Bad Vilbel. Für die doch noch möglich gewordene Burgfestspiel-Saison 2020 hat Intendant Claus-Günther Kunzmann zwei Inszenierungen herausgesucht, die »in gewisser Weise leichtfüßig daherkommen, um dem Publikum einen entspannenden Genuss zu bieten«.
Das »alternative Theaterprogramm« wird mit »Ladies Night« gestartet; Generalprobe ist am Sonntag, 26. Juli, 20.15 Uhr, Premiere am Montag, 27. Juli, ebenfalls um 20.15 Uhr. »Ladies Night« basiert auf der britischen Film-Komödie »Ganz oder gar nicht« (Full Monty) aus dem Jahr 1997. Die Bühnenversion wurde bereits vor 13 Jahren einmal für die Bad Vilbeler Burgbühne inszeniert. Insofern kann es nun mit Rückgriff auf das damalige Bühnenbild relativ rasch umgesetzt werden. Regisseur Christian H. Voss wird sich mit eigenen Ideen mit der Geschichte um vier arbeitslose Männer auseinandersetzen.
Als die vier Hauptdarsteller – mit wenig Geld und vorerst auch eher wenig Glück in der Liebe ausgestattet – sehen, wie Besucherinnen vor dem Eintritt zu einer Männer-Strip-Show Schlange stehen, kommen sie auf die Idee selbst als Stripper zu Geld zu kommen. Ihre Körper sind für diese »Branche« zwar alles andere als perfekt, aber die vier wollen raus aus ihrer Misere. Wie weit werden sie dafür gehen? Ganz oder gar nicht? Bei insgesamt 26 Vorstellungen werden diese Fragen im Burghof beantwortet.
Vom Winde verweht
Bei der zweiten Komödie handelt es sich um »Mondschein und Magnolien«. Darin wird die Entstehungsgeschichte der Verfilmung des Romans »Vom Winde verweht« nachgezeichnet. Die Handlung spielt im Hollywood der späten 1930er Jahre. In bester Hollywood-Rasanz geschrieben, beschreibt sie überspitzt die Querelen im Produktionsfieber für den dann so erfolgreichen Film »Vom Winde verweht«.
Tatsächlich herrschten 1939 große Irritationen um die Dreharbeiten, keiner gab dem Film eine Chance, aber der dickköpfige Produzent tauschte Autoren und Regisseure so lange aus, bis die Dreharbeiten ihr »gutes‹ Ende fanden. Ein Stück, das den Erfolgsdruck in Hollywood aufs Korn nimmt und gleichzeitig die Frage stellt, warum das Buch und der Film so unglaublich erfolgreich waren – trotz der uns heute so unglaublichen Verhaltensweisen der Protagonisten.
Keine Kündigungen
Zu Beginn der Corona-Krise, als klar war, dass es keinen üblichen Spielplan würde, hatten die Burgfestspiele ihren bereits engagierten Ensemble-Mitgliedern das Angebot einer auf 80 Prozent aufgestockten Kurzarbeit gemacht. In der Regel stehen sie für fünf bis sechs Monate im Arbeitsverhältnis mit der Stadt Bad Vilbel.
Es gab also keine Kündigungen. Gleichzeitig wurde mit dem Verschieben des Spielplans auf 2021 der Vorschlag gemacht, den Vertrag für die jeweilige Rolle für 2021 abzuschließen. Mit der nun möglichen Umsetzung des alternativen Programms gibt es für sieben Schauspieler, zwei Schauspielerinnen, zwei Regisseure, zwei Ausstatterinnen, eine Choreographin, zwei Regieassistentinnen, eine Maskenbildnerin und den Mitarbeitenden in der Schneiderei (u.v.a.m.) seit Anfang Juli wieder konkrete Arbeitsmöglichkeiten. »Alle sind froh und glücklich, auch wenn Entscheidungen quasi im Stundentakt gefällt werden mussten«, so Dramaturgin Ruth Schröfel.
Das Hygienekonzept schützt nicht nur die Besucher, sondern hat auch Auswirkungen auf die Proben hinter der Bühne. So werden die Regisseure genauestens darauf achten, dass in ihren Inszenierungen die Schauspielerinnen und Schauspieler sich nicht zu nahe kommen. »Hauptsache, wir können spielen«, heißt es unisono.
Fürs Publikum bedeutet das, ab Ende Juli jeden Abend eine Vorstellung besuchen zu können bis zum 13. September. Es wird keine Doppelvorstellung an einem Tag geben, es wird vieles nicht geben, was sonst zu einem Abend in der Burg gehört. »Aber«, so die Dramaturgin, »wir machen Theater. Das ist die Hauptsache.« (zlp/hir)
Weitere Informationen und der komplette Spielplan sind unter www.kultur-bad-vilbel.de zu finden.