Bad Vilbel. Einen spannenden Produktionssektor lernte Christean Wagner, Vorsitzender der bisherigen CDU-Fraktion im Hessischen Landtag, während einer Führung durch die Produktionshalle der Firma Keraform Spezialziegel kennen. Wagner war der Einladung des Bad Vilbeler CDU-Vorsitzenden Tobias Utter gefolgt, der für den Landtag kandidiert.
Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) informierte über die für den Freistaat Massenheim ortsteilprägende Funktion der Ziegelei. Bereits 1898 wurden auf dem heutigen Gelände Mauerziegel im Handstrichbetrieb hergestellt. 1936 erwarb die Firma Strauch den Betrieb. Das Massenheimer Unternehmen stellt mit 22 Beschäftigten Spezialformate wie Deckenrandsysteme und vor allem hochwärmedämmende Ziegel mit einer Tagesleistung von etwa 200 Tonnen her.
Seit 1998 wird die Firma in der dritten Generation geführt, Geschäftsführer ist Michael Strauch. Der diplomierte Kaufmann sprach die Rahmenbedingungen für den Wohnungsneubau in Deutschland an. Strauch hatte darüber nachgedacht, wie man einen nachhaltigen Impuls für die Wohnungsbauwirtschaft im Zusammenhang mit Energieeinsparmaßnahmen erreichen kann. „Der Wohnungsbau ist seit zwölf Jahren auf dem Rückzug“, sagte Strauch. So seien 1996 bundesweit 559 488 Wohneinheiten fertiggestellt worden. 2008 waren es nur noch 175 000. Der Unternehmer führte dies auf die mehrmalige Verschlechterung der Abschreibungssätze oder die Anhebung der Grunderwerbsteuer von zwei auf 3,5 Prozent 1997 zurück. Negativ bewertete er unter anderem die Abschaffung der Eigenheimzulage 2006. „Eine neu konzipierte Eigenheimzulage sollte darauf zielen, den Neubau zu ermöglichen“, sagte Strauch. Auch die Energiesparverordnung und das Energien-Wärmegesetz machten das Produkt „Wohnhaus“ bis zu 15 000 Euro pro Wohneinheit teurer. Das Modell Bau-Riester könne die genannten Punkte nicht ansatzweise kompensieren. Die Anreize seien für den einzelnen Bauherrn schwer nachvollziehbar, kritisierte Strauch.
Eine konjunkturelle Unterstützung sei wegen der langen Ansparphase frühestens von 2013 an zu erwarten. Als Vorschlag nannte Strauch die Einführung einer neu gestalteten Eigenheimzulage, die auch eine Verschrottungs- oder Abrissprämie für alte Häuser enthalte. Dies sei nicht nur für die städtebauliche Entwicklung positiv.
Die Beschäftigung im Inland würde gesichert, eine höhere Wertschöpfung erbracht. Utter führte als positives Beispiel das Siedlungsprojekt Dortelweil West an. Jungen Familien habe man dort den Kauf eines Reihenhauses zu fairen Preisen ermöglicht. Wagner wolle prüfen, wie die Vorschläge auf Bundesebene umgesetzt werden könnten.