Karben. Das Thema Sozialer Wohnungsbau ist ein Dauerbrenner bei den Stadtverordneten. Meist erwecken Linke, Grüne und SPD den Eindruck, es gebe zu wenig bezahlbaren Wohnraum. Das Kommunale Immobilien Management KIM hat dazu jetzt interessante Daten veröffentlicht.
Ob im Stadtparlament, in Ausschusssitzungen oder Parteiversammlungen: Das Thema preiswerter Wohnraum wird immer wieder angesprochen. Der damalige Grünen-Fraktionsvorsitzende Rainer Knak bezeichnete es als das »gravierendste soziale Problem, das wir auf kommunaler Ebene angehen können und müssen«. Seine Fraktion hat ebenso wie die SPD bei Neubauten mehrmals – vergeblich – eine Quote gefordert: Investoren sollten demnach verpflichtet werden, 20 Prozent der Wohnflächen für Sozialwohnungen oder zumindest preiswerten Wohnraum vorzuhalten. Die Linken wollten einst gar die Stadt per Antrag zwingen, 100 Sozialwohnungen selbst zu bauen.
Doch wie gravierend ist das Problem eigentlich in der Stadt? Gibt es in Karben tatsächlich so wenig bezahlbaren Wohnraum, wie aus Teilen der kommunalen Politik immer wieder suggeriert wird? Die SPD-Fraktion wollte es zur letzten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung ganz genau wissen und forderte jede Menge Zahlen und Fakten ein. Die bekam sie nun auch geliefert. So wurde beispielsweise danach gefragt, über wieviele eigene Wohneinheiten die Stadt Karben eigentlich verfüge. Die Antwort: 137. In diesen Wohnungen leben insgesamt rund 300 Menschen.
19 Anfragen nach
billigem Wohnraum
Aus der Antwort des KIM geht weiter hervor, dass sich aktuell sechs Wohneinheiten in Burg-Gräfenrode im Bau befänden. Geplant seien weitere Wohngebäude in Petterweil sowie im Brunnenquartier in Kloppenheim. »Insgesamt rechnen wir mit einer Steigerung der kommunalen Wohneinheiten auf zirka 200 Wohnungen«, heißt es in der Antwort auf die SPD-Anfrage weiter. Dies entspreche einer Steigerung von 45 Prozent zum aktuellen Stand. Das Investitionsvolumen schätzt die KIM auf gut 15 Millionen Euro. Und wie groß ist der Bedarf an preisgünstigem Wohnraum beziehungsweise an Sozialwohnungen? Seit Mitte des vergangenen Jahres hätten sich zwei Wohnungsbewerber bei der Stadt gemeldet. Insgesamt lägen 19 Anfragen vor, acht davon von Singles und elf von Familien. Lediglich sechs hätten einen Wohnberechtigungsschein. Das sind Menschen, die ein so niedriges Einkommen haben, dass sie eine billige Sozialwohnung benötigen bzw. darauf einen Anspruch haben. »Das ist weit weniger, als hier immer getan wird«, kommentierte Bürgermeister Guido Rahn (CDU).
Durchschnittsmiete liegt bei 7,20 Euro
Seine Partei hatte lange alle Anträge der Opposition zurückgewiesen, mehr preisgünstigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Investoren sollten zu keinerlei Quote gezwungen werden. Aber im vergangenen Jahr hat doch ein Schwenk stattgefunden, nämlich mehr für den Wohnungsbau zu tun, für preiswerten Wohnraum allemal.
Aber man geht hier anders vor, als von der Opposition verlangt: Statt Investoren zu festen Quoten zu zwingen, baut man mit den stadteigenen Gesellschaften lieber selbst, also mit der städtischen Wobau oder aber, wie schon vor einiger Zeit angekündigt, im Stadtzentrum (Brunnenquartier) etwa mit der Nassauischen Heimstätte.
Die KIM nannte in Beantwortung der SPD-Anfrage auch noch die Mietpreisspanne in der Stadt. In den Wohneinheiten des KIM lägen die Preise zwischen 4,16 und 9,80 Euro, bei der Wobau lägen die günstigsten Wohnungen bei 5,00 Euro bis zu 9,71 Euro. Lediglich bei den sechs Wohneinheiten im Neubau am Waldhohlweg in Groß-Karben lägen die Preise pro Quadratmeter über zehn Euro. Den Durchschnittspreis der Mieten in Karben gab die KIM in der Antwort im Stadtparlament mit 7,20 Euro pro Quadratmeter an.
Von Holger Pegelow