Karben. Für die Protestanten ist mit Jahresbeginn eine neue Ära angebrochen. Die Ortskirchen Rendel, Okarben, Klein-Karben, Groß-Karben mit Kloppenheim und Burg-Gräfenrode bilden nun die Gesamtkirchengemeinde Karben. Die strukturellen Vorarbeiten in Organisation und Verwaltung sind geleistet. Nun gilt es, das neue Konstrukt mit Leben zu füllen.
Als Startzeichen waren die Protestanten in die Rendeler Kirche gerufen worden, um in einem Gottesdienst die Einführung und Verpflichtung des neuen Gesamtkirchenvorstandes zu feiern. Und die Kirchenmitglieder strömten aus allen Ortskirchen gen Rendel. Die Kirche füllte sich bis auf die beidseitigen Emporen.
Dem Gesamtkirchenvorstand gehören Wilfriede Allemann, Edith Bremmer, Joachim Fehse, Thomas Föller, Tillmann Frommhold, Volker Fuchs, Norbert Greulich, Willi Hilgers, Barbara Hinz, Stephan Kuger, Ulrich Kußmaul, Ina Lauster-Ulrich, Sabine Lehner-Zeiff, Claudia Schwarz, Karin Segebarth, Monika Taschner und Pfarrer Lars Stephan an. Der Wölfersheimer Pfarrer Stephan vertritt dabei Burg-Gräfenrode im Gremium. Dazu kommen die vier hauptamtlichen Pfarrer Werner Giesler, Christian Krüger, Nadia Burgdorf und Eckhart Dautenheimer. Dautenheimer hat den Vorsitz übernommen. Die bisherigen Kirchenvorstände, die nicht in den Gesamtvorstand wechseln, gehören nun den Ausschüssen in den Ortskirchengemeinden an.
Kritik an Gelächter
Die jugendlichen Stuhlsteller von der Kirchentheatergruppe aus Klein-Karben eröffneten den etwas anderen Gottesdienst am Sonntag in Rendel, der mit seinem Motto »Alles bleibt anders« auf die tiefgreifende Änderung im protestantischen Leben in Karbener Raum hinwies. Das humorig dargebrachte Für und Wider des Aufstellens der Stühle führte über das Miteinander der Kirchenvorstände und deren Verhältnis zu den Ortskirchen bis zu den Problemen in den Gemeinden und erntete vielfach Lachen, und einmal, bei der Anspielung auf Petterweil, Gelächter, was später in der Aussprache als intolerant kritisiert wurde. Auch dafür gab es wieder viel Beifall. Und Präses Tobias Utter, der die Grüße des Dekanats Wetterau überbrachte, mahnte, dass das »Wir« bei dem Schritt der Vereinigung nicht gestärkt werden dürfe durch die Ab- und Ausgrenzung gegen die »anderen«.
In dem gut zweistündigen Gottesdienst kamen viele zu Wort. Die einen betonten, die Glaubensinhalte nicht aus dem Blick zu verlieren, andere wünschten sich, dass die Kirche mehr dahin gehe, wo die Menschen sind. Auch Bürgermeister Guido Rahn ermutigte die Protestanten in seinem Grußwort, mehr als Kirche in der Stadt in Erscheinung zu treten. Sorgen machten sich einige, dass immer weniger Jugendliche den Weg in die Kirche finden, und dass kaum noch getauft werde.
Sichere Gewissheit
Der Aufbruchsstimmung begegnete in den Wortbeträgen immer wieder auch Sorge und Unsicherheit. Aber: Die Kirche und ihre Botschaft bleiben bestehen, auch wenn sie sich verändere, sagte Pfarrer Werner Giesler. Für die anstehenden Veränderungen bat Pfarrerin Nadia Burgdorf im Gebet um Kraft und Stärkung. Und Pfarrer Christian Krüger betonte, dass die Gestaltung der Kirche schon 2000 Jahre andauere. Er erinnerte an Paulus (1. Korinther, 12) der von einem Leib, aber vielen Gliedern sprach. »Wenn wir auch im Zeiten des Wandels lebten und die Menschen verunsichert sind, weil sie sich nach Sicherheit sehnten, müssten sich die Christen nicht sorgen, denn sie hätten eine Gewissheit«, so Krüger. Der Zuspruch aus der Bibel (Matthäus 28,20) laute: »Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.« (cwi)