Karben. Wer in diesen Tagen sein Auto auf dem Parkplatz am Trimmpfad abstellt, um im Wald Richtung Groß-Karben oder Heldenbergen zu spazieren, stößt auf viele Buchenstämme. Die gefällten Bäume liegen links und rechts des Weges oder tiefer im Wald. Bei dem einen oder anderen Waldbesucher ist die Empörung groß. »Die Bäume sehen doch gesund aus«, meint eine Karbenerin.
Das mag aus Laiensicht stimmen, die Experten von Hessen Forst haben darauf einen anderen Blick. Wir begleiten Bereichsleiter Anselm Möbs und Revierförster Helmut Link ein Stück durch den Stadtwald. Weit müssen sie nicht laufen, um den ersten kranken Baum zu zeigen. Die bereits umgelegte Buche weist unzählige schwarze Flecken auf dem Stamm auf. »Die kommen durch den Buchenprachtkäfer«, erläutern sie. Der Schädling habe zahllose Fraßgänge in den Stamm gefressen, sodass der obere Teil des Baumes von der Nährstoffzufuhr abgeschnitten sei. Der Baum sterbe von oben her ab.
ZWEI GRAD HÖHER
Ein weiterer Schädling, der auch den Karbener Bäumen zu schaffen macht, ist der Lärchenborkenkäfer. »In der Nähe des Klein-Karbener Grillplatzes habe ich Europäische Lärchenbäume fällen müssen«, sagt Link.
Dann laufen wir weiter und stoßen auf weitere geschädigte Buchen. »Da oben«, zeigen Link und Möbs, »blättert die Rinde ab.« Die Krone sei schon abgebröselt und werde immer kleiner. Im Herbst wird auch bei ihm die Säge angesetzt. Rund 60 Buchen seien in den Karbener Wäldern gefällt worden, schätzen die Experten anhand der aufgeführten Festmeter. Die meisten seien schon stark geschädigt gewesen. »Das extrem trockene und sehr heiße Jahr hat die Buchen stark belastet. Die Eichen haben das extreme Wetter besser verkraftet.«
150 Meter weiter kann Link das zeigen. Hier sind etliche Bäume mit dicken Stämmen gefällt worden. Die hatte er bereits bei anderen Kontrollgängen markiert. Als dann der Fälltermin näherrückte, entdeckte er vier Buchen, die direkt am Weg standen und deutlich geschädigt waren. Die mussten ebenfalls umgelegt werden. Link beobachtet seit Jahren die Folgen des Klimawandels. »Aber so schlimm wie 2018 Jahr war es noch nie«, sagt er. Und Möbs verweist auf die Frankfurter Messstation von Hessen Forst: »Die zeigt eine um zwei Grad höhere Durchschnittstemperatur als in den Vorjahren.«
HIEBSÄTZE VORGEGEBEN
Allerdings können nicht beliebig viele Bäume gefällt werden. Den Revierförstereien sind sogenannte Hiebsätze vorgegeben. Für den Karbener Stadtwald von 234 Hektar bedeute das 1169 Festmeter pro Jahr. In den vergangenen Jahren habe man diese Zahlen weitgehend eingehalten, sagt Möbs. Wenn es aber Extremereignisse gebe und man über die Hiebsätze gehen müsse, dann dürften in den Folgejahren deutlich weniger Bäume gefällt werden.
Die Experten erinnern daran, dass der Wald durchaus auch ein Wirtschaftsfaktor sei. Große Holz verarbeitende Firmen fragten das Holz nach. Stark geschädigtes Holz, wie jetzt ein Teil des gefällten Buchenholzes, lasse sich nur mit deutlichem Preisabschlag verkaufen.
Ein Stück weiter, treffen wir auf ein, zwei Baumruinen. »Die hat der Sturm abgeknickt«, sagen die Forstleute. Die blieben aber als sogenannte Habitatbäume stehen. »Da finden beispielsweise Vögel und Fledermäuse ideale Rückzugsgebiete.« Drei solcher Bäume pro Hektar Wald seien Vorschrift.