Burgfestspiele bieten Schülern Theaterworkshops zu Piraten, Detektiven und einer Nobelpreisträgerin an
Bad Vilbel. Kinder und Theater? Dass das gut zusammenpasst, zeigen die Burgfestspiele nicht nur anhand ihres Programms. Bei fünf Theaterworkshops laden sie in den Sommerferien zum Erkunden, Verkleiden, Mitmachen ein. Das Motto lautet: Alles kann, nichts muss.
Gedacht waren die Stoffreste zum Verzieren der Blanko-Figuren von Pippi Langstrumpf und für ein kleines, unkompliziertes Halstuch für jeden. Doch sofort stürzen die Kinder sich auf Stoffe, »schneidern« sich mit Klebeband ihre eigenen Kostüme und verwandeln sich damit in kürzester Zeit in bunte verkleidete Piraten.
Es ist eine einfache Übung, die zeigt, was passieren kann, wenn man Kindern in ihrer Fantasie freien Lauf lässt – und damit anschaulich demonstriert, worauf es bei den Theaterworkshops der Bad Vilbeler Burgfestspiele ankommt. »Unser Ziel ist es, die Ideen aufzunehmen, die die Kinder mitbringen, und sie anhand dieser spielerisch ans Theater heranzuführen«, bringt es Tobias Gondolf auf den Punkt.
Der Schauspieler, der selbst bei Pippi Langstrumpf mitwirkt, ist einer von sieben Workshop-Leitern, die in den Sommerferien insgesamt fünf mehrtägige Kurse für Kinder und Jugendliche anbieten. Die von Gondolf und seinem Kollegen Mario Neumann geleiteten »Kapernfahrten« für junge Piraten haben vergangene Woche den Auftakt gemacht.
AUF SPURENSUCHE
Was bis Anfang August folgt, ist ein vielfältiges Programm: Theaterpädagogin Regina Fichtner-Haben und Regieassistentin Swantje Nokel gehen anhand von »Emil und die Detektive« und »Bugsy Malone« auf Spurensuche. Das ist auch das Stichwort für den Workshop für Jugendliche von 11 bis 16 Jahren, die sich mit der Kinderrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai auseinandersetzen sollen. »Hier wollen wir mit Textfragmenten arbeiten«, gibt die Theaterpädagogin einen ersten Einblick – ganz gleich, ob aus Malalas Feder oder aus dem bestehenden Theaterstück. Unterdessen entführen Theaterpädagogin und Regieassistentin Andreina Coatto und Schauspieler Niklas Schmidt mit »Aschenputtel« in die Welt des Märchens. »Aschenputtel wurde in so vielen Versionen erzählt«, erklärt Coatto den Ansatz. »Wir schauen, welche die Jugendlichen kennen und betrachten die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln. Und wer weiß, vielleicht schreiben wir ja auch eine eigene Version?«
»Wir starten oft in einer Art Blindflug«, erklärt Gondolf mit einem Lachen. »Vor zwei Jahren standen wir da und hatten alles akribisch vorbereitet. Doch als wir unsere Ideen vorstellten, haben uns die Kinder deutlich gesagt, dass sie andere Wünsche haben. Also haben wir spontan eine Frühstückspause einberufen und umdisponiert.«
WARTET DIE BÜHNE?
Nach mehrjähriger Erfahrung weiß das Team heute längst, worauf es ankommt. »Wir bringen ein Konzept als Gerüst mit«, erklärt Fichtner-Haben. »Doch dann stupsen wir die Kinder an und fördern sie in ihrem eigenen Willen. Wir haben noch nie erlebt, dass ein Kind keine eigenen Ideen mitbringt.«
Und genau dieses »Alles kann, nichts muss« gilt auch für den Abschluss der Workshops: Die Eltern fragten oft an, ob denn am Ende der Woche auch etwas vorgeführt werden könnte, erklärt Schröfel. »Da sind wir aber ziemlich deutlich: Das kann sein, muss aber nicht!« Frisch nach der Zeugnisausgabe gehe es nun gezielt darum, nicht neue Pflichten in Form eines starren Programms vorzugeben, sondern den Spieltrieb und eigene Ideen zu fördern.
Sinn des Programm ist aber nicht nur Spaß zu haben. Eine Prise Idealismus treibe ihn durchaus an, gesteht Schauspieler und Workshop-Leiter Gondolf. »Es geht auch darum, dass wir spielerisch ans Theater heranführen und dass die Kinder etwa die Berufe rund um die Burgfestspiele kennenlernen«, erklärt er. Besonders deutlich werde das beim abschließenden Theaterbesuch, der die gemeinsame Woche krönt.
Der gemeinsame Blick hinter die Kulissen ist für alle Kinder – ganz gleich, wie viel Theatererfahrung sie mitbringen – ein Höhepunkt. »Das Schlüpfen in verschiedene Rollen ist für die Kinder immer spannend«, beobachtet Schauspieler Niklas Schmidt. »Wir sehen gemeinsam, wie die Verwandlung auf der Bühne funktioniert – und dass wir Schauspieler am Ende doch auch nur Menschen sind.«
Weitere Workshops – noch wenige Plätze frei
Bad Vilbel. Nach dem Auftakt mit »Piraten auf Kapernfahrt« sind in den Sommerferien vier weitere Theaterworkshops geplant. Vom 29. Juli bis 2. August finden täglich von 9 bis 13 Uhr zwei Workshops parallel statt: Das Musical-Thema »Detektive« richtet sich an Sieben- bis Zehnjährige, während Sechs- bis Zehnjährige zum märchenhaften Musiktheater eingeladen sind. Die Teilnahme kostet je 100 Euro inklusive Theaterbesuch.
Vom 5. bis 9. August adressieren zwei unterschiedliche Workshops dann verschiedene Altersgruppen: Für Jugendliche von elf bis 16 ist ein Workshop rund um die jüngste Nobelpreisträgerin der Geschichte, Malala, geplant. Im Fokus steht dabei die Identifikation mit dem eigenen Selbst sowie Anderen, die anhand zeitgenössischer Theater- und Performance-Techniken erarbeitet werden soll. Der Workshop findet täglich von 10 bis 16 Uhr statt. Er kostet 180 Euro inklusive Theaterbesuch.
Kinder von drei bis sechs Jahren gehen täglich von 10 bis 13 Uhr gemeinsam auf Fantasiereise. Kostenpunkt: 70 Euro.
Für alle Workshops sind noch wenige Plätze – auch über Wartelisten – zu vergeben. Anmeldungen und Infos gibt’s per E-Mail an theaterpaedagogik.burgfestspiele@bad-vilbel.de per Mail oder über www.kultur-bad-vilbel.de/ burgfestspiele/theaterpaedagogik/.