Karben. Fünf Jahre liegen hinter dem Karbener Stadtbrandinspektoren-Team Christian Becker und Christoph Häusler. Fünf Jahre, in denen eine ganze Menge passierte. Nun ist Zeit für ein Resümee.
Bei der Feuerwehr in Karben hat es in den vergangenen fünf Jahren einige Veränderungen gegeben. Neuanschaffungen für die Einsatzabteilungen und die Pandemie, die noch nicht vorbei ist, gehören gleichermaßen dazu. Über der Bilanz steht aber eine überraschende Nachricht: Christoph Häusler wird das Amt des stellvertretenden Stadtbrandinspektors künftig nicht mehr ausüben. Sein Rückzug scheint sinnbildlich für die enorme Belastung, die mit dem Ehrenamt Freiwillige Feuerwehr verbunden ist. Zwei bis drei Einsätze pro Woche und nahezu 200 pro Jahr verzeichnet die Karbener Wehr mittlerweile.
»Das ist wie ein Vollzeitzweitjob«, schildert Häusler seine Erfahrungen in verantwortungsreicher Position. »Für mich musste ich jetzt die Entscheidung treffen, dass es mit meinem Privatleben so nicht mehr zu vereinbaren ist. Durch das Amt und seine Verpflichtungen bleibt kaum noch Zeit für andere Dinge.« Sein Vorschlag: die Stelle des Stadtbrandinspektors hauptamtlich besetzen.«
Viele Neuerungen durchgesetzt
Christoph Häusler wird der Feuerwehr zwar weiterhin die Treue halten, aber sein Amt als Stellvertreter von Christian Becker, mit dem er schon seit der Jugendfeuerwehr befreundet ist, muss in der Jahreshauptversammlung im September neu vergeben werden.
Gemeinsam haben die beiden Männer in den zurückliegenden Jahren eine ganze Liste von Neuerungen durchgesetzt: Fünf neue Einsatzfahrzeuge, neue Ausrüstungsgegenstände für die 180 aktiven Mitglieder der Wehr und ein veränderter Feueralarmplan sind nur einige davon. Die gute Zusammenarbeit mit den Wehrführern in den Stadtteilen habe zu mehr Verschweißung untereinander geführt, sagt Becker. Früher sei es oft nach dem Prinzip gegangen: Mein Feuer, dein Feuer. So etwas gebe es heute nicht mehr.
Unablässig rührte das Duo in den vergangenen Jahren die Werbetrommel, um neue Mitglieder zur Feuerwehr zu bringen. Diese Akquise-Tätigkeit sehen sie als eine ihrer Hauptaufgaben an. »Bei der Vielzahl an Einsätzen müssen wir dafür sorgen, dass die Zahl der aktiven Mitglieder immer bei 180 bleibt«, erklärt Häusler.
»Leider haben wir es bisher nicht geschafft, diese Zahl zu erhöhen.« Ein voller Erfolg sei jedoch die Sticker-Aktion im Winter gewesen, bei der die Konterfeis der Feuerwehrleute in einem Album gesammelt werden konnte. Danach habe es schon einige Zugänge gegeben, vor allem bei der Jugendfeuerwehr.
Stadtbrandinspektor Becker lobt ausdrücklich die Unterstützung seitens des Bürgermeisters und des Magistrats. »Mein Ziel ist und bleibt, das Beste für die Feuerwehrleute in Karben zu erreichen. Und da der Magistrat die Wichtigkeit einer funktionierenden Feuerwehr verstanden hat, konnten viele Dinge umgesetzt werden.«
Alarmübungen sind notwendig
Ganz offen spricht er aber auch über Dinge, die ihn stören und ärgern. »Ich habe lernen müssen, dass es bei 180 Menschen nicht möglich ist, es jedem recht zu machen«, räumt er ein. »Manche Entscheidungen rufen einfach Gegenwehr hervor. Ich will mich damit aber nicht zufriedengeben, sondern weitermachen. Als Stadtbrandinspektor möchte ich Transparenz zeigen. Ich habe noch immer großen Spaß an dieser Arbeit.«
Er zitiert in diesem Zusammenhang den Spruch seines Kameraden Christopher Münch von der Feuerwehr Mitte: »Du bist nicht du, wenn du nicht Stadtbrandinspektor bist.« Und in dieser Position würde er gerne auch wieder seine »beliebten« Alarmübungen organisieren, die es wegen der Corona-Pandemie zuletzt nicht geben konnte. Becker: »Einmal im Jahr muss es richtig krachen!« Andere Projekte seien neue Gerätehäuser für Petterweil und Burg-Gräfenrode und die Beschaffung weiterer Fahrzeuge.
Christian Becker möchte sich bei der »tollen Truppe« für das Geleistete in den vergangenen fünf Jahren bedanken. Besonders würdigt er Christoph Häusler als »hervorragenden Stellvertreter«. Über allem stünde immer der von ihm kreierte Leitspruch: »Wir alle gemeinsam retten Karben – wir sind die Feuerwehr«.
Wenn der Einsatz Spuren hinterlässt
Bei Feuerwehreinsätzen ist das Thema Tod oft nicht allzu fern. Wie aber können die schrecklichen Bilder verarbeiten werden, ohne dass sie einen ständig wieder einholen?
Ein schlimmer Einsatz für Becker und Häusler war zum Beispiel ein Verkehrsunfall am Petterweiler Kreuz 2020, bei dem ein 16-Jähriger ums Leben kam. »Uns steht dann die Seelsorge zur Verfügung. Auf Wunsch kann sie auch nach dem Einsatz noch mit ins Feuerwehrhaus kommen«, erläutert Christoph Häusler. Vier Tage seien die Richtlinie.Wer nach vier Tagen immer noch Probleme habe und die Bilder nicht aus dem Kopf bekomme, müsse professionelle Hilfe von Psychologen in Anspruch nehmen. (jsl)