Liebe Mitbürgerinnen
und Mitbürger,
wahrscheinlich wird man nicht lange suchen müssen, um das im Augenblick wohl meist gebrauchte Wort zu finden: Corona.
Ja, dieses Virus beeinflusst unser Leben, wie nichts anderes seit dem Ende des zweiten Weltkrieges. Alle Bürgerinnen und Bürger müssen mit den Einschränkungen leben, die uns aufgrund der Pandemie auferlegt wurden.
Wen treffen diese Einschränkungen besonders? Wir denken an die Menschen, die allein schon aus eigenem gesundheitlichem Schutz ihre Wohnung kaum noch verlassen sollen. Zudem diejenigen, die in häuslicher Quarantäne sind. Die Infizierten ohnehin. All denjenigen müssen wir gemeinsam helfen und das können wir am besten, wenn wir uns an die Verordnungen des Bundes, des Landes und der Stadt halten. Also müssen wir alle mit den Einschränkungen leben.
Es gibt jedoch auch eine Gruppe unserer Gesellschaft, für die diese Einschränkungen nicht leicht zu ertragen sind, da sie einen natürlichen Bewegungsdrang haben: die Kinder und Jugendlichen. Die Kitas sind bis auf eine Notbetreuung geschlossen. Die Schulen sind bis auf die Abschlussprüfungen geschlossen. Unser Freizeitzentrum ist geschlossen. Die Spielplätze, Bolzplätze und andere Orte dieser Art sind gesperrt. Gerade jetzt, wo das Wetter so schön ist, drängt es die Kinder und Jugendlichen aber natürlich raus. Aus Verantwortungsbewusstsein sich selbst und anderen gegenüber dürfen sie dies aber nicht.
Sie dürfen aber zuhause an die frische Luft, in die eigenen Gärten, in die Höfe, auf die Balkone und Terrassen. Wer über derartige Plätze und Stellen nicht verfügt, der geht eben vor das Haus, um mit dem entsprechenden Abstand zu anderen mit Geschwistern oder im Familienkreis, ein wenig an der frischen Luft zu sein. Das sollen die Kinder auch, frische Luft tut gut, einmal tief einatmen und ausatmen in dieser schwierigen Zeit ist auch für die Kinder und Jugendlichen wichtig.
Leider mehren sich die Meldungen, dass Kinder und Jugendliche, die zuhause an der frischen Luft spielen, von Mitbürgerinnen und Mitbürgern harsch angegangen werden. Sie werden zu Recht gewiesen, die Eltern werden angerufen oder angesprochen und aufgefordert, ihre Kinder zur Räson zu ziehen. Wir erachten das für falsch, soweit die aktuellen Auflagen beachtet werden.
Ja, für uns alle ist es derzeit nicht einfach. Sicher bekommt der eine oder andere eine Art Lagerkoller, weil man an sein Zuhause gebunden ist. Aber das rechtfertigt nicht, Kinder anzumeckern, die ein wenig Frohsinn in die so trübe Zeit bringen möchten. Kinderlachen ist keine Ruhestörung. Kinderlachen sollte uns vielmehr Zuversicht geben. Lachen Sie doch mit, wenn Sie ihre Nachbarskinder draußen hören. Schenken Sie ihnen ein Lächeln zurück und geben Sie den Kindern damit Mut, Zuversicht und Freude.
Es ist derzeit ruhig in unseren Straßen und auf unseren Plätzen. Manch einer bezeichnet dies schon als gespenstische Ruhe in einer sonst so quirligen Stadt. In solchen Momenten ist ein Kinderlachen doch eine willkommene Abwechslung. Sehen wir das alle so. Lassen wir uns alle von diesem Lachen anstecken, denn darin kommt auch Unbeschwertheit zum Vorschein, die wir derzeit doch alle gebrauchen können.
Lassen wir es zu, dass Kinder und Jugendliche auch in diesen schwierigen Zeiten alleine, mit Geschwistern oder mit Familienmitgliedern spielen. Lassen wir es gleichzeitig aber auch zu, dass die Nachbarn auch einmal Ruhe erfahren. Früher sprach man von einer überschaubaren Mittagsruhe von 12 Uhr bis 13 Uhr. Vielleicht können wir uns alle ja darauf einigen, diese Zeiten wieder ins Gedächtnis zu rufen, um so einen Kompromiss zu finden. Aber eines sollte für uns alle gelten: Wo Kinder lachen, gibt es Hoffnung!
In diesem Sinne grüßen Sie herzlich
Ihr Bürgermeister der Stadt Bad Vilbel, Dr. Thomas Stöhr
Ihre Kinderbürgermeisterin, Michelle Jakob