Lesung schildert eindringlich das Trauma der Nazi-Zeit
Bad Vilbel. Zu einer Lesung aus dem Buch von Edward Timm »Die geheimen Tagebücher der Anna Haag. Eine Feministin im Nationalsozialismus« wird für Mittwoch, 30. Oktober, 20 Uhr in die Stadtbibliothek am Niddaplatz eingeladen. Lesen wird Jennifer Holleis. Der Eintritt kostet 12 Euro, ermäßigt 8 Euro.
70 Jahre staubten die Tagebücher Anna Haags vor sich hin: Für ihre schonungslose Chronik fand sie nach dem Krieg keinen Verlag. »Kann man Hitler mit dem Kochlöffel totschlagen?« – diese und andere, damals lebensgefährliche Fragen, stellte sich Haag in ihren Tagebüchern. Die als Schulbücher getarnten Hefte versteckte sie im Zweiten Weltkriegs im Kohlenkeller. Die überzeugte Stuttgarter Demokratin und Pazifistin (1888–1982) dekonstruierte darin die deutsche Propaganda und schilderte eindringlich das Trauma der Nazi-Zeit.
In seinem faszinierenden, 2016 auf Englisch erschienenen Buch veröffentlicht der britische Germanist und Kulturhistoriker Edward Timms Ausschnitte der 20 Bände umfassenden Tagebücher und liefert zugleich eine Analyse dieser zeitgenössischen Quelle zum Alltag im Dritten Reich. Timm beleuchtet sowohl die Grundsätze von Anna Haags Weltanschauung als auch ihren Werdegang: beginnend mit der Kindheit und Jugend in Baden-Württemberg, dem Erleben des Ersten Weltkriegs als junge Mutter in Bukarest bis hin zu ihrem Engagement in der SPD als eine von zwei Frauen im baden-württembergischen Landtag, die sich für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung engagierte. (zlp)