standort des Schlammlagerplatzes zu verlegen und stattdessen einen geschlossenen Schlammsilo zu bauen. Ein erneutes Gutachten habe diese Standortverlegung berücksichtigt. Doch auch das stellte fest: Die Geruchsbelästigung wäre immer noch zu hoch. Weil trotz Schlammplatzverlegung immer noch die Abdeckung von sehr vielen Becken erforderlich wäre, hat man sich zu einem anderen Schritt entschlossen. Den Kauf des benachbarten Grundstücks Industriestraße 14. Die Stadtwerke würden dann in die Industriestraße 14 umziehen.
Über eine Million Euro investiert
Die Hälfte der Investitionen macht die neue Automatisierungstechnik aus. Jeweils um die 80 000 Euro haben der Umbau der Faulgasanlage sowie der Austausch der Belüfter gekostet. Ein größerer Posten von 65 000 Euro war die neue Online-Messtechnik, und für 78 000 Euro wurde ein Multifunktionsträger angeschafft. Das ist eine Kehrmaschine, die zum Rasenmäher und Schneeräumer umgerüstet werden kann. 110 000 Euro hat ein neuer Teleskoplader gekostet, mit dem der Klärschlamm in Laster verladen werden kann. Hinzu kamen die Sanierung der Rechen, die Faulturmsanierung und kleinere Investitionen.
Von Holger Pegelow