Zu steil, zu gefährlich: »Wer geht denn freiwillig hier runter?«
Bad Vilbel. »Zu steil und zu gefährlich!« Die Sprecher der Initiative Heilsberg, Ulrich Sopp und Bettina Münch, kritisieren den Neubau einer Treppe neben dem gerade entstehenden Pflegeheim »Am Hang«.
Die Bagger rollen, Bauarbeiter trotzen den Temperaturen, es türmt sich der Schutt. Der Bau des neuen Pflegeheims im Stadtteil Heilsberg hat begonnen. Bettina Münch und Ulrich Sopp stehen unterhalb des gerade entstehenden Gebäudes. Jahrelang hatten die beiden mit der Initiative Heilsberg versucht, gegen die Dimension des Heims an der Straße »Am Hang« vorzugehen – vergeblich. »Damit haben wir uns abgefunden«, sagen die Sprecher. Doch es ist etwas anderes, das die beiden stört: Die Treppe am Rand des Neubaus. »Das ist ein Schildbürgerstreich«, sagt Sopp.
Die Kritikpunkte sind eindeutig. »Diese Treppe ist einfach für ganz viele Personen nicht nutzbar«, sagt Münch. »Sie ist so steil, eine Frau mit Kinderwagen oder ältere Anwohner mit Rollatoren, die brauchen gar nicht erst versuchen, sie zu nutzen.« Für viele Anwohner sei der alte Weg trotz Steigung die schnellste Route zum Kindergarten gewesen. »Wer geht denn später freiwillig hier runter? Das ist extrem gefährlich. Der Umweg außen herum ist einige Hundert Meter länger.« Noch schlimmer werde es für diejenigen sein, die von unten kommen. »Wer den schönen Spazierweg nutzt, der ahnt nicht, dass er an dieser Treppe herauskommt und es eventuell nicht hochschafft«, sagt Sopp.
Bei der Stadt hat man zur Kritik der Sprecher eine eindeutige Meinung. »Der Bau des Pflegeheims hat begonnen, und es wird nun auch der Weg vom Investor gebaut. Dagegen wenden sich nun ehemalige Mitglieder der Bürgerinitiative, die offensichtlich mit dem Bau des Seniorenheims immer noch nicht abgeschlossen haben«, sagt Pressesprecher Yannick Schwander. »Die insoweit geäußerte Kritik entbehrt jedoch jeder Grundlage. Maßgeblich ist der mit überwältigender demokratischer Mehrheit beschlossene Bebauungsplan, der auch durch die Initiative gerichtlich bis zum Bundesverwaltungsgericht überprüft und stets für rechtmäßig befunden wurde. Exakt nach diesem seit Jahren bekannten und öffentlich einsehbaren Bebauungsplan wird nun der Weg gebaut.«
Handläufe und Absätze
Ulrich Sopp und Bettina Münch haben noch einen weiteren Aspekt der neuen Treppe im Auge. »Alle drei Stufen kommt eine Fläche, die an einen Aussichtspunkt erinnert. Das ist nicht nur umständlich für Radfahrer, sondern ermöglicht auch Einblicke in die benachbarten Grundstücke«, sagt Sopp. »Die Höhe wird nicht eingehalten.«
Yannick Schwander betont: »Es war allen Beteiligten klar, dass aufgrund des vorgegebenen Verlaufs und der Hanglage nur eine Anlage mit Treppe in Betracht kommen kann. Die maximale Höhe der Treppe zum Nachbarn ist exakt festgelegt gemäß Bebauungsplan und wird sogar noch unterschritten, sodass keine Nachbarrechte tangiert sein können. Ferner kann man nicht einfach frei eine solche Treppenanlage planen: Die nun gebaute Anlage entspricht exakt den rechtlichen Vorgaben.« So seien unter anderem Handläufe und Zwischenabsätze für die Sicherheit der Bürger vorgesehen. Handläufe sollten nicht über die gesamte Strecke verteilt sein, Treppenstufen klar erkennbar statt vereinzelt und Zwischenabsätze dienen für kurze Pausen.
Die Sprecher der Initiative sehen das anders und verstehen nicht, wieso die Treppe nicht ab Beginn der Straße »Am Hang« gebaut wurde. »Es folgt erst mal ein ganz langer gerader Teil, bevor es abrupt steil nach unten geht«, sagt Münch. Auch Sopp ist der Meinung, dass »es deutlich praktikablere Lösungen gegeben hätte«. Er sagt: »Das Problem wäre nicht so groß, wenn es von Anfang an schräg leicht nach unten gehen würde. Ich frage mich, wie die Bewohner des Pflegeheims, die vielleicht mal spazieren gehen wollen, diese Treppe runterkommen sollen. Das ist keine Treppe für jedermann.«
Von Patrick Eickhoff
Kritik an den Dimensionen
Jahrelang hat die Initiative Heilsberg die Dimension des Domicil-Seniorenpflegeheims angeprangert. »Uns ging es nicht darum, den Bau zu stoppen, sondern um die Größe des Komplexes«, sagt Bettina Münch. Es entsteht ein Alten- und Pflegeheim mit insgesamt 147 Pflegeplätzen. »Wenn erst mal das Personal und die Besucher da sind, dann wird es hier auch zu enormen Parkplatzproblemen im Wohngebiet kommen«, befürchtet die BI-Sprecherin Bettina Münch. (wpa)