Burgfestspiele: Der junge Will Shakespeare gerät in verzwickte Situationen
Bad Vilbel. Die Komödie »Shakespeare in Love« nach dem gleichnamigen mit sieben Oscars preisgekrönten Hollywood-Film erlebte bei den Burgfestspielen in der Regie von Milena Paulovics eine turbulente Premiere.
Männer in üppigen Renaissance-Kostümen wirbeln durcheinander, umarmen und beschimpfen sich: Es sind vorwiegend durchgeknallte Londoner Theaterdirektoren, verzweifelte Autoren, frustrierte Schauspieler. Dazwischen ab und zu ein Weiberrock, in dem aber fast nie eine Frau steckt. Dieses Ende des 16. Jahrhunderts angesiedelte Lustspiel »Shakespeare in Love« um das größtenteils fiktive Bühnen- und Liebesleben des jungen Schriftstellers strotzt von drastischen Verwechslungen, Verkleidungen, Zufällen. Aber über all diesem manchmal verwirrenden Trubel steht eins: die Hommage an Skakespeare, ans verrückte Bühnenleben, ans Theater überhaupt. Das zu vermitteln, ist dieser Inszenierung unter der Regie von Milena Paulovics bei den Burgfestspielen durchaus gelungen.
Alles Theater – denkt man. Dabei geht »Shakespeare in Love« auf den Erfolgsfilm aus dem Jahre 1998 zurück, nach dem Drehbuch der Briten Tom Stoppard und Marc Norman. Und dieses geistreich-unterhaltsame Werk schlug derart ein, dass es nicht weniger als sieben Oscars abräumte.
Auch in Bad Vilbel wird empathisch, pathetisch, teilweise mit Old-English-Songs und meist zügig agiert. Man hat mit Bert Tischendorf (von 2005 bis 2009 am Schauspiel Frankfurt engagiert) einen jungen Shakespeare, der sich gewandt und mit reichlich romantischem Flair durch verzwickte Situationen hangelt. Der hat Stücke »in Arbeit«, von denen noch keine Zeile steht, lässt sich vom Rivalen Christopher Marlowe Ideen soufflieren; er verliebt sich in Viola (cool-herb: Nele Sommer), die einen Lord (machohaft: Martin Bringmann) heiraten muss, sich aber als Mann verkleidet ins Theaterensemble einschleicht – zu elisabethanischen Zeiten ein absolutes No-Go.
Um das Pärchen herum prächtige Typen und Schleimer, wobei Peter Albers als schlampig-genialer Theaterchef beeindruckt und Anette Daugardt als glamouröse Königin Elizabeth einherschwebt (Kostüme: Marion Hauer). Bestes Bühnenbild ist die Burgrtuine selbst mit ihren alten Mauern und Ballustraden, auf denen sich trefflich klettern, schmachten, verfolgen und verschwinden lässt. Das Publikum applaudierte am Schluss amüsiert und animiert.
Von Elisabeth Schmidtke-Börner