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Der direkte Draht

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,

am Sonntag, 16. November, finden in Bad Vilbel wieder Gedenkveranstaltungen zum Volkstrauertag statt.

Der Volkstrauertag gibt Gelegenheit zu einer Form des Trauerns, die eine Verpflichtung zum Handeln einschließt. Denn aus der Trauer folgt zwangsläufig die Frage nach dem Warum, die Frage nach der Entstehung von Kriegen sowie den Ursachen von Gewalt, Hass und Rassismus. Und daran schließt sich die Frage an, was wir, was jeder Einzelne, die Gesellschaft, unser Land, was wir tun können, um der Gewalt entgegenzutreten und ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen.

Und diese Frage ist – leider – so aktuell wie eh und je. Zwar haben wir eine Aussöhnung mit den ehemaligen Kriegsgegnern erreicht und in den letzten 60 Jahren die längste Friedensphase unserer Geschichte erlebt; wir haben zudem eine stabile Demokratie entwickelt, die sich die Achtung der Menschenwürde zum Ziel setzt. Und damit haben wir, die Bundesbürger beziehungsweise die Europäer, auch ein ermutigendes Signal, ein Zeichen der Hoffnung gesetzt. Aber Terror, Gewalt und Krieg sind nach wie vor für viele Menschen auf unserem Planeten bedrückender Alltag. Seit 1945 ist kein Jahr vergangen, in dem nicht irgendwo auf der Welt ein Krieg oder Bürgerkrieg tobte und Menschen drangsaliert oder verfolgt wurden. Unter uns leben Menschen, die vor Krieg und Terror in ihrer Heimat flohen; und auch bei uns sind Rassismus und Gewaltbereitschaft zu finden.

Der Volkstrauertag, der an unzählige Tote erinnert, vermag uns dafür zu sensibilisieren, welch hohes Gut das Leben und die Unversehrtheit der Menschen sind. Indem er der Opfer von Krieg und Gewalt gedenkt, verpflichtet er uns dazu, uns für den Frieden und die Menschenrechte einzusetzen. Er ruft uns dazu auf, Strategien zu entwickeln, um ein friedliches Zusammenleben zu gewährleisten; er ruft uns auf, Zivilcourage zu zeigen, wenn unser Nachbar bedroht ist. Wir wissen, dass der Weg zum friedlichen Miteinander nicht leicht ist. Doch für eine demokratische Gesellschaft und eine Welt, die immer mehr zusammenwächst, kann es kein anderes Ziel als ein friedliches, freiheitliches Zusammenleben geben.

Es grüßt Sie herzlich

Der Magistrat der Stadt

Bad Vilbel