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Nachbarschaftshilfe sammelt alte Brillen

Der stellvertretende Vorsitzender Veikko Bieselt von der Nachbarschaftshilfe hält zwei Kisten für Brillenspenden bereit. Foto: Wieberneit
Der stellvertretende Vorsitzender Veikko Bieselt von der Nachbarschaftshilfe hält zwei Kisten für Brillenspenden bereit. Foto: Wieberneit

Niederdorfelden. Mit Brillen ist es wie mit Handys – alle paar Jahre wird eine neues Modell fällig. Bei Brillen entweder aus modischen Gründen oder weil sich die Sehkraft verändert hat und eine neue Brille nötig wird. Und so sammeln sich alte Sehhilfen in den Schubladen, landen im Mülleimer oder – sie werden gespendet, etwa für die Aktion »Brillenweltweit«.
Hierfür ist die Nachbarschaftshilfe in Niederdorfelden ein Anlaufpunkt. »Seit etwas über einem Jahr sammeln wir Brillen«, sagt Veikko Bieselt, stellvertretender Vorsitzender der Nachbarschaftshilfe. Seine Anregung für die Nachbarschaftshilfe stieß auf ein großes Echo in der Bevölkerung. Schnell türmten sich die aussortierten Brillen im Büro des Vereins, das in der Bücherei im Bürgerhaus untergebracht ist. Angenommen werden »gerne ganze Brillen«, macht Bieselt deutlich, denn die hierzulande ausrangierten Sehhilfen werden anderenorts gebraucht und weiter getragen.
Bald meldete sich auch ein Abnehmer: Kreisbeigeordneter a.D. und ehemaliger Bürgermeister von Niederdorfelden Matthias Zach sprach die Ehrenamtler an. Er engagiert sich bei »Main-Kinzig-Kreis hilft Beruwala«. »Zweimal im Jahr fahre ich mit einer Delegation nach Sri Lanka«, sagt Zach. Zuletzt im Februar/März 2020, bei der Schüler der Albert-Einstein-Schule aus Maintal mitreisten. Mit im Gepäck waren auch etliche Brillen aus Niederdorfelden.
»Insgesamt hatten wir rund 800 Brillen mit, die kamen aus dem ganzen Kreisgebiet«, berichtet Zach. Die Brillenaktion habe Landrat a.D. Karl Eyerkaufer schon sehr früh angestoßen im Rahmen seiner Hilfsaktion für Beruwala in Sri Lanka unmittelbar nach dem Tsunami 2004, so Zach.
Die Sehhilfen seien sehr begehrt. Die Helfer vor Ort organisieren die Verteilung, etwa in der Schule oder in der Moschee, so Zach. Die mitgebrachten Brillen würden auf Tische ausgebreitet und die versammelten Menschen, die eine Sehhilfe benötigten, probierten die Brillen auf. »Wenn sie damit eine Zeitung lesen können, behalten sie die Brillen«, beschreibt Matthias Zach die Situation vor Ort. Nach ein bis zwei Stunden seien die Brillen verteilt.
Einen weiteren Abnehmer für die gesammelten, nicht mehr benötigten Brillen hat Veikko Bieselt in »Brillenweltweit« gefunden, eine Aktion des Deutschen Katholischen Blindenwerks. »Wir haben uns dort als Sammelstelle angemeldet und Sammelboxen erhalten«, so Bieselt. Diese allerdings müssen ebenso bezahlt werden wie die Rücksendung der gefüllten Box an den Stammsitz der Aktion in Koblenz. Eine Rücksendung haben die Niederdorfelder schon auf den Weg gebracht, die sei, so Bieselt, für Ruanda gewesen.
Es sei von Quartal zu Quartal unterschiedlich, wohin die Brillen zur kostenlosen Verteilung an Bedürftige verschickt werden, informiert Johannes Klein, langjähriger Koordinator von Brillenweltweit. Mit Nepal, Kamerun, El Salvador und der Demokratischen Republik Kongo nannte er einige weitere Ziele.
Im Jahr 2019 seien zirka eine Million Brillen gespendet worden. Um die enorme Menge an Altbrillen zu bearbeiten, habe Brillenweltweit in Kooperationen mit dem Jobcenter bisher fünf Brillenprojekte, in denen über 80 Langzeitarbeitslose beschäftigt sind, gegründet. Hier würden die Brillen, so Klein, gereinigt, desinfiziert, repariert, vermessen und registriert. Bei jeder Brille werde der Scheitelbrechwert festgestellt, die Brille erhält einen neuen Brillenpass, der dem Etui beigelegt wird und das Etui erhält eine Lagernummer, um zu wissen »was wir an Brillen haben«, erläutert
Klein. So können Anfragen gezielt bedient werden.
»Brille spenden – Sehen schenken« prangt auf der Sammelbox. Weil eine weitere Sammelbox gefüllt ist, stellt Bieselt eine neue im Büro der Nachbarschaftshilfe auf, denn »das Angebot wird rege genutzt«.

Kontakt
Die Nachbarschaftshilfe hat ihr Büro in der Bücherei Niederdorfelden, Burgstraße 5. Das Büro ist montags von 10 bis 12 Uhr und donnerstags von 17 bis 19 Uhr besetzt. Kontakt unter Telefon 0 61 01/98 52 01.

Spenden für Beruwala
Beruwala auf Sri Lanka ist mittlerweile eine Partnerregion geworden. Über die Aktion »Main-Kinzig-Kreis hilft Beruwala«, initiiert von Karl Eyerkaufer, ist vielfältige Hilfe vor Ort ermöglicht worden.
Die breit gefächerte Unterstützung aus dem Main-Kinzig-Kreis für die Region Beruwala laufe trotz Corona-Pandemie weiter, heißt es in einer Pressemeldung des Kreises. Allerdings konnten erstmals seit 2004 Karl Eyerkaufer, Matthias Zach und Kreistagsabgeordnete Ursule Conen wegen der geltenden Reisebeschränkungen im Spätherbst nicht nach Beruwala reisen.
Spenden sind weiterhin möglich, entsprechende Sonderkonten sind bei allen drei Sparkassen im Main-Kinzig-Kreis eingerichtet (Verwendungszweck: Spende; Stichwort »Beruwala«). Für eine Spendenbescheinigung bitte die Adresse angeben. (zlp)
Sparkasse Hanau:
BIC HELADEF1HAN, IBAN DE47 5065 0023 0000 0999 94
Kreissparkasse Gelnhausen:
BIC HELADEF1GEL, IBAN DE56 5075 0094 0000 0999 94
Kreissparkasse Schlüchtern:
BIC HELADEF1SLÜ, IBAN DE27 5305 1396 0000 0999 94