Ortsbeirat in Gronau setzt ein Zeichen für den Bahnausbau
Bad Vilbel. »Wir müssen laut werden und deutlich machen: wir wollen eine Kapazitätserweiterung«, sagte Gronaus Ortsvorsteher Karl Peter Schäfer (CDU). Wieder einmal stand bei der Sitzung des Ortsbeirats im kleinsten Vilbeler Stadtteil ein Thema auf der Tagesordnung, dass alle bewegt: Das Stockheimer Lieschen.
Es ist verzwickt: Besonders in den Pendelzeiten morgens und abends ist die Niddertalbahn oft so überfüllt, dass kaum noch ein Stehplatz zu finden ist. Auf das Auto umsteigen ist durch den alltäglichen Stau auf der L 3008 auch keine Option. »Eine höhere Taktung, also die Bahn einfach häufiger fahren lassen, geht aber auch nicht«, erklärte Ortsvorsteher Karl Peter Schäfer. Denn dadurch, dass die Niddertalbahn nur eingleisig ist, ist sie auf Ausweichgleise angewiesen. Von denen gibt es aber derzeit zu wenige. Längere Züge sind durch die kurzen Bahnsteige derzeit auch keine Option.
WARTEN AUF STUDIE
Aber es tut sich etwas rund um das Lieschen. Der RMV lässt derzeit in einer Machbarkeitsstudie die Erweiterung der Strecke prüfen. Die Ergebnisse werden überall entlang der Strecke sehnsüchtig erwartet. Schließlich soll zum Fahrplanwechsel 2027 die höhere Taktung anlaufen. Bis zur Ausschreibung 2023 ist also nicht mehr viel Zeit. Die Gronauer wollen aber schon jetzt den Druck erhöhen. »Am Ende kommt die Aussage: Hättet ihr doch mal was gesagt«, sagte der Ortsvorsteher. »Also werden wir nicht die Veröffentlichung der Studie abwarten.«
Drei Ziele legte der Antrag von CDU und FDP daher fest. Der wichtigste Aspekt darin ist die höhere Frequenz der Bahnen. »Hier müssen viele Voraussetzungen geschaffen werden«, wusste Schäfer. »Zusätzliche Ausweichgleise müssen her, der S6-Ausbau muss abgeschlossen sein, aber auch am Frankfurter Hauptbahnhof muss der Platz vorhanden sein, denn hier endet ja die Niddertalbahn.«
Insbesondere der Fall des Übergangs Berger Straße ist problematisch. Denn bisher hat der keine Schranke. Die Sorge, die Bahn könnte bei der Erweiterung diesen Übergang einfach wegfallen lassen, sitzt tief. »Seit Jahren sind wir an dem Thema dran«, erklärte Schäfer. »Doch eine Bahnschranke ist teuer, und zuständig ist eben die Bahn. Die Stadt war bereit, etwas dazuzugeben, aber die Bahn ist da noch zögerlich.«
Für viele Gronauer ist diese Diskussion nichts Neues. »Über den Bahnübergang Berger Straße wird seit 1971 geredet«, erinnerte sich Erika Gutmann. Damals wurde Gronau eingemeindet. »Selbst im Eingemeindungsvertrag ist von dem Thema die Rede. Wegfallen darf der Übergang keinesfalls.«
EINE FRAGE DES ANTRIEBS
Blieb noch das Thema alternativer Antriebe. Denn bisher ist die Niddertalbahn nicht elektrisiert, angetrieben werden die Züge auf die altmodische Art: mit Diesel. »Für uns ist das eine strategische Überlegung«, erklärte Schäfer. »Elektrisierung ist gut, aber gäbe es nicht auch andere Optionen, die für uns gut wären?« Als Beispiel nannte er Brennstoffzellen oder Hybridfahrzeuge. »Im Taunus werden in fünf Jahren Zügen mit Brennstoffantrieb, also mit Wasserstoff betrieben, fahren. Klar, nicht alles geht überall, aber man muss hier eben auch langfristig denken.«
Christian Dittmann (Grüne) ergänzte noch, dass auch auf die Ökobilanz der Fahrzeuge geachtet werden müsse. »Wirtschaftlichkeit und Praxistauglichkeit sind natürlich wichtig und müssen vielleicht auch einen Vorrang haben, aber das sollte man nicht vergessen.«Ortsvorsteher Schäfer beruhigte: »Ohne eine vernünftige Ökobilanz sind solche Planungen heute sowieso nicht mehr machbar. Ich bin zuversichtlich, dass wir am Ende eine gute Lösung haben werden. Erst mal müssen wir aber gemeinsam signalisieren, wie wichtig uns das Thema ist.« Und so wurde der Antrag einstimmig beschlossen.