„Panta rhei!“ („Alles fließt!“), hieß es bei den Alten Griechen, aber von dieser philosophischen Formel sind wir in Bad Vilbel Lichtjahre weit entfernt. Langsam wachsen daher die Zweifel himmelwärts, ob man es bei den Protagonisten der Komödie „Nordumgehung“ noch mit Experten zu tun hat oder doch nicht. Wer unseren Koryphäen zuhört, der kriegt doch die Krise vor all dem theoretischen Gefasel, das rein praktisch kaum was gebracht hat. Da wird mal das eingeräumt, mal was anderes, statt endlich aufzuräumen mit dem Verkehrschaos, das uns seit Fertigstellung der Nordumgehung im Morgengrauen schon im Würgegriff hält.
Staunend wie die fassungslose Kuh vor dem neuen Tor steht man da in voller Demut vor den Geständnissen der Experten, die uns einreden, wir müssten uns mit dem, was sie angerichtet haben, abfinden. Und offen geben sie nach einem guten halben Jahr der verschärften Beobachtung der katastrophalen Lage sogar zu, nicht zu wissen, dass Verkehrsteilnehmer bei der Auffahrt von der Nordumgehung zur B3, Richtung Frankfurt, oft zweimal vor Rot stehen. Das ist unerhört. Dabei dachten wir als naive Autofahrer, die Wissenschaftler würden rund um die Uhr den Verkehrsfluss studieren und sich endlich mal was einfallen lassen, was gegen die täglichen Staus Wirkung zeigt.
Niemand mehr versteht doch die Luftnummern und Ausreden, die auf Kritik hin unverdrossen weiter gedrechselt werden. Es hat ja keiner etwas dagegen, dass man jetzt Autofahren am Schreibtisch spielen will, „Mikrosimulation“ nennt man das, aber, mein Gott, warum erst jetzt, wenn das helfen könnte, warum nicht schon vor einem halben Jahr? Oder gar davor! Bei solchem Schneckentempo der Problembewältigung wird einem ja förmlich schwindlig. Kein Wunder, dass sich die Menschen, die auf der L 3308 und der Nordumgehung täglich festgehalten werden, veräppelt vorkommen und verärgert sind. Denn sie sind nicht blind und sehen auch, dass angekündigte Maßnahmen ausbleiben. Versprechen bleiben da nur Versprecher. Ypsilanti in flagranti, oder was?
Oder hieß es nicht eindeutig, die Ampeln an der Kreuzung Büdinger und der Friedberger Straße (von Gronau aus gesehen) werden so geschaltet, dass die Linksabbiegerampel (Richtung Kernstadt) zur selben Zeit wie die Geradeausfahrampel grün wird, damit der Verkehr besser fließen kann. Das ist bis heute nicht geschehen. Und so stehen die Linksabbieger, die Rot haben, den Geradeausfahrern, die Grün haben, im Wege. Und alle auf der Stelle!
Jetzt wird sogar, man höre und staune, überlegt, die Abbiegespuren vielleicht doch noch zu verlängern, wie das seit Monaten gefordert wird. Donnerwetter! Vielleicht kommt man alsbald sogar noch auf die Idee, dass die überall in der Breite überdimensionierten Gehsteige, die kaum jemand benutzt (außer den Autofahrern!!!), beim Umbau doch viel zu protzig ausgefallen sind. Aber das ist nur einer von vielen Schildbürgerstreichen, die hier in ganzer Schönheit und Vollendung gelungen sind. Es kann sein, dass eines Tages auch das noch entdeckt wird.
Das Ergebnis der bisherigen Bemühungen der … Experten kann sich jedenfalls sehen lassen: Nichts fließt, alles steht, nur die Zeit vergeht!
Horst Samson