Karben. Zehn Tage ist es her, da hat das Conti-Management eingelenkt und ein finales Angebot der IG Metall angenommen. In diesen eineinhalb Wochen ist im Werk an der Karbener Dieselstraße einiges passiert. Die Gewerkschaftsmitglieder wurden in insgesamt 23 Versammlungen über das Ergebnis informiert, um anschließend darüber abzustimmen. Nun steht fest: Die endgültige Werkschließung in Karben ist bis 2025 verschoben.
Heinz Peter Fröhlich bringt es auf den Punkt. »Ein Sieg fühlt sich anders an«, sagt er. Das Conti-Betriebsratsmitglied steht mit einigen seiner Kollegen vor dem Werksgelände an der Dieselstraße. Es ist kurz nach 14 Uhr. Gerade haben Michael Erhardt und Frank Grommeck das Ergebnis der IG-Metall-Abstimmung zur Einigung mit dem Conti-Management verkündet. Der 1. Bevollmächtigte der IG Metall und der Betriebsratsvorsitzende informieren: »Wir hatten eine sehr hohe Wahlbeteiligung von 75 Prozent.« 72,2 Prozent davon hätten dafür votiert.
Nachdem Mitte Mai die Große Tarifkommission der IG Metall Frankfurt den Ende April zum Erhalt des Conti-Automotive-Werks ausgehandelten Sozialtarifvertrag noch abgelehnt hatte, stimmten diesmal 429 von 594 dafür. Frank Grommeck berichtet von einem »Ritt auf der Rasierklinge«, nachdem die IG-Metall mit fünf finalen Forderungen ans Management herangetreten war.
429 Ja-Stimmen
und 159 Gegenstimmen
Der Automobilzulieferer hatte ursprünglich geplant, den Standort in zweieinhalb Jahren zu schließen. Das ist vom Tisch. Die Continental Engineering Services bleibt nun endgültig mit 187 Beschäftigten in Karben. Die endgültige Schließung des Werkes wird bis 2025 verschoben. Die Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung wurden verbessert. Betriebsbedingte Kündigungen werden bis Ende 2022 nicht wirksam. Zudem wird zusätzlich ein weiterer Härtefallfonds von 1 Million Euro geschaffen. Für Beschäftigte, die älter als 57 Jahre sind und das Unternehmen verlassen, wurden die Abfindungsregelungen nochmals verbessert. Das gilt allerdings nur für Mitglieder der Gewerkschaft.
Fröhliche Gesichter sucht man an diesem Mittag dennoch vergebens. »Für die meisten bleibt am Ende des Tages der Verlust des Arbeitsplatzes«, sagt Frank Grommeck. Der tarifliche Teil sei erledigt, jetzt müsse so schnell wie möglich der betriebliche Teil angegangen werden: »beispielsweise Regelungen rund um die Abfindungen.« (wpa)