Karben. Ordnungspolizist Jörg Witzenberger lächelt der Autofahrerin freundlich entgegen. Diese reduziert ihr Tempo, setzt den Blinker nach rechts und biegt in die Gartenstraße ab. An deren Ende wird sie sich nun wieder in den morgendlichen Stau der Homburger Straße einordnen müssen. Denn seit kurzem ist nun jeden Morgen die Durchfahrt in der Uhlandstraße in Klein-Karben Richtung Westen gesperrt. Damit kappt die Stadt einen äußerst beliebten Schleichweg der motorisierten Pendler – wieder.
Denn von 1995 bis 2000 war die Uhlandstraße hinter dem Abzweig Gartenstraße schon einmal während der morgendlichen Verkehrsspitzen abgesperrt. Dafür hatte die Stadt einst ein „Wechselverkehrszeichen“ angeschafft und aufgestellt: Es wechselt nur in der gewünschten Zeit auf „Durchfahrt verboten“ und klappt dann wieder zurück.
Seit wenigen Tagen klappt die Tafel nun wieder regelmäßig hin und zurück: Zwischen sechs und neun Uhr dürfen Autos und Mofas nun nicht mehr durch die Uhlandstraße hindurchfahren. Die Strecke war bis dato eine beliebte Umfahrung des allmorgendlichen Staus auf der Homburger Straße vor der Gehspitze: Bis zu 180 Fahrzeuge fuhren morgens zwischen 6 und 9 Uhr durch den Breul, davon kamen 75 aus der oberen Uhlandstraße. „Die haben sich so weit von der Ampel zurückgestaut, dass ich teilweise gar nicht erst aus meiner Einfahrt herausfahren konnte“, berichtet ein Anwohner. Er erkundigte sich Dienstagfrüh bei den Ordnungspolizisten nach dem Stand der Dinge. Die wollen vor allem Präsenz zeigen. „Die meisten halten sich an die neue Regelung“, sagt Jörg Witzenberger.
Dass es allerdings einige gibt, die nach wie vor geradeaus wollen, berichten andere Anwohner. Weshalb die Ordnungspolizisten die Durchfahrtsünder am Montagmorgen besonders „erfreuten“: Wer das Schild einfach ignorierte, der wurde geblitzt. Einen Tag danach standen die Ordnungshüter so gut sichtbar, dass sich niemand traute, den verbotenen Weg zu nehmen.
„Wir zeigen Präsenz und wollen in höflicher Form auf die neue Regelung hinweisen“, erklärt Ordnungsdezernent Jochen Schmitt (SPD). „Das muss erstmal eine Zeit lang sein, denn da muss man sich ja dran gewöhnen.“ Deshalb beruhigt er die „Geblitzten“ vom Montag: Sie bekämen kein Bußgeld aufgebrummt, sondern die Stadt wolle ihnen eine Ermahnung senden, um sie über die neue Regelung aufzuklären. Ab wann jedoch die Kontrollen scharf gemacht werden, lassen Schmitt und Ordnungspolizist Witzenberger offen. Auch werde die Kontrolle nicht jeden Tag so gut erkennbar sein. „Mit einer Überwachung ist jederzeit zu rechnen“, warnt Witzenberger.
Dass die Stadt den Schleichweg nicht zur Gängelung der Pendler dicht macht, daran erinnert Stadtrat Schmitt: Zum einen waren die Breul-Anwohner genervt. Zum anderen aber solle die Verkehrssicherheit zugunsten der vielen Schüler erhöht werden, die jeden Morgen in den Straßen unterwegs sind. Deshalb wurde die obere Uhlandstraße zum verkehrsberuhigten Bereich umgestaltet: Fußgänger und Autos sind nun gleichberechtigt, Autos dürfen nur noch im Schritttempo fahren.
„Da sind auch noch einige zu schnell unterwegs“, haben Schmitt und die Anwohner längst bemerkt. Weshalb auch dort die neue Regelung noch stärker bekannt gemacht werden soll. Wirkung zeigt das Absperren schon jetzt: Am Montagmorgen wurden zwischen 6 und 9 Uhr nur noch 31 Fahrzeuge vom Blitzer „gezählt“. (den)