Revierförster Helmut Link spricht von einem »Lazarett für Bäume«
Bad Vilbel. Ein Spaziergang durch den Bad Vilbeler Wald ist ein Genuss. Erholsam, natürlich, aber vor allem eine große Illusion. Eigentlich, das macht Revierförster Helmut Link unmissverständlich klar, ist dieser Wald ein Lazarett für Bäume. Wie bei einem Memory-Spiel zählt Jens Völker (CDU) Baumarten auf, und Link benennt ohne zu zögern den jeweiligen Schädling, Pilz oder sonstigen Grund, warum es diesem Baum nicht mehr gut geht. Am Dienstag (nach Redaktionsschluss) hat Helmut Link über den Zustand des Waldes im Planungs- und Umweltausschuss referiert. Dessen Vorsitzender Völker hat ihn dazu eingeladen. Denn es sieht nicht gut aus für den Stadtwald.
Am wenigsten Kopfzerbrechen bereitet Link die Fichte: »Die ist tot!« Zwei Jahre schätzt der erfahre Förster, werde es noch dauern, dann dürfte auch die letzte Fichte aus dem Bad Vilbeler Wald verschwunden sein. Es wurde ihr einfach zu trocken. Der Buche gibt er immerhin noch 25 Jahre, mit der Ulme hat er längst abgeschlossen und auch die Eschen geben ein eher klägliches Bild ab: »Ich finde hier keine Baumart, die keine Probleme hat.«
Im Akkord räumt Link abgestorbene und gefällte Bäume aus dem Wald und sorgt so nicht nur für einen halbwegs positiven optischen Eindruck, sondern auch dafür, dass ordentlich nachgepflanzt werden kann. Doch womit? »Da sind wir noch in einer Findungsphase«, erklärt er. Die Küstentanne schlage sich etwa ganz passabel, dennoch seien neue Pflanzungen eher Versuchsballons als Konzepte für den Wald der Zukunft.
Ein großer Irrtum
Doch ehe solche Konzepte entwickelt werden können, müsse erst einmal jeder verstehen, wie es um den Wald steht, erklärt Link. Denn noch immer erlebt er Spaziergänger, die den Bad Vilbeler Wald für gesund und intakt halten. Ein Irrtumg.
»Ich bin auch manchmal hilflos«, klagt Link und macht aus seiner chronischen Überarbeitung keinen Hehl. Schließlich ist er für sein umfangreiches Revier alleine verantwortlich – Personal gibt es nicht. Mit Blick auf diese Politik, kann Link nur wütend den Kopf schütteln. Und so stiefeln Link und Völker betrübt durch den Wald. Dort, wo die Eschen stehen, sollte der Himmel hinter den Kronen eigentlich nicht zu sehen sein, das Waldpanorama hinter der Totenwiese sollte eigentlich nur grün sein, denn noch ist kein Herbst.
Der Grund hinter alledem ist längst bekannt: der menschgemachte Klimawandel. Denn es regnet zu wenig, der Boden ist zu trocken, die Pflanzen zu schwach, die Schädlinge zu zahlreich. »Wir müssen das den Menschen bewusst machen. Noch haben wir Zeit, etwas zu verändern, aber nicht mehr lange«, mahnt Völker. Die große Frage sei: »Wie können wir unseren Wald fit für die Zukunft machen?« Erste Impulse zu dieser Frage erhoffen sich die zwei in der Ausschusssitzung.
Im Stadtwald selbst richten sich die Blicke der Spaziergänger in diesen Tagen jedoch seltener in Richtung der Baumkronen. Kürzlich wurden die breiteren Waldwege neu befestigt. Doch der neue wassergebundene Boden aus Taunusquarzit sorgt für Unruhe, hauptsächlich wegen seiner weißen Form und Farbe.
Kaum hat der Förster sein Auto am Waldrand abgestellt, will eine Spaziergängerin wissen, warum der Weg so auffallend gewölbt sei. Link erklärt: »Es gibt für einen wassergebundenen Boden nichts Schlimmeres, als wenn sich Pfützen bilden.« Es sei also sehr wichtig, dass das Wasser immer vom Weg abläuft.Dass der Weg die eher walduntypische Farbe weiß aufweist, irritiert eine andere Frauengruppe, die mit ihren Hunden unterwegs ist. Link kann dies Irritation nachvollziehen., auch seine Lieblingsfarbe ist dies nicht. Jedoch sei viele Jahre nichts am Waldboden gemacht worden, eine Aufbereitung also dringend erforderlich gewesen. Das weiße Taunusquarzit habe sich dafür einfach angeboten.