Bad Vilbel. In der Quellenstadt entsteht ab Mitte des neuen Jahres eines der größten Bäderprojekte in Deutschland. Die Wund-Gruppe baut nahe dem Schulzentrum für etwa 200 Millionen Euro einen Bäderkomplex mit Kommunalbad, Familienbad, Thermalbad sowie einem Sauna- und Gesundheitsbereich. Erwartet werden pro Jahr rund 1,3 Millionen Gäste.
Viele hatten das bereits seit 2010 geplante Projekt der Mega-Therme nach dem tragischen Tod von »Bäderkönig« Josef Wund bereits abgeschrieben. Es war lange Zeit ruhig geworden um den gigantischen Bäderkomplex. Doch am Bodensee, dem Sitz der Wund-Gruppe, arbeitete ein ganzer Stab unter Führung von Architekt Peter Häusler an den Plänen, die in der Woche vor Weihnachten bei einer Bürgerversammlung vorgestellt wurden.
Bei einem Pressetermin am Tag zuvor hatte Edelfried Balle, Geschäftsführer der Thermengruppe Josef Wund, betont: »Das Thermenprojekt in Bad Vilbel wird gebaut. Wir setzen nicht nur das Vermächtnis von Josef Wund um, sondern sind davon überzeugt, dass Bad Vilbel ein hervorragender Bade-Standort ist.« Schon die Römer hätten das gewusst.
Hohe Umweltstandards
Auf dem 150 000 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Schulzentrum und Bundesstraße 3 soll ab Mitte/Ende kommenden Jahres ein großer Bäderkomplex entstehen »für die Menschen aus Bad Vilbel und der ganzen Region, die die Naherholung suchen«.
In den beiden Jahren nach dem Tod Wunds im Dezember seien die Pläne »ökologisch weiterentwickelt« worden. Laut Pressemitteilung des Unternehmens werde dieses Projekt als eines der ersten seiner Art nach der LEED Platinum-Zertifizierung geplant. »Hierfür gelten hohe Standards für umweltfreundliches, ressourcenschonendes und nachhaltiges Bauen und Betreiben von Gebäuden.«
Die Architektenskizzen sehen Gebäude ohne Ecken und Kanten vor. Markant wird sein, dass alle Gebäude voll verglast sein werden. Und alle Dächer werden sich öffnen lassen. »Ein 3000 Quadratmeter großes Dach braucht drei Minuten, bis es geöffnet ist.« Die gesamten verglasten Dachflächen summieren sich laut Planung auf über 30 000 Quadratmeter.
»Im Sommer sind alle Dächer offen, das wird dann wie ein Urlaubserlebnis sein«, so Häusler weiter. »Da können die Badegäste Natur erleben, so ganz ohne Fernreise«, so der Architekt.
Nahe dem Schulzentrum
Am Eingang zum Gesamtkomplex sind zwei begrünte Parkhäuser für rund 2000 Fahrzeuge geplant. In der Mitte zwischen ihnen wird es ein großes Forum geben mit kleinen Wasserläufen und -fällen. Die Bäderbereiche beginnen im Süden mit dem Familienbad, in das das städtische Kommunalbad integriert sein wird. Das Kommunalbad wird nahe an den Schulen liegen, sodass die Schüler zum Schwimmunterricht laufen können.
Zwölf Becken, zwölf Wasserarten
Dem Familien- und Kommunalbad schließt sich Richtung Norden und Westen ein großes Thermalbad an, diesem wiederum der Sauna- und Gesundheitsbereich. In zwölf verschiedenen Becken soll es zwölf Wasserarten geben. Der Clou: Das Wasser des Römersprudels soll in den Badkomplex fließen. Aktuell fließen nach Angaben von Stadtrat Klaus Minkel noch 200 000 Kubikmeter Mineralwasser in die Nidda. »Zusammen mit der Hassia denken wir darüber nach, das Wasser im Thermalbad zu verwenden.«
Mit in den Komplex gehört eine Heizzentrale, die im Parkhaus untergebracht wird. Hinzu kommen Solaranlagen auf den Dächern. »Wir wollen den gesamten Komplex weitgehend autark mit Strom versorgen«, betonte Wund-Prokurist Heiko Wollmann. Hinzu kommen 50 bis 100 Ladestationen für Elektroautos und Fahrräder. Für die Desinfizierung des Badewassers soll statt Chlor Ozon verwendet werden. Auf den Parkhausdächern werden Büsche gepflanzt.
Die Wund-Gruppe will im Frühjahr 2020 den neuen Bauantrag einreichen und hofft, Mitte/Ende des Jahres mit dem Bau beginnen zu können. Bauzeit für das Kommunalbad: rund ein Jahr, Bauzeit für die weiteren Bäder: zwei Jahre. Minkel betonte, die Therme sichere Bad Vilbel das Prädikat Bad dauerhaft.
Minkel erwartet geringe Verkehrsbelastung
Statistisch gesehen rund 3500 Menschen werden die künftige Bad Vilbeler Therme täglich besuchen. Das bedeutet ein erhöhtes Verkehrsaufkommen. Doch Stadtrat Klaus Minkel hat ebenso keine Bedenken wie Wund-Prokurist Heiko Wollmann. »Die Menschen kommen antizyklisch zu uns, nur die Schüler kommen morgens.« Zudem, so Minkel, gebe es Statistiken von den anderen Therme-Standorten, dass in einem Auto statistisch 2,7 Leute sitzen. »Das reduziert die Zahl der Autos.« Zudem kündigten beide an, eine Bushaltestelle direkt vor dem Eingang zu schaffen. Außerdem solle während der Bauphase eine direkte Abfahrt von der B3 eingerichtet werden. Minkel: »Vielleicht kann diese provisorische Lösung dann zur Dauerlösung werden.« (pe)