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Ein wehmütiges Hessentagspaar – Das große Landesfest wäre in der Quellenstadt gerade voll im Gange

Privates Outfit statt traditionelles Kostüm: Rund ein Jahr waren Laurena Röglin und Matthias Kallmeyer als Hessentagspaar aktiv – bis im März die offizielle Absage des Landesfestes erfolgte. Foto: Eickhofff
Privates Outfit statt traditionelles Kostüm: Rund ein Jahr waren Laurena Röglin und Matthias Kallmeyer als Hessentagspaar aktiv – bis im März die offizielle Absage des Landesfestes erfolgte. Foto: Eickhofff

Von Patrick Eickhoff

Bad Vilbel. Am Freitag  der vorigen Woche wäre der große Tag gewesen: Ministerpräsident Volker Bouffier hätte den Hessentag in Bad Vilbel offiziell eröffnet. Und Laurena Röglin und Matthias Kallmeyer hätten mit Sicherheit keinen Tag davon verpasst. Denn als Hessentagspaar haben sie ein Jahr lang in ganz Hessen für die 60. Auflage des traditionsreichen Landesfests geworben – dann kam die Absage. Beide blicken dennoch stolz auf die vergangenen Monate zurück.

Gerne haben Laurena Rögling und Matthias Kallmeyer in diesen historischen Kostümen als Bad Vilbeler Hessentagspaar in den Monaten der Vorbereitungen ihre Stadt repräsentiert. Nach der Absage des Landesfestes war leider auch ihre Rolle beendet.   Foto: Fauerbach

 

Matthias Kallmeyer und Laurena Röglin können sich noch genau an den 19. März erinnern. Doch so richtig überrascht, waren die beiden von der Absage des Hessentages nicht. »Es hatte sich leider abgezeichnet«, sagt Röglin. »Auch wenn wir natürlich immer gehofft haben, dass es vielleicht doch noch klappt.« Kallmeyer fügt an: »Wir haben es von unserer Betreuerin bei der Stadt erfahren. Die Entscheidung war aufgrund des Beschlusses, dass Großveranstaltungen bis Ende August ohnehin verboten sind, alternativlos. Das macht es etwas leichter.«

Als offizielles Hessentagspaar hätten die beiden volles Programm gehabt. »Rund 100 Termine, aber wir hätten uns auf jeden einzelnen gefreut«, sagt Kallmeyer. Die beiden sind seit 14 Jahren eng befreundet. »Ich glaube, man muss sich gut verstehen, um das ganze Programm gemeinsam genießen zu können«, sagt Kallmeyer. Doch statt zahlreiche Veranstaltungen in ihrem Hessentagskostüm zu besuchen und viele Gespräche zu führen, bleibt das traditionelle Outfit die kommenden Tage im Schrank. »Das ist natürlich traurig, aber wir wollen bestimmt kein Mitleid. Es gibt Branchen, die es in dieser Krise viel schlimmer trifft«, sagt er.
Ihre Heimatstadt liegt ihnen am Herzen. Sie beschreiben sich als »Vereinsmenschen«, sind beide ins Vereinsleben der Stadt involviert. Laurena Röglin ist sich sicher: »Die Vilbeler wären sehr gute Gastgeber gewesen.«

Baum und Tagebuch
Anstatt von Termin zu Termin zu springen, sitzen die beiden in Kallmeyers Garten in der Vilbeler Altstadt  und schwelgen in Erinnerungen. Der 30-Jährige deutet auf einen kleinen Baum. Es handelt sich um einen der Hessentagsbäume, die sie selbst mit verteilt haben. »Der wird mich immer an den Hessentag erinnern.«
Laurena Röglin hat ihre eigene Art der Verarbeitung. »Wir haben ganz am Anfang bei unserer Vorstellung ein Tagebuch geschenkt bekommen. Ich wollte damit warten, bis alles vorbei ist, und es dann erst füllen. Damit habe ich die vergangenen Tage angefangen.« Fotos, Zeitungsausschnitte und Texte hat sie hineingeklebt. »Wir waren ja das ganze Jahr unterwegs, da kommt einiges zusammen.« Rund 90 Termine haben beide absolviert. Von der Grünen Woche in Berlin mit rund 400 000 Besuchern bis hin zum Seniorencafé in Bad Vilbel war alles dabei. Besonders die »kleineren« Veranstaltungen sind den beiden im Gedächtnis geblieben.

