Studie soll Chancen für elektrische Trasse nach Frankfurt ausloten
Bad Vilbel. Eine Studie soll die Chancen für eine elektrische Anbindung der Kurstadt nach Frankfurt ausloten. Die Auftragsvergabe dafür haben Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) und Bad Vilbels Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) am Montag unterzeichnet.
Es klingt nach einem historischen Meilenstein: Erstmals seit 110 Jahren will Frankfurt wieder eine Straßenbahnverbindung in eine Nachbarkommune schaffen. Seinerzeit war es die Verbindung von Heddernheim zur Hohemark in Oberursel. Jetzt denken die Verantwortlichen von Frankfurt und Bad Vilbel über eine elektrifizierte Verbindung aus der Frankfurter Innenstadt zu einem der Bad Vilbeler S-Bahnhöfe nach.
Das Projekt angestoßen hat der Frankfurter Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD). Seine Idee habe nicht sofort Jubelstürme ausgelöst, verriet er bei der Präsentation des Projekts. Doch nach monatelangen Gesprächen rafften sich nun beide Kommunen zu einer Potenzialstudie auf. Die soll zunächst eruieren, ob für eine Straßenbahnverbindung überhaupt eine Nachfrage gibt.
Bis zu 5000 Passagiere
Bislang wird die Strecke von Frankfurt zum Bad Vilbeler Bahnhof durch den Bus der Linie 30 bedient und von bis zu 5000 Menschen täglich genutzt. Verkehrsdezernent Oesterling hofft, dass eine Straßenbahnverbindung noch besser angenommen würde. Schließlich sei eine Tram pünktlicher als ein Bus und habe daher bei den Fahrgästen einen gewissen Bonus. Darüber hinaus ist die elektrifizierte Variante auch deutlich umweltfreundlicher als die mit den Diesel betriebenen Bussen.
Großer Zeitverlust
Zwar will Frankfurt ihre Busflotte auf Elektroantrieb umrüsten, doch bei einer so langen Strecke wie der nach Bad Vilbel ist das bislang technisch kaum ohne großen Zeitverlust durch Aufladen machbar. Oesterling wies aber auch darauf hin, dass es für die Strecke den Vilbeler Heilsberg hinauf – mit einer Steigung von bis zu neun Prozent – Straßenbahnen mit stärkeren Motoren brauche, als sie bislang im Einsatz seien.
Zwei Varianten Bis zum Sommer soll in der ersten Studie auch erörtert werden, welche Trasse die Bahn nehmen könnte. Beide Varianten sehen zunächst eine Verlängerung auf der Friedberger Landstraße bis zum Heiligenstock vor. Variante 1 führt dann über die Frankfurter Straße, Variante 2 über die Alte Frankfurter Straße. Geprüft werden soll auch, ob eine Verlängerung bis zum Nordbahnhof möglich ist. Das würde für Reisende der Deutschen Bahn weitere Synergieeffekte bedeuten. Sollte die Potenzialstudie das Projekt für sinnvoll erachten, schlösse sich die Machbarkeitsstudie an. Die würde Bad Vilbel mit einem städtebaulichen Wettbewerb verbinden wollen, sagte Stöhr. Auch die Bürger sollen zur Straßenbahn befragt werden.
20 Millionen Euro pro Kilometer
Pro Kilometer Straßenbahn wird mit Kosten von 20 Millionen Euro gerechnet. Bei einer Verlängerung der Linie 18 um fünf Kilometer bis zum Bahnhof Bad Vilbel Süd wären das 100 Millionen Euro. Die Kommunen hoffen, dass mindestens 60 Prozent der Kosten der Bund und 25 Prozent das Land Hessen übernehmen. Frankfurt müsste dann anteilig zur Länge der Neubaustrecke zehn, Bad Vilbel fünf Millionen Euro tragen. Sollte der Bund das Projekt nicht als förderwürdig einstufen, wäre es gestorben. Von Oliver Teutsch