Bad Vilbel / Wetteraukreis. Seit Sonntag ist eine Delegation bestehend aus Bad Vilbeler Feuerwehrleute und Kolleginnen und Kollegen aus anderen Wetterauer Kommunen wieder zurück in ihren Heimatgemeinden. Die Einsatzkräfte hatten als Teil des Zuges Wetteraukreis in der Hochwasser-Region in Nordrhein-Westfalen ausgeholfen. Mario Migdalski ist Wehrführer der Bad Vilbeler Kernstadt-Wehr und war als Zugführer des Wetterauer Zuges eingesetzt. Er berichtete BVA-Mitarbeiter Niklas Mag von seinen Erfahrungen.
Donnerstags ging’s los
Donnerstag in der vergangenen Woche ging es los. Am Landratsamt sammelten sich am Nachmittag die einzelnen Einheiten, später an der Raststätte Taunusblick kam der Zug des Wetteraukreises mit anderen Zügen zusammen und wurde Teil des Vierten Verbandes des Kontingents Hessen. »Nach einer Lagebesprechung wurde der gesamte Verband marschbereit gemacht und zum Messegelände nach Düsseldorf verlegt. Dort sind die Kräfte gegen 23 Uhr eingetroffen.
Das Messegelände Düsseldorf war die Basisunterkunft für alle Hessischen Einheiten. Nach dem Eintreffen wurde eine Messehalle als Unterkunft bezogen und alle haben ihre Feldbetten aufgebaut und ihren Schlafbereich hergerichtet«, erzählt Migdalski. Die Einsatzkräfte konnten sich schlafen legen, wurden wenig später aber doch in Alarmbereitschaft versetzt.
»Der Zug Wetterau wurde mit den restlichen Kräften des vierten Verbandes um 5.01 Uhr geweckt und mit dem Einsatzbefehl Menschenrettung marschbereit gemacht, geplanter Einsatzort war Erftstadt. Während der Anfahrt stellte sich heraus, dass das bloße Erreichen der Einsatzstelle ein Problem wird«, erinnert sich der Vilbeler Wehrführer. Notwendige Straßen und Zufahrtsbereiche waren durch die Folgen des Unwetters zerstört worden, Anfahrtsmöglichkeiten mussten zeitintensiv ausgekundschaftet werden.
»Beim Eintreffen in Erftstadt-Blessem wurde das Gebiet durch die Führungskräfte des Verbandes erkundet und es erfolgten Abstimmungen mit den vor Ort befindlichen Einsatzkräften«, beschreibt Migdalski. Das Bild, das die Einsatzkräfte vorgefunden hätten, habe jede Vorstellungskraft gesprengt. »Teile dieses Ortes und die dazugehörige Infrastruktur waren komplett zerstört, viele eingestürzte oder weggespülte Häuser wurden vorgefunden.« Beschädigte Autos und Öltanks hätten den Geruch bestimmt.
Maximale Zerstörung
In Erftstadt wurden die Wetterauer Feuerwehren an diesem Morgen aber nicht mehr benötigt, weiter ging es im 90 Kilometer entfernten Stolberg. »Dem Zug Wetterau wurden zwölf Straßenzüge zugewiesen, die komplett erkundet werden mussten. Das Bild der maximalen Zerstörung vor Ort kann kaum in Worte gefasst werden und die Eindrücke erinnern wirklich an Fotos aus der Kriegszeit«, berichtet Migdalski.
Die Wetterauer Retter suchten in den Straßen nach Verletzten, Toten, schätzten bei Häusern die Einsturzgefahr ein, meldeten defekte Gas- und Wasserleitungen und suchten nach Gefahren durch elektrischen Strom. »Die Erkundungsergebnisse führten im Anschluss zu insgesamt 31 Einsatzstellen für den Zug Wetterau. Bei diesen galt es unter anderem, verletzte Personen medizinisch zu versorgen, den Verbleib vermisster Personen aufzuklären, indem Wohnungen aufgebrochen und durchsucht werden mussten, sowie das Auspumpen diverser Gebäude«, sagt Mario Migdalski. Teils habe man auf riesigen Flächen dreißig Zentimeter hohes schlammiges Wasser vorgefunden.
Hochmotiviert und fast ohne Pause
»Die Einheiten des Wetteraukreises arbeiteten ihr zugewiesenes Einsatzgebiet bis in die Abendstunden vollständig ab. Die Wehrleute machten in dem Einsatzgebiet nur freundliche Erfahrungen, denn die Menschen vor Ort waren überglücklich, dass Hilfe kam und jemand ihnen beistand.« Man habe jedem Hilfesuchenden helfen können.
Migdalski ist stolz auf die ehrenamtlichen Feuerwehrleute aus der Wetterau: »Die Einheiten des Wetteraukreises arbeiteten den ganzen Tag hochmotiviert und fast ohne Pausen mit eisernem Willen und der Einstellung, hier so viel wie möglich bewegen und helfen zu können.« Ein Feuerwehrmann habe sich leicht verletzt, ansonsten sei nichts vorgefallen. »Als eingesetzter Zugführer des Wetteraukreises dieser Einheiten, war es für mich eine Ehre, mit diesen Kolleginnen und Kollegen in das Krisengebiet zu fahren und dort helfen zu können«, schließt Migdalski seinen Bericht. (nma)
Ehrenamtlich
Die Feuerwehren in der Wetterau, auch die Vilbeler Feuerwehrleute, verrichten ihre Arbeit rein ehrenamtlich. Bei Tag und Nacht in der heimischen Region oder bei Katastrophenfällen auch auswärts. Nach Angaben des Kreises waren 31 Feuerwehrleute, drei Rettungsdienstler und 14 DLRG-Wasserretter im Einsatz. Alle seien »wohlbehalten« wieder in der Wetterau angekommen. (nma)