Karben. Endlich wieder auf einer Bühne stehen und Kultur präsentieren: Dieser Wunsch vieler Künstler in der Pandemie ging am Freitagabend für fünf Sängerinnen, Songwriter und Poetry-Slammer bei der ersten Live-Show des neuen Kultur-Streaming-Online-Programms in der Kulturscheune des Jugend- und Kulturzentrums (Jukuz) in Erfüllung.
Ruhe bitte, Aufnahme. Licht aus, Spots an, lautete die Devise bei der ersten Live-Show. Moderator Dominik Rinkart führte durch einen bunten, vielfältigen Abend.
Geplant sind vier Shows. Ermöglicht hat die Live-Auftritte die Stadt Karben mit einem kleinen Budget. Zur Freude des Moderators verzichtete ein Teil der Künstler, die noch einen anderen Beruf ausüben, auf ihre Gage zugunsten der hauptberuflichen Kollegen.
Umgesetzt werden die Auftritte von drei versierten Mitgliedern der Technik AG des Vereins Kulturscheune Karben. Es sind Robin Conrad, der Bildschirme und Streams fest im Blick hat, Martin Schuster, der für den perfekten Sound sorgt, und Kameramann Benjamin Müller. Das Trio brachte nichts aus der Ruhe, weder plötzlich defekte Mikrofone noch ausgefallene Bildschirme.
Wieder auf der Bühne
Zwar war das Publikum nicht vor Ort und nur rund zehn Personen in der Kulturscheune, doch der Funke sprang über, wie die Künstler versicherten. Alle waren glücklich, wieder auf einer Bühne zu stehen und mit ihrer Kunst ein Publikum zu unterhalten. Kollegen und Crew spendeten Applaus, feuerten mit Stimme und Gesten in der ansonsten menschenleeren Kulturscheune an.
Musiker, Sänger und Songwriter Yannick »Di Mari« aus Friedberg eröffnete die Premiere. »Es ist etwas Schönes für mich, wieder auf einer, vor allem dieser Bühne zu sitzen, auf der 2015 für mich alles anfing.« Mit dabei hatte er seine Lakewood-Gitarre und Songs wie die Gegenwartshymne »Hier und Jetzt« oder etwa den Mutmach-Song »Augen auf«. Comedian, Rapper und Kunsthistoriker Jakob Schwerdtfeger sagte: »Ich freue mich tierisch, wieder nach fünf Monaten auf einer Bühne zu stehen.« Er präsentierte drei Texte. Mit ihnen gewährte er kurzweilige Einblicke ins Musik- und Kunst-Business. In den letzten fünf Minuten konnten die Zuschauer Begriffe in den Chat eingeben, die er aufnahm und in einen Freestyle-Rap präsentierte. Danach schlug er sich bravourös im Kunstwerke-Quiz von Dominik Rinkart.
Ein Heimspiel in Karben hatte das Pop-Schlager-Duo »Herzgold«. Die beiden ausgebildeten Opernsängerinnen Claudia App und Lucy Snyder wohnen seit 2019 in Karben, stehen gemeinsam seit 2017 als Duo im Scheinwerferlicht. Nach Liedern wie »Feuerflieger«, »Nonstop zu dir« und einem Medley mit bekannten Schlagern präsentieren sie ihren Fans »Die Nacht ist unser Ziel« und ihren neuesten Song »Liebe macht high«. Zur Freude der Sängerinnen tanzte das Publikum vor den Bildschirmen mit. »Wir sind glücklich wieder auf einer Bühne zu stehen.« Das letzte Mal war dies im Vorprogramm von Andrea Bergs Arena Tour 2019 der Fall, wo sie »Feuerflieger« vorstellten.
Kabarettist und Poetry-Slam-Ikone Lars Ruppel aus Gambach begeisterte unter anderem mit seiner modernen Version von Theodor Fontanes Ballade »John Maynard«. Poesie kann etwas bewegen, kann Dinge transportieren«, sagte der Künstler, der seit 2003 zu Poetry Slams fährt. Vor dem Verfall der Sprache warnte er mit dem bekannten Zitat »Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt«.
Von Christine Fauerbach