»Wir haben echt viele schöne Momente erlebt«, sagt Röglin. »Ob es jetzt das Apfelweinfest in Frankfurt war, die Faschingsveranstaltungen oder das Wetzlarer Weinfest. Die Gespräche mit den Leuten vor Ort waren immer schön und auch interessant. Wir haben viel gelernt«, sagt Kallmeyer. »Ich kann jetzt viel besser vor Leuten sprechen«, ergänzt Röglin. Sie arbeitet als Arzthelferin in der gynäkologischen Onkologie der Uni-Klinik Frankfurt. »Wir hatten eine Weiterbildung, und alle waren total aufgeregt. Das war am Anfang bei mir noch genauso. Heute lache ich, wenn ich daran denke, dass ich bei 17 Leuten schon aufgeregt war.«

Verein der Paare
Obwohl der Hessentag seit fast zwei Monaten abgesagt ist, werden die beiden immer mal wieder angesprochen. »Bei mir ist es etwas seltener«, sagt Röglin und lacht. »Ich sehe im traditionellen Kostüm ganz anders aus. Deshalb erkennen mich viele nicht, wenn ich privat unterwegs bin.« Kallmeyer ergänzt: »Wenn mich jetzt jemand fragt, sage ich immer: Ich bin der Fast-Hessentagsmann.«
Der Verein der Hessentagspaare – Röglin und Kallmeyer wären das 50. Paar gewesen – hat ihnen direkt nach der Absage mitgeteilt, dass sie das Hessentagspaar bleiben werden und weiterhin zu den Treffen eingeladen sind. »Das ist natürlich schön, denn dort sind sehr viele Paare, und jedes hat seine Geschichte mit dem Hessentag. Aber warten wir erst mal ab, wie es weitergeht.«

Und was, wenn Bad Vilbel sich für den Hessentag 2025 bewirbt? Würden die beiden als Hessentagspaar bereitstehen? »Das ist eine lange Zeit. Um ehrlich zu sein, wissen wir es nicht«, sagt Matthias Kallmeyer. Laurena Röglin nickt.
Dann blicken die beiden ein letztes Mal zurück. »Es war uns eine Ehre, unsere Heimat zu repräsentieren und bekannter machen zu dürfen«, sagt Kallmeyer. Anstatt in Trauer zu verfallen, haben sie am Abend, als die Eröffnung sein sollte, privat angestoßen auf ihre leider nicht richtig beendete Zeit als Bad Vilbels Hessentagspaar.

Ein neuer Versuch in 2025? – Termin für in fünf Jahren ist noch für Bad Vilbel reserviert

Bad Vilbel. Der Hessentag in Bad Vilbel wurde abgesagt. Doch wie geht es weiter? Gibt es schon einen Ersatztermin? Yannick Schwander, Pressesprecher der Stadt, sagt: »Die Absage war aufgrund der aktuellen Situation  alternativlos. Ob es eine Zukunft des Hessentags in Bad Vilbel geben wird, ist nach wie vor offen.«

Nachgeholt im kommenden Jahr wird er »in keinem Fall«, wie Schwander bestätigt. Dies habe verschiedene Gründe:»Zum einen haben wir uns einst sehr bewusst für 2020 beworben, da im Jahr 2021 der ökumenische Kirchentag in Frankfurt stattfindet und die Region zwei derartig große Veranstaltungen sehr kurz, wirklich unmittelbar hintereinander gar nicht ausrichten könnte. Logistische und organisatorische Schwierigkeiten wären hier zum Teil wohl unüberwindbar gewesen. Zumal beispielsweise die Bad Vilbeler Kirchengemeinden, die einen großen Beitrag am Hessentag leisten würden, auch voll und ganz im Kirchentag involviert sind. Und das nicht nur da Gemeindemitglieder dort helfen, sondern auch weil in Bad Vilbel ausgelagerte Veranstaltungen oder Übernachtungen stattfinden.«

Zum anderen könne man nicht, wie teilweise spekuliert, die Planungen für dieses Jahr eins zu eins auf 2021 übertragen. »Man müsste in diversen Bereichen neu planen und umstrukturieren, hierfür hätte die Zeit gar nicht mehr gereicht.« Es sei zudem auch einhellige Meinung innerhalb der Verwaltung, dass ein Hessentag – sofern Bad Vilbel sich noch einmal bewirbt – nur dann Sinn ergebe, wenn die Maßnahmen insbesondere in der Innenstadt wirklich abgeschlossen sind und beispielsweise das Kurhaus und die Stadthalle nutzbar wären. Dies wäre 2021 definitiv noch nicht der Fall. Der nächste freie Termin wäre 2025.

»Ob Bad Vilbel den Hessentag 2025 ausrichten wird, ist Stand jetzt  noch nicht besprochen. Erste Überlegungen und Gespräche haben verwaltungsintern stattgefunden, aber sind maximal in einem sehr frühen Überlegungsstadium. Bis Ende des Jahres hat uns das Land Hessen zugesagt, das Jahr 2025 für uns freizuhalten. Wir müssten uns jedoch noch einmal offiziell bewerben. Ob das geschieht, wird sich aber wohl erst herausstellen können, wenn nach dem Sommer die Auswirkungen von Corona auf die Stadt, insbesondere den Haushalt, deutlicher werden und die Gespräche zu einer Zukunft des Hessentags in Bad Vilbel vertiefter aufgenommen werden.« (wpa)