Bad Vilbel. Der Wahlkampf für die Landtagswahl am 18. Januar 2009 hat noch gar nicht richtig begonnen, da gibt es bereits fast so etwas wie eine Große Koalition der Bad Vilbeler Parteien. CDU, Grüne und FDP setzen auf Rücksicht, wollen diesmal erst nach Weihnachten mit dem Aufstellen von Plakaten beginnen. „Das hat die Bürger und uns selbst früher gestört“, sagt der FDP-Ortsvorsitzende Kai König.
Wahlplakate inmitten der Weihnachtsdekoration findet der grüne Stadtverordnete Ulrich Rabl „unmöglich“. Lediglich die Genossen sind ausgeschert und haben plakatiert. Das Stadtparlament habe Plakate bereits ab dem 8. Dezember erlaubt, sagte Bad Vilbels SPD-Chef Udo Landgrebe, der selbst als Landtagskandidat der SPD antritt.
Die Tafeln als sichtbarste Wahlkampf-Zeichen sollen deutlich reduziert werden. 150 bis 200 wollen die Genossen im Stadtgebiet aufstellen, 200 die CDU, 60 die FDP und etwa 100 die Grünen. Lediglich die Linke und die FDP lassen kleben. Bei der CDU sind die immerhin 50 ehrenamtlichen Helfer auch dafür zuständig. Die Grünen mobilisieren zehn Helfer, „das ist der halbe Ortsverein“, so Stadtverordnete Hannelore Rabl. Die SPD kann auf 15 bis 20 Leute zurückgreifen, bei den Liberalen sind es sechs bis sieben Helfer. Unterschiedlich prall sind die Kassen gefüllt: 5000 Euro will die CDU ausgeben, bis zu 15 000 die SPD, 2000 die FDP und bis zu 2000 Euro die Grünen
Einigkeit herrscht bei den Parteien über das erste Ziel des vorgezogenen Urnengangs. „Stabile Verhältnisse“ schaffen, sagt der CDU-Landtagskandidat Tobias Utter. Und Hannelore Rabl wünscht sich, „dass die Wähler klare Verhältnisse schaffen“. Dass die Wähler erst noch für die Neuwahl interessiert werden müssten, bezweifelt Utter. „Die Mobilisierung ist schon jetzt gegeben, bevor der Wahlkampf begonnen hat.“ Die hessischen Verhältnisse seien bundesweit Thema: „So eine Aufmerksamkeit gab es noch nie“.
Auf unterschiedlichen Touren laufen die Vorbereitungen für den Wahlkampf. Tobias Utter und seine Wahlkampfleiterin Irene Eckhardt packen fleißig Gummibärchen mit Glühweingeschmack in Päckchen, die auf Weihnachtsmärkten und Ständen verteilt werden. Die Grünen erwarten ihre Plakate erst in knapp zwei Wochen. SPD-Landtagskandidat Udo Landgrebe hat einen vierseitgen Flyer drucken lassen, mit dem er sich vorstellt: „Ich fang’ ja bei null an.“ Weil die Glaubwürdigkeit ganz oben stehe, stelle er seine Person in den Mittelpunkt, sagte der Sezialdemokrat. Sein Ziel: „Viel mit den Menschen reden“.
Kundgebungen mit Partei-Prominenz wird es bei der SPD nicht geben; diese sei bei Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel eingebunden, der am Mittwoch, 17. Dezember, einige Wetterauer Unternehmen besichtigen wollte, unter anderem die Druckerei Spiegler in Bad Vilbel. Auch die Grünen wollen einen Straßen-Wahlkampf führen, wobei sie sich auf den Zentralparkplatz konzentrieren. Die CDU will hingegen einen prominenten Gast für ihren Neujahrsempfang in die Quellenstadt holen.
Eine Lehre aus der Wahl-Pleite haben alle gezogen: CDU, SPD, Grüne, FDP sind miteinander im Prinzip koalitionsbereit, die SPD auch mit der Linken.