Karben. Wer durch Klein-Karben spaziert, dem könnten die unterschiedlichen Baustile im alten Ortskern auffallen. Fachwerkhäuser und moderne Bauten reihen sich aneinander, Farben, Stile, Einfahrtstore – ein ziemliches Durcheinander. Ursache des Ganzen: Es gab bisher keinen Bebauungsplan, so dass jeder bauen konnte, wie er wollte. Dem will die Stadt jetzt entgegensteuern.
Im Bereich An der Treppe befindet sich nicht nur die schöne Kirche, sondern auch das geschichtsträchtige Peter-Geibel-Haus. In der Rathausstraße befindet sich noch das eine oder andere Fachwerkhaus. Aber das war’s dann schon.
Der Ortskern von Klein-Karben ist im Laufe der Jahrzehnte verbaut worden. Zwischen alten Gebäuden, die in der Denkmalliste des Landes aufgeführt sind, stehen etliche rein zweckmäßige Häuser ohne jeden Charme – Bauten, die also nicht zum historischen Antlitz der alten Häuser passen. Es gibt Um- und Anbauten, nicht selten sogar seit langen Jahren unverputzt. Die Straßen sind eng, das Grün ist verschwunden.
Einige Häuser stehen leer, das eine oder andere Gebäude verfällt, Mauern sind schief und krumm, weisen Risse auf. In der heutigen Zeit sind gerade leerstehende Gebäude ein gefundenes Fressen für Kapitalanleger, die die Immobilien vergolden wollen. Und solange kein Bebauungsplan existiert, könnten sie alte Gebäude abreißen und neue hinsetzen. Zweckmäßig und mit mehr Wohneinheiten. So würde das Ortsbild Klein-Karbens noch mehr leiden.
Das hat die Stadt Karben schon vor gut drei Jahren erkannt. Um weiteren Wildwuchs zu verhindern, will sie einen Bebauungsplan aufstellen. Die städtischen Gremien haben ihn zwar beschlossen. Da dessen Aufstellung aber Zeit benötigt, wollte die Stadt kein Vakuum entstehen lassen und hat eine sogenannte Veränderungssperre beantragt. Die Stadtverordneten haben sie vor zwei Jahren erstmals beschlossen und im vergangenen Herbst verlängert.
»Fehlentwicklungen«
Im Vorwort zur Veränderungssperre wird von einer »schwierigen städtebaulichen Situation dieser Ortskernlage« gesprochen. Ziel der Aufstellung des Bebauungsplans sei es, die bestehende und charakteristische Ortskernstruktur planungsrechtlich zu sichern und ortskernkompatible, gemischte Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Die wesentliche Aufgabe besteht in der Definition von Grenzen für ein verträgliches Maß der baulichen Nutzung in diesem sensiblen innerörtlichen Bereich.
Der Leiter des Fachdienstes Bauen, Stadtplanung und Verkehr, Heiko Heinzel, spricht von Fehlentwicklungen in den Ortskernen, womit er sowohl Klein-, als auch Groß-Karben meint. Die Stadt wolle »die weitere Entwicklung der Ortskerne steuern«. Wer etwas Neues baue, müsse wissen, dass es sich passend in die Umgebung einfügen müsse. In der Rathausstraße in Klein-Karben seien in der Vergangenheit bereits Häuser entstanden, »die sich nicht gut einfügen«. Seinerzeit habe es aber weder einen Bebauungsplan noch eine Veränderungssperre gegeben.
Langer Leerstand
Um die Entwicklung im alten Ortskern von Klein-Karben zu steuern, ist die Stadt aktiv geworden und hat drei größere Objekte mit 2500 Quadratmetern Grundstücksfläche in der Rathausstraße gekauft. »Wir müssen nicht erst abwarten, was aus den Altgebäuden wird«, sagt Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Ursprünglich war vorgesehen, alle gekauften Häuser zu erhalten. Doch bei der Stadtteilbegehung im Sommer durch den Ortsbeirat stellte sich heraus, dass das Haus Nummer 7 abgerissen werden muss. Durch den langen Leerstand habe die Bausubstanz gelitten, sagt Rahn.