6,50 Meter hoher Lärmschutzwall mit vielen Funktionen
Bad Vilbel. Das schon seit vielen Jahren geplante Jugendhaus auf dem Heilsberg könnte in absehbarer Zeit gebaut werden. Ein Frankfurter Architekturbüro hat dafür Pläne erarbeitet und sie in der Sitzung des Planungs- und Bau-ausschusses vorgestellt. Sie enthalten einige überraschende Details.
Die modernen digitalen Archive reichen gar nicht so weit zurück, um genau sagen zu können, seit wann die Stadt die Absicht hat, auf dem Heilsberg ein Jugendhaus zu errichten. Gefühlt dürften es wohl 20 Jahre und mehr sein. Doch das Projekt kam immer und immer wieder ins Stocken, denn die Stadt hatte sich ein sensibles Grundstück ausgesucht. Weil es so dicht an der bestehenden Bebauung lag, war Widerstand der Anlieger programmiert.
Eine Anwohnerinitiative wollte eine »lärmintensive Bebauung« verhindern. Doch nach vielen Diskussionen und Gesprächen, ist das sogenannte Christeneck am Ende der Danziger Straße als Standort verabschiedet worden. Der ursprüngliche Bebauungsplan stammt noch aus dem Jahr 2012, sechs Jahre später ist aber ein modifizierter Plan in den Gremien beschlossen worden, der strenge Auflagen beim Schallschutz vorsieht.
Lob für Architekten
Doch das war nicht die einzige Herausforderung für die Architekten. Hinzu kam nämlich, dass das Spielhaus auf dem Heilsberg geschlossen wurde, und dass im neuen Jugendhaus auch Möglichkeiten zur Betreuung von Heilsberger Kindern geschaffen werden sollen.
Die Ausschreibung fürs Projekt gewann das Frankfurter Architekturbüro Tzschoppe. Die Ergebnisse der Planung stellte Dominique Tzschoppe in der jüngsten Sitzung des Planungs-, Bau- und Umweltausschusses vor. Wobei Ausschussvorsitzender Jens Völker (CDU) gleich ein dickes Lob vorausschickte: »Das ist wirklich gut geworden.«
Der Architekt überraschte gleich mit mehreren Details: So soll zwischen der Wohnbebauung und dem Jugendhaus eine breite, 6,50 Meter hohe Lärmschutzwand errichtet werden, die rechtwinklig zur Bebauung verläuft. Der Wall selbst wird einige Funktionen enthalten, wie eine Garage für die Dirt-Bikes und andere Geräte, einige versetzt zueinander angeordnete Terrassen mit Blick auf die schon vorhandene Dirt-Bike-Bahn sowie eine große Kletterwand. Zur Wohnbebauung hin soll die Wand künstlerisch mit Graffiti gestaltet werden.
Das Gebäude werde in Holz und Lehmbauweise errichtet, das Dach begrünt und mit einer Fotovoltaikanlage bestückt. Ein Bolzplatz sowie eine Liegewiese gehören zur Außenanlage.
Im Erdgeschoss sehen die Pläne laut Tzschoppe ein großzügiges Foyer vor, in dem beispielsweise große Sessel zum Chillen oder ein Billardtisch aufgebaut werden könnten. Außerdem enthalten die Pläne ein Café, ausgestattet mit einer Schiebewand, sodass etwa für Disco-Veranstaltungen die beiden Räume zu einem großen Raum werden könnten.
Nicht gänzlich begehbar
Das Gebäude enthält im Obergeschoss ein Mitarbeiter-WC, eine Kochwerkstatt mit Küche, ein Büro für zwei Mitarbeiter und einen Mehrzweckraum. Außerdem ein Technikstudio für Musik sowie Abstellräume. Und dann die nächste Überraschung: Vom Obergeschoss können die künftigen Nutzer direkt auf den Wall gehen, oder auch umgekehrt. Der gesamte Wall soll aber nicht begehbar werden, stellte sich im Laufe der Sitzung heraus. Denn die Anwohner befürchten, dass die Jugendlichen sich länger auf dem Wall aufhalten und etwa laut Musik hören könnten.
Seitens der Ausschussmitglieder wurden die Pläne einhellig gelobt worden. Andreas Cleve (CDU) zeigte sich »total begeistert«, das Efzet in der Kernstadt werde noch getoppt. Erster Stadtrat und Baudezernent Sebastian Wysocki (CDU) sagte, dort werde »ein multifunktionales Gebäude errichtet, mit dem ein nachhaltiger Weg gegangen wird«. Beheizt werden soll das Kinder- und Jugendhaus mit Holzpellets.
Rund 1,3 Millionen Euro
Tobias Utter (CDU) befand, es sei gut gelungen, im Lärmschutzwall viele Funktionen unterzubringen. »Aus den Vorgaben des Bebauungsplans hat der Architekt etwas sehr Nützliches und Schönes gemacht.« Auch Grünen-Sprecher Clemens Breest nannte die Pläne »sehr erfreulich«. Zur Umsetzung hieß es seitens der Stadt, es sei noch nicht klar, wann Baubeginn sei. Zunächst werde der Bauantrag eingereicht. »Wir gehen aber nicht von einer langen Prüfung aus.« Der Erste Stadtrat bezifferte im Ausschuss die voraussichtlichen Gesamtkosten für Gebäude, Lärmschutzwall, Wegebau und Bolzplatz: auf 1,3 Millionen Euro.
Zwei Tage nach der Sitzung im Planungsausschuss teilte Bürgermeister und Kämmerer Thomas Stöhr (CDU) im Haupt- und Finanzausschuss mit, dass der Magistrat für den Bau des Jugendhauses überplanmäßige Ausgaben von 494 000 Euro freigegeben habe.