Schöneck / Niederdorfelden / Karben. Die Emotionen um den weithin hörbaren Brummton vom Umspannwerk in Rendel werden immer größer. Die Anwohner sind wütend und rufen um Hilfe.
Auf Initiative des CDU-Landtagsabgeordnete Max Schad haben sich zu einem ersten Meinungsaustausch Vertreter des Unternehmens Tennet mit rund 40 Bürger, unter ihnen auch die Schönecker Bürgermeisterin Conny Rück (SPD), am Eingang des umstrittenen Umspannwerks am Rande von Rendel getroffen. Seit Jahren wehren sich Bürger aus den umliegenden Orten Oberdorfelden, Niederdorfelden und Rendel gegen den weithin vernehmbaren Brummton, der sie Nacht für Nacht um den verdienten Schlaf bringt.
»Im Sommer müssen wir mit geschlossenen Fenstern schlafen und trotzdem ist das Brummen noch zu hören«, stellt der Oberdorfelder Volker Gruner genervt fest. Er hatte sich als erster bereits am 24.12.2018 an die Firmenleitung gewandt und dringend um Abhilfe gebeten. Daraufhin wurde seitens Tennets der mögliche Verursacher, ein Trafo, Baujahr 1972, inspiziert und das Lüfterrad ausgetauscht, berichtet Alexander Heppding. Er ist der Betriebsleiter des Rendeler Umspannwerkes.
Im März 2019 erfolgte dann schon der erste Anruf aus dem Schönecker Rathaus mit der Bitte, auf nochmalige Überprüfung der Anlage wegen des lauten Brummtons, der immer noch zu hören war. Es folgten weitere Beschwerden von Bürgern aus dem Umkreis, doch keine führte zum gewünschten Erfolg.
Erst als der Oberdorfelder Ortsvorsteher Sascha Brey sich an den CDU-Landtagsabgeordnete Max Schad wandte und der die örtliche Presse mit ins Boot nahm, kam Bewegung in die Angelegenheit. Beim Regierungspräsidium Darmstadt erreichte Schad eine erste Schallschutzmessung. Die erfolgte am 11. Juni 2021. Aber erfolglos.
«Wir waren in dieser Nacht am Werktor und es war mucksmäuschenstill«, erinnert sich das Ehepaar Zimmermann aus Oberdorfelden. Es kamen Gerüchte auf, dass Tennet in der Nacht den besagten Trafo abgestellt habe. Doch das bestritten die Mitarbeiter des Umspannwerkes vehement. »Es gibt ein Belastungsprotokoll, aus dem hervorgeht, dass der Trafo auch während der Messung gelaufen ist«, versucht der Mitarbeiter von Tennet, Matthias Wantia, die Gemüter zu beruhigen.
Doch die fordern an diesem Nachmittag endlich eine greifbare Lösung. Und zwar aus gutem Grund, denn nach der erfolglosen ersten Messung im Juni setzte der Landtagsabgeordnete Schad durch, dass eine zweite durchgeführt wurde und zwar Mitte August. »Die hat aber nur eineinhalb Stunden gedauert. Und so eine Messung ist nicht aussagekräftig«, meint eine durchaus sachverständig klingende Bürgerin. Wenn eine Messung einen Sachverhalt wirklich belegbar darstellen soll, dann muss sie über Tage, ja sogar über Monate gehen, so die Bürgerin.
Zunächst versuchen die Tennet-Mitarbeiter, sich noch herauszureden: «Wir betreiben ja nicht nur hier in Karben ein Umspannwerk, sondern haben solche Stationen über ganz Deutschland verteilt, und es gibt nirgends solche Probleme«. Auch legen nun zwei Schallgutmessungen vor, die zu keinerlei Beanstandung geführt haben, da nur 23 Dezibel gemessen worden seien. Erlaubt seien nachts aber 35 Dezibel.
Nach langer und sehr emotional geführter Diskussion einigte man sich schließlich darauf, dass Tennet bis Ende September der Schönecker Bürgermeisterin eine offizielle Mitteilung über die weitere Vorgehensweise zugehen lassen wird. Die Mitteilung soll Aussagen zu einem aussagekräftigen Schallgutachten genauso enthalten wie über den Austausch des Trafos und über die Möglichkeit, zwischenzeitlich eine Schallschutzvorrichtung um den alten Trafo errichten zu lassen. Dieser Vereinbarung stimmten beide Seiten nach kurzer Beratung am Ende dann zu.
Von Jürgen W. Niehoff