Bad Vilbel. Die Tafel in Bad Vilbel wird natürlich ebenfalls nicht vom Coronavirus verschont. Die Einrichtung ist seit Mitte März geschlossen. Doch auch hier beweisen die Ehrenamtlichen Bad Vilbels Kreativität und können möglicherweise schon bald wieder Bedürftige versorgen, auch ohne die Räumlichkeiten der Tafel wieder öffnen zu müssen.
»Es schmerzt sehr«
Christa Gobst, die Leiterin der Bad Vilbeler Tafel, ist wie wohl jeder andere auch, von den vergangenen Tagen etwas mitgenommen. »Es tut mir schon in der Seele weh, dass wir hier zumachen müssen. Das geht uns allen so, aber die Kunden verstehen das«, sagt sie. Mitte März habe man zum vorerst letzten Mal Lebensmittel ausgegeben, nun ist geschlossen.
»Das ging einfach nicht mehr. Und mit dem Kontaktverbot, das nun gilt, sowieso nicht«, sagt Gobst. Schließlich seien alle Helfer der Tafel im Rentenalter und somit durch das Virus besonders bedroht. »Wir konnten das nicht verantworten, außerdem können wir durch die neuen Regulierungen ohnehin nicht arbeiten, wie es nötig ist«, sagt sie. »Wie sollen wir die Lebensmittel sortieren oder abholen? Wir sind ja eine recht kleine Tafel, da kann niemand den entsprechenden Abstand einhalten. Das geht nicht auf Dauer.«
Die Schließung schmerze sie sehr, denn die Bad Vilbeler Tafel besteht aus einem eingespielten Team, das Woche für Woche Bedürftigen Lebensmittel zur Verfügung stellen konnte. »Es lief wirklich gut. Wir haben insgesamt 54 Helfer, da sind wir sehr froh drüber«, schildert Christa Gobst. »So hält sich die Arbeitsbelastung auch in Grenzen, jeder wird nur so oft eingeteilt, wie er es möchte oder kann.« Denn zu tun ist für die Ehrenamtlichen einiges. Fahrer, Sortierer und natürlich ein Ausgabeteam werden jede Woche benötigt.
»Fünf bis acht Ehrenamtliche sortieren die Lebensmittel für die Ausgabe. Wir packen keine Tüten, damit Leute nicht Dinge bekommen, die sie gar nicht brauchen.« Stattdessen werden die Kunden in der Tafel von Station zu Station geleitet, bekommen was sie benötigen, so viel eben da ist. »Wenn wir in einer Woche viele Bananen haben, verteilen wir mehr an den Einzelnen, wenn wir weniger haben, eben weniger«, umreißt Gobst das Konzept. Sämtliche Vilbeler Märkte und Höfe versorgen die Tafel mit Lebensmitteln, hinzukommen Spenden Vilbeler Bürger, die bei entsprechenden Aktionen in Supermärkten Artikel spenden können. »Damit stocken wir unsere Bestände auf. Wir haben zu jedem Kunden eine persönliche Beziehung, denn wir sind, wie erwähnt, eine eher kleinere Tafel.«
Bisher nur eine Idee
Dass die Corona-Krise die Bedürftigen in ihrer Existenz bedroht, glaubt Christa Gobst nicht. Dennoch möchte sie die Versorgung bald wieder-aufnehmen. »Wir sprechen derzeit mit der Stadt Bad Vilbel über eine Kooperation. Möglicherweise können wir bald einen Lieferdienst anbieten. Das ist bisher aber nur eine Idee«, betont die Leiterin der Tafel. »Dann müssten wir einheitlich gepackte Tüten machen, Kühlware geht natürlich nicht«, beschreibt sie. »Aber so sieht unser Plan momentan aus. Wir hoffen, dass wir das in den nächsten Wochen schaffen.«
Sie werde von der Tafel Deutschland fortlaufend über Neuigkeiten in Sachen Corona und wie eine Tafel damit umgehen kann, informiert. »Mehr können wir momentan nicht tun. Niemand weiß, wie es weitergeht«, bedauert sie. Ein weiterer Lichtblick ist, dass die Tafel sich nicht zu sehr um laufende Kosten Gedanken machen muss: »Wir haben ja keine Festangestellten, nur Ehrenamtliche. Und auch wenn die Mietkosten weiterlaufen, haben wir das Glück, dass die Stadt uns schon immer bezuschusst.«