Karben. Das blau-weiße Auto der Stadtpolizei fährt durchs Gewerbegebiet. Kurz vor dem Wendehammer in der Robert-Bosch-Straße biegt es auf einen Firmenparkplatz. Andreas Wagner und Stefan Fladung steigen aus und gehen in Richtung Skater-Bahn. Die beiden sind auf Kontroll-Tour durch die Stadt. Es gilt, die behördlichen Auflagen zum Versammlungsverbot und zur Kontaktsperre zu überwachen.
Aushänge angebracht
Und damit etwa junge Leute, die sich trotz Verbots auf der Skater-Bahn treffen, nicht gleich verscheucht werden, haben sie das Dienstfahrzeug weiter weg geparkt und laufen den Rest des Weges durch die kleine Grünanlage zu Fuß. Doch an diesem Nachmittag ist niemand zu sehen.
Die städtische Skateboard-Bahn ist mit rot-weißem Trassierband abgesperrt. Ein Aushang der Stadt, von Bürgermeister Guido Rahn unterzeichnet, weist darauf hin, warum hier niemand mit Rollbrettern oder BMX-Fahrrad fahren darf. »Gemäß Vorgabe der Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland sind kommunale Spielplätze, sonstige Freizeitanlagen, Freizeitsportanlagen, allgemeine Sportanlagen, zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 bis auf Weiteres geschlossen.« Doch daran hält sich nicht jeder, wie sich beispielsweise auf dem Spielplatz am Klein-Karbener Sportfeld zeigt. Die rot-weißen Absperrbänder sind durchgerisssen worden.
Hinweise hängen an Dutzenden öffentlicher Einrichtungen und Plätzen. »Wir haben nun den Auftrag, die Einhaltung der Auflagen zu überwachen«, sagt Wagner. Das ist so viel Arbeit, dass sie alle Hände voll zu tun haben. »Zu unserer normalen Arbeit kommen wir kaum noch«, sagen sie. 80 Prozent der Zeit seien sie damit befasst, die Verbote zu überwachen. Das an sich wäre schon Arbeit genug. Aber weil es auch in Karben etliche Uneinsichtige gibt, greifen die beiden Stadtpolizisten ein. Das übrigens auch an Wochenenden und in den Abendstunden.
Treffpunkt Straße
Denn das scheinen die kritischen Zeiten zu sein. »Am Wochenende haben wir eine Gruppe aufgelöst, die sich in Groß-Karben mit Campingstühlen in einem Kreis auf die Straße gesetzt hatte«, berichten Wagner und Fladung. Von den sechs Leuten habe man die Personalien aufgenommen und die Gruppe aufgelöst. »Wir haben sie belehrt, dass man aktuell maximal zu zweit unterwegs sein darf, und eine mündliche Verwarnung ausgesprochen.« Auch auf den öffentlichen Plätzen treffen die beiden Polizisten immer wieder Uneinsichtige an. »Es vergeht kein Tag ohne Verstöße«, sagen sie.
Das bestätigt Fachdienstleiter Manuel Pena. »Ein Großteil der Karbener hält sich an die Vorgaben. Aber wir treffen täglich Grüppchen an, die wir auflösen müssen.« Besonders krass sei gewesen, dass eine Gruppe auf einem Platz Shisha geraucht habe. Die Liste der zu kontrollierenden Punkte im Stadtgebiet ist lang. Doch immer wieder werden Orte genannt, die auch zu Corona-Zeiten beliebte Treffpunkte sind. So der Parkplatz am Trimm-Dich-Pfad, der Freizeitplatz an der TG-Turnhalle, der Bahnhof und eben die Skateboard-Bahn.
Es geht der Stadtpolizei aber beileibe nicht nur um uneinsichtige Menschen. Pena sagt, gerade bei Geschäftsleuten habe anfangs eine größere Unsicherheit geherrscht, was sie noch durften und was nicht. Als die Verordnungen konkreter gefasst worden seien und man es ihnen erklärt habe, seien sie einsichtig geworden. Dass viele genervt sind von den Auflagen, erleben die Stadtpolizisten häufiger. Sie selbst müssen in dieser »besonderen Situation« ständig neue Vorgaben umsetzen.
Dass in dieser Ausnahmesituation Überstunden anfallen, scheint normal zu sein. Denn Fladung und Wagner werden auch an den Wochenenden unterwegs sein.