Herr Landgrebe, haben Sie seit Montag mit Jürgen Walter geredet?
UDO LANDGREBE: Nein. Ich hätte es gerne, er war aber nicht erreichbar. Ich habe ihm eine lange E-Mail geschickt, bislang aber keine Antwort bekommen.
Der Bad Vilbeler SPD-Vorstand mit Ihnen an der Spitze will laut Pressemitteilung verhindern, dass Walter bei der Neuwahl ein Direktmandat oder einen Listenplatz bekommt. Warum?
LANDGREBE: Jürgen Walter hat den Willen der hessischen SPD missachtet und verhindert so den dringenden Aufbruch in die soziale Moderne, den Aufbau der sozialen Gerechtigkeit, eine bessere Bildung, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, erneuerbare Energien, den Mindestlohn und die Beendigung des Tarifdiktats im öffentlichen Dienst.
Bei der Landtagswahl im Januar sind Sie als Ersatzkandidat für Walter in der südlichen Wetterau angetreten. Wollen Sie bei der Neuwahl Direktkandidat sein?
LANDGREBE: Solche Überlegungen gibt es derzeit bei mir nicht. Der Montag hängt mir noch sehr in den Knochen, ich bin immer noch sehr enttäuscht, fühle mich von den Abweichlern betrogen. Sollte es Neuwahlen geben, müsste allerdings schnell gehandelt werden – dann ist alles möglich.
Sind Neuwahlen der richtige Weg?
LANDGREBE: Das war das Naheliegendste. Schließlich wäre eine große Koalition mit der CDU auch ein Wortbruch gewesen – wir wollen ja Koch ablösen. Zudem hätten wir unsere Inhalte sicher nicht sehr stark einbringen können.
Ist die Bad Vilbeler SPD auf einen Wahlkampf vorbereitet?
LANDGREBE: Wir sind noch geschockt und enttäuscht – da ist es schwierig, motiviert einen Wahlkampf zu führen. Ich sehe für die SPD aber dennoch gute Chancen, wenn wir uns auf unsere Inhalte konzentrieren.
Sollte Frau Ypsilanti erneut Spitzenkandidatin werden?
LANDGREBE: Die Entscheidung liegt zunächst allein bei Andrea. Zudem sind nicht nur in der SPD Spitzenleute so einfach aus dem Hut zu zaubern. (zlp)
Udo Landgrebe (57) ist Vorsitzender der Bad Vilbeler SPD. Er war bei der Landtagswahl am 27. Januar 2008 Ersatzkandidat für Jürgen Walter in der südlichen Wetterau.