Bad Vilbel. Als Strecke ist das kaum vorstellbar: 72 000 Kilometer. In etwa entspricht das der Strecke Frankfurt – Peking fünf Mal hin und zurück. Doch die 313 fleißigen Vilbeler, die in diesem Jahr beim Stadtradeln mitmachten, legten die Streckee nicht etwa mit dem Flieger zurück, sondern mit einem ganz anderen Verkehrsmittel: dem Fahrrad. Nächstes Jahr sollen es noch mehr Kilometer werden.
»Die nächsten Tage können zwar noch nachträglich Ergebnisse eingetragen werden, doch ich glaube man kann jetzt schon sagen, dass es wieder ein großer Erfolg war«, sagte Yannick Schwander, Pressesprecher der Stadt Bad Vilbel, zu den Ergebnissen des diesjährigen Stadtradelns. »Wieder gab es deutlich mehr Radler als im vergangenen Jahr und deshalb auch deutlich mehr Kilometer.«
Im Durchschnitt legte jeder der 313 Teilnehmer in den drei Wochen der Aktion eine Strecke von 230 Kilometern zurück , etwa die Strecke aus der Quellenstadt nach Lüttich in Belgien. In Summe waren das rund 72 000 Kilometer.
Mit Abstand vorn
Die meisten Kilometer konnte auch in diesem Jahr das Georg-Büchner-Gymnasium sammeln. Dessen Schulleiter, Carsten Treber, war begeistert: »Natürlich freuen wir uns über dieses tolle Ergebnis, aber wir hatten, glaube ich, auch mit Abstand die größte Gruppe«, sagte er. Knapp 140 Schüler, Eltern und Lehrer des Gymnasiums setzten sich auf den Drahtesel und traten in die Pedale.
»Pro Kopf hat der ADFC deutlich mehr Kilometer zurückgelegt als wir«, sagte Treber. Doch um Konkurrenz gehe es bei dem Projekt auch gar nicht. Jeder könne seinen Teil beitragen, und sei er noch so klein.
»Eine solche Aktion ist ein wichtiges Zeichen für mehr Radverkehr«, erklärte Treber, der die Situation in Bad Vilbel gut kennt. »Viele unserer Schüler fahren zwar mit dem Rad, doch noch immer lassen sich auch viele von den Eltern an der Schule abliefern oder fahren selbst mit dem Auto, wenn sie alt genug sind. Doch gerade für diese kurze Strecke zur Schule ist das Fahrrad oft das bessere Transportmittel, und Probleme mit den »Elterntaxis« könnten vermieden werden«.
Auch zum Einkauf
Dafür ging Treber mit gutem Beispiel voran: Das Auto des Rektors blieb demonstrativ für drei Wochen an der Schule stehen. In dieser Zeit wurde alles mit dem Rad erledigt. »Mich hat überrascht, wie gut das funktioniert hat«, sagte er. »Anstatt mit dem Auto ging es dann eben mit dem Fahrrad zum Einkaufen oder zu Terminen.« 800 Kilometer hat er beigetragen, eine beachtliche Summe.
Für Treber zeigt die Aktion aber auch, dass das Thema Umweltschutz immer mehr Bedeutung gewinnt. »Für die Schüler ist das ein ganz wichtiges Thema. Und bei der Aktion können tatsächlich alle ihren Teil beitragen.« Derzeit plant die Schule noch eine Abschlussaktion, bei der diejenigen ausgezeichnet werden sollen, die am meisten Kilometer gefahren haben.
Vor allem hofft Treber jedoch, dass die Aktion einen längerfristigen Effekt hat. »Es wäre gut wenn diejenigen, die jetzt die drei Wochen mitgemacht haben, auch in Zukunft häufiger das Fahrrad nutzen und das Auto einfach mal stehen lassen«, sagte er.
Für die Stadt Bad Vilbel ist der Erfolg der Aktion auch ein Signal, dass viele angestoßene Projekte gut aufgegriffen werden. »Seitdem Sebastian Wysocki Erster Stadtrat ist, ist das Thema Radverkehr immer mehr in den Fokus gerückt«, weiß Schwander. »Wir haben die ersten Straßen als Fahrradstraßen ausgewiesen, und Radwege werden überall in der Stadt ausgebaut. Da steigt man natürlich auch viel lieber aufs Fahrrad.«
Zu den Fahrradstraßen zählen die Wege ins Schulzentrum in der Saalburgstraße, aber auch die Radschnellwege in Richtung Frankfurt. »Dort haben wir viel getan, um den Radverkehr immer weiter auszubauen«, erklärte Stadtsprecher Schwander. »Das Fahrrad als Transportmittel, sei es ein herkömmliches oder ein E-Bike, ist ein Trend, den wir unterstützen wollen. Selbst bei den Pendlern erfreut es sich immer mehr Beliebtheit.« Und die wird in den kommenden Jahren noch mehr steigen, denn auch in Zukunft soll noch mehr für den Radverkehr getan werden. »Mit dem Niddaradweg und dem Ausbau des Schnellradwegenetzes in der Wetterau sind wir hier auf einem guten und zukunftsträchtigen Weg«, sagte Schwander.