Bürgerinitiative »Gelbwespen« will verhindern, dass weitere Bäume in der Stadt gefällt werden
Bad Vilbel. Es tut ihnen weh! Jeder einzelne Baum, der von der Stadt Bad Vilbel gefällt wird, tut ihnen weh. Die engagierten Frauen der Bürgerinitiative »Gelbwespen« haben ein klares Ziel: Kein Baum darf mehr gefällt werden, wenn es nicht zwingend erforderlich ist. Und mit zwingend meinen die Damen, dass es wirklich keine Alternative mehr gibt.
Denn was passiert, wenn Bäume keine Rolle spielen, sehen sie just vor ihren Augen. Gemütlich hat sich die Gruppe von acht Frauen, dem Kern-Team der »Gelbwespen«, in einem Restaurant versammelt und berät die nächsten Schritte des Protests. Petra Burgmanns Blick schweift aus dem Fenster auf den Niddaplatz, den vermutlich baumlosesten Platz der Stadt. Burgmann ist die Initiatorin der Bürgerinitiative, und sie ist entsetzt. Ein zentraler Platz ganz ohne Baum, da kann auch ihre Mitstreiterin Birgit Scholze nur den Kopf schütteln: »Es geht ja nicht nur um die Bäume, es geht auch um die Lebensqualität«, betont sie.
Denn mit jedem Baum, der gefällt, oder wie im Falle des Niddaplatzes, gar nicht erst gepflanzt wurde, sehen die Damen einen herben Rückschlag im Kampf gegen den Klimawandel. »Hier wird gehandelt, als gäbe es keinen Klimawandel«, klagen die Frauen einhellig. Luftqualität und Schatten, das seien die entscheidenden stadtplanerischen Aspekte der Zukunft.
Im Gegensatz zur Radwege-Infrastruktur. Dass entlang der Nidda in der Kernstadt ein neuer Radweg von drei Metern Breite angelegt werden soll, raubt den Aktivistinnen den Schlaf. »Die Stadt braucht schnelle Erfolge vor dem Hessentag«, vermutet Burgmann. Bäume seien der Stadt egal, ist sie sich sicher. Und eine gute Idde sei der Radweg so ohnehin nicht: »Beim Hessentag werden die Besucher dann zehn Tage lang auf einem drei Meter breiten Radweg fahren und schwitzen, weil es keinen Schatten gibt«, prophezeit Mitstreiterin Andrea Christ.«
Dieses Vorhaben im Tabernaemontanusweg war es auch, das die Initiative auf den Plan rief.. Als die Bad Vilbeler Neue Presse am 1. Februar titelte »Rote Bänder wecken Ängste«, war auch die Sorge von Petra Burgmann geweckt. Auch einige Anwohner erschraken vor den roten Bändern, die markierten, welche Bäume in Kürze gefällt werden könnten. Sofort vernetzte sich Burgmann im sozialen Netzwerk Facebook mit anderen und erkannte: »Ich bin nicht alleine!« Dass die Bäume an der Nidda gefällt wurden, konnten sie nicht mehr verhindern, doch sie haben ein klares Ziel: »Die Bäume auf dem Marktplatz ums alte Rathaus werden nicht gefällt – kein einziger!«
KLEINES NETZWERK
Sie zu fällen hatte die Stadt jüngst allerdings angekündigt und kann sich damit auf den Gegenