Stadthallenbau im Kurpark lockt rund 200 Neugierige an
Bad Vilbel. Der Himmel ist stark bewölkt an diesem Samstag, auch über der Mitte Bad Vilbels. Dennoch strömen trotz des drohenden Regens die Menschen von allen Seiten herbei. Viele kommen über die Büchereibrücke, etliche aber auch aus dem Kurpark und aus Richtung Parkstraße und Schwarzer Weg. Doch hier wird kein Fest gefeiert, sondern zu einer Baustellenbegehung eingeladen.
Der Vorsitzende des Stadtmarketingvereins, Kurt Liebermeister, ist aufgeregt. Es gefällt ihm nicht, dass viele durch den an der Parkstraße geöffneten Bauzaun auf das riesige Baustellengelände strömen. »Es hieß Treffpunkt am Bauzaun«, wundert sich eine Besucherin. Falsch war das nicht, aber der Bauzaun ist nun mal mehrere Hundert Meter lang. Er umschließt das gesamte Gelände mit dem historischen Kurhaus und dem westlichen Kurpark. Hier entsteht die neue Stadthalle von Bad Vilbel. Was sonst nicht zugänglich ist, durfte am Samstag begangen werden.
Und wie! Über 200 Interessierte haben sich eingefunden. Es dauert einen Moment, bis alle auf dem Gelände sind und sich um Liebermeister sammeln. »Bitte alle aufpassen, jeder ist für sich selbst verantwortlich, die Bauleitung übernimmt keine Haftung. Bitte passen Sie auf, wo Sie hintreten«, mahnt er. Und dann geht es los. Unter den alten, von Holzlatten geschützten Kastanien geht es los über einige Bretter auf ein Plateau.
Architekten Informieren
»Bitte hier alle sammeln«, ruft Liebermeister. Hier, das ist, wo die beiden Architekten Katharina Fischer und Mirko Lunic einen großen Plan aufgehängt haben. »Wir stehen jetzt dort, wo einmal die Orangerie die neue Stadthalle mit dem Kurhaus verbinden wird.« Für viele ist das zwischen Eisenplatten, Kränen und jeder Menge Baumaterial kaum vorstellbar.
Die Fachleute informieren darüber, dass die Tiefgarage fertiggestellt sei. 370 Parkplätze sollen einst für die Besucher von Stadthalle, Kurhaus und des noch zu bauenden Hotels zur Verfügung stehen. Dass entlang der Kasseler Straße noch ein Hotel gebaut werden soll, wissen viele offenbar nicht. Die Architekten informieren, wie viel Stahl und Beton verbaut worden ist, dass es fünf Treppenhäuser geben werde und von wo aus es später einmal wohin gehen wird.
»Warum ist die Einfahrt denn so hoch?«, wundern sich einige. »Die Baustelle wird noch einen Meter höher, und dann kommen 70 Zentimeter Pflanzgranulat drauf«, erläutert Lunic. »Dann sieht das nicht mehr so hoch aus.« Ob denn auch die Einfahrt bepflanzt werde, will jemand wissen. Nein, heißt die Antwort.
Fertigstellung in 2022
Schon hier draußen sind nicht alle Fragen und Antworten zu verstehen. Ein Megafon hat niemand dabei, eine Mikrofonanlage wurde nicht installiert. Aus den hinteren Zuhörerreihen werden die Fragen nach vorne durchgegeben, mit den Antworten ist es umgekehrt.
Als draußen keine Fragen mehr zu sein scheinen, geht es in die Tiefe. Denn das ist der eigentliche Anlass: Die Tiefgarage ist weitgehend fertiggestellt, die Firma Jökel hat auch für den zweiten Bauabschnitt, die Errichtung des Hallenrohbaus, den Zuschlag bei der Ausschreibung gewonnen. Das ist ein wichtiges Detail. »Denn es hätte eine Verzögerung bedeutet, wenn die Firma Jökel hier nicht den Zuschlag erhalten hätte und alle Arbeiter hätte abziehen müssen. Dann wäre eine andere Firma gekommen und hätte die Baustelle erst neu einrichten müssen«, so Liebermeister. »Es durfte kein Generalunternehmer beauftragt werden.« Genau das ist auch der Grund, warum die Stadthalle nicht bis zum Hessentag fertig sein wird. Die Stadtwerke scheiterten mit ihrer Absicht, einen Generalunternehmer zu beauftragen, am Wettbewerbsrecht und müssen alle Bauabschnitte einzeln ausschreiben. Das kostet Monate. Geplante Fertigstellung der Stadthalle ist wohl 2022.
Dann geht es über viele Stufen nach unten in eine riesige, fast dunkle Halle. Pfützen habe sich gebildet, einer der Besucher bemerkt Spannungsrisse und eindringendes Wasser. »In 14 Tagen wird das Wasser hier abgepumpt, die Garage trockengelegt«, erklärt Lunic. Es ist ein permanenter Geräuschpegel sich unterhaltender Leute, Zuhören ist wohl nicht so ihr Ding. Aber zugegebenermaßen auch schwer, denn aus dem hinteren Teil der Tiefgarage dringen laute Bohr- und Schleifgeräusche.
Nach und nach kommen die Besucher wieder ans Tageslicht. Einige schauen sich noch mal die kleinen Pläne an, denn jetzt können sie mal nähertreten. Dann beginnt es zu regnen. Das Zeichen von oben haben die meisten verstanden und eilen nach Hause. Viele durften nur wenig verstanden haben. Aber der Vorsitzende des Stadtmarketings verspricht für den nächsten Baustellentag: »Wenn so viele kommen, bilden wir zwei Gruppen.«
Orangerie als Verbindung – Nach dem Hallenbau wird das Kurhaus saniert
Die Stadtwerke Bad Vilbel sind Bauherrin für die aktuell größte Baustelle in der Quellen- und Festspielstadt. Im Kurpark wird neben dem Kurhaus eine Stadthalle mit rund 1200 Sitzplätzen für größere Veranstaltungen errichtet.
Im September 2017 waren acht Entwürfe von Architekturbüros im Rathaus ausgestellt worden. Die Stadtverordneten wählten den des Stuttgarter Architektenbüros Vielmo aus. Sieger. Er sieht die Verbindung von Stadthalle und Kurhaus über eine Orangerie vor. Der kompakte Baukörper wird ein großes gläsernes Foyer zur Nidda hin erhalten.
Das Kurhaus wird zudem renoviert werden und einen größeren Veranstaltungssaal für 250 Gäste bieten. Im Erdgeschoss entsteht ein Bürgerzentrum mit Bürgerbüro, Touristeninfo und Büros für Verwaltung und Stadtmarketing. (pe)