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Segmüller-Ansiedlung rückt näher

Blick von der Landschaftsbrücke im Quellenpark auf die Massenheimer Nordumgehung Richtung Bundesstraße 3: Auf der Fläche rechts will sich das Möbelhaus Segmüller ansiedeln. Foto: Niklas Mag
Blick von der Landschaftsbrücke im Quellenpark auf die Massenheimer Nordumgehung Richtung Bundesstraße 3: Auf der Fläche rechts will sich das Möbelhaus Segmüller ansiedeln. Foto: Niklas Mag

Gutachter stellen erste Ergebnisse im Ortsbeirat Kernstadt vor

Bad Vilbel. Mehrere Gutachter stellten bei der Sitzung des Ortsbeirates Kernstadt in der vorigen Woche ihre Ergebnisse zu einer Segmüller-Ansiedlung im Baugebiet Im Schleid vor. Ergebnisse über Lärm, Verkehr und wirtschaftliche Einflüsse auf das Umland wurden von Experten präsentiert.

»5. Änderung des Bebauungsplans Im Schleid«, lautet der unscheinbare Tagesordnungspunkt hinter dem sich viel versteckt: 45 000 Quadratmeter Verkaufsfläche, davon 800 Quadratmeter Kleinsortiment, ein großer Parkplatz und ein bis zu 28 Meter hohes Gebäude. Das sind die Eckdaten für die Segmüller-Filiale, die in Bad Vilbel entstehen soll. Das entsprechende Gebiet wird im Süden von der L 3008 (Nordumgehung Massenheim) begrenzt, im Westen von der B 3. Die 13,4 Hektar große Fläche füllt damit einen großen Teil der Wiesen zwischen der Kernstadt und Dortelweil und ist vom Nordbahnhof per Fuß gut zu erreichen.

Neuplanung
Um regionalplanerische Probleme zu vermeiden, hatte sich das Stadtparlament im Februar für eine komplette Neuplanung entschieden. »Damit soll die planungsrechtliche Grundlage zum Bau eines Möbelmarktes abgesichert werden«, erklärte Stadtplanerin Stefanie Horn von IMB-Plan im Ortsbeirat. Büro- und Lagerflächen sowie ein Restaurant sind geplant, der Eingangsbereich öffnet sich nach Süden, genau wie die große Stellplatzanlage. Bis zu 28 Meter hoch wird das Gebäude sein. »Es wird nur so viele Stellplätze geben wie benötigt. Hinzukommen Abstellmöglichkeiten für Lastenfahrräder und entsprechende Ladestationen«, sagte Horn. 30 Ladesäulen für E-Autos sind geplant, doch kann hier nachgerüstet werden.
Ihr Kollege Johannes Wolf berichtete über die Umwelteinflüsse des Möbelmarktes: »Ein kleiner Park im Osten beinhaltet ein Regenrückhaltebecken, das naturnah gestaltet wird und so auch ökologischen Wert schafft.« Das Dach werde zu 100 Prozent begrünt und auch eine Fassadenbegrünung in Richtung B 3. »Segmüller muss außerdem 148 000 Euro für den Eingriff in das Landschaftsbild zahlen.« Durch die Dachbegrünung liege das Gebäude aber mit Öko-Punkten deutlich im Plus. Schallschutzgutachter Yannick Zwilling kommt zu dem Schluss, dass sich der Lärm des Möbelhauses im Rahmen halten werde. Der Verkehrslärm hingegen würde passive Maßnahmen erfordern.
Verkehr ist ohnehin ein großes Thema bei der Segmüller-Ansiedlung. Denn in Kombination mit der neuen Therme und »Spring Park Valley« fürchten viele Vilbeler und auch die Opposition den Verkehrskollaps in und um die Quellenstadt, weshalb Experte Claas Behrendt von IMB-Plan eine Prognose für das Jahr 2030 erstellt hat.

»Kaum belastet«
Dabei kam er zu sehr überraschenden Ergebnissen: »Weil das Kleinsortiment von 3000 Quadratmetern auf 800 reduziert wurde, rechnen wir mit deutlich weniger Fahrten.« Interessant sei vor allem, dass die Büdinger Straße laut seinen Berechnungen kaum von der Segmüller-Filiale belastet werde. »Das Viadukt dort ist nur einspurig in jede Richtung. Die Leute wissen das, deshalb werden sich die Verkehre verlagern.« Der Riederwaldtunnel werde ebenfalls viel abfangen können. »Die B 3-Auffahrten werden das Möbelhaus allerdings spüren. Trotzdem kamen wir hier zu befriedigenden Ergebnissen.«
Wirtschaftsforscherin Monika Kollmar erklärte: »Es gibt im Kleinsortiment kaum Überschneidungen mit der Frankfurter Straße. Wir sind tief in alle umliegenden Innenstädte eingestiegen und kommen zu dem Ergebnis, dass keine Zentren durch Segmüller geschädigt werden.« Andere Möbelhäuser wie Porta in Dortelweil würden die Auswirkungen aber vermutlich deutlich spüren.
Das Einzugsgebiet der Segmüller-Filiale schätzt die Expertin auf zwei Millionen Menschen. Vor allem aus dem Norden kommende Kunden könnten 30 bis 45 Minuten Fahrtzeit in Kauf nehmen.

Grüne fragen nach

Bei der Diskussion im Ortsbeirat Kernstadt über die Entwürfe für die Ansiedlung des Möbelhauses Segmüller sah Susanne Lorenzini (Grüne) die Ansiedlung von Gastronomie kritisch: »Der Radweg geht dort entlang, ich sehe hier eine Konkurrenz-Situation zur Innenstadt.« Erster Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) entgegnete: »Auch Kantinen in Bad Vilbel, wo es günstige Mittags-Angebote gibt, werden ja nicht überrannt. Ich denke, die gastronomischen Angebote in Bad Vilbel sind für Leute, die gemütlich essen gehen wollen, deutlich attraktiver als die in einem Möbelhaus.«
Auch was die Verkehrsströme angeht, fragen die Grünen nach: »Das ist schwer vorstellbar«, kommentiert Andreas Lohbeck die Verkehrsprognose von Gutachter Claas Behrendt (siehe Artikel rechts). Dieser antwortet: »Sie kennen das von Baustellen. Wenn eine Straße gesperrt wird, gibt es danach ein paar Tage Chaos, dann suchen sich die Fahrer andere Wege.« So werde das auch in größerem Maßstab in und um Bad Vilbel geschehen, wenn das große Möbelhaus komme.

Mit Gegenstimmen der Grünen wurde die Vorlage für die Änderung des Bebauungsplans durchgewunken. Das Thema wird bei der Stadtverordnetenversammlung am 1. Juni weiter verhandelt.

Seit über zehn Jahren wird über eine Ansiedlung des Möbelmarktes in Bad Vilbel diskutiert. »Segmüller ist weiterhin am Standort interessiert«, erklärte der Erste Stadtrat Sebastian Wysocki im Planungs-, Bau-, und Umweltausschuss im Frühjahr, Knackpunkt der Verhandlungen war jahrelang das Kleinsortiment. Viele umliegende Kommunen fürchteten, dass Segmüller den Einzelhändlern die Kunden abgräbt, weshalb die hierfür vorgesehene Verkaufsfläche mittlerweile auf 800 Quadratmeter reduziert wurde und planungsrechtlich verankert ist.

Mittlerweile wurde die Segmüller-Ansiedlung auch bei der Sitzung des Planungs,- Bau-, und Umweltausschusses diskutiert. Die Änderung des Bebauungsplans steht zudem am 1. Juni bei der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung auf der Tagesordnung. (nma)