Karben. Eine knappe dreiviertel Stunde von Nidderau nach Bad Homburg? Für Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs mit Bussen und Bahnen ist das nicht zu machen. Privat motorisierte Zeitgenossen haben ihnen da etwas voraus: Teils hervorragend ausgebaute Straßen. Diese könnten auch Busse nutzen. Die Idee einer Tangentialverbindung in der südlichen Wetterau lebt dieser Tage neu auf. Sie könnte mittelfristig Nidderau über Karben mit Bad Homburg verbinden.
Dass das Vorhaben derzeit aus mehreren Kommunen als Wunsch auf seinem Schreibtisch landet, freut Gerhard Muth-Born. Er ist in der Verkehrsabteilung des Zweckverbandes Oberhessische Versorgungsbetriebe (ZOV) für die Busplanung zuständig. Die ZOV-Verbandsversammlung muss am Montag, 8. Dezember beschließen, ob die Tangential-Buslinie in den neuen Wetterauer Nahverkehrsplan aufgenommen wird. „Ich möchte einer Untersuchung des Bedarfs nicht vorgreifen“, sagt Muth-Born, „aber ich sehe ein gewisses Potenzial für eine solche Verbindung.“
Nicht nur wäre es für die südliche Wetterau gut, direkt ans Oberzentrum Bad Homburg angebunden zu sein. Auch die Pendler könnten profitieren, werden doch mit Karben und Bad Homburg arbeitsplatzstarke Städte verbunden.
Bloß 36 Kilometer umfasst die direkte Straßenverbindung zwischen Nidderau und Bad Homburg via Karben. Derzeit brauchen Bus und Bahn teils sehr lang: Mit den Zügen des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) ist man mindestens eine knappe Stunde, bei den meisten Verbindungen eineinviertel Stunden unterwegs. Die Fahrgäste müssen derzeit noch in Friedberg und Friedrichsdorf oder in Bad Vilbel und Frankfurt-West umsteigen.
„Das Vorhaben wurde vor einigen Jahren schon einmal geprüft und das Potenzial damals nicht gesehen“, erinnert Muth-Born. Allerdings hätten sich inzwischen nicht nur die Städte geändert, sondern auch die Mobilität der Menschen. Vorteilhaft für die Verbindung sei auch, dass sie als Busleistung weniger teuer werde als eine Zugverbindung. Zudem könne sich eine Tangentialverbindung nördlich von Frankfurt gut ins künftige RMV-Konzept einpassen: Der Verbund setzt nämlich auf solche Verbindungen, die nicht durch den Frankfurter Hauptbahnhof führen. Wichtigstes Projekt ist eine neue Bahn-Direktverbindung vom Bad Homburg zum Flughafen.
Sollte Gerhard Muth-Born grünes Licht bekommen, schätzt er, die Prüfung bis 2010/2011 erledigt zu haben. Einen Probebetrieb lehnt Muth-Born jedoch ab: Wirtschaftlich sei solch eine Linie nur, wenn sie ausgeschrieben werde. Das geht nur für zehn Jahre. Einigen sich schließlich auch die Kommunen, die drei betroffenen Kreise und der RMV auf eine Finanzierung, könnte eine Buslinie somit 2011 oder 2012 starten. Die Karbener möchten nicht warten: Sie schlagen „als ersten Schritt vor, aufgrund der bestehenden Nachfrage mit einer Busverbindung von Karben nach Bad Homburg zu beginnen“, so Bürgermeister Roland Schulz (SPD). (den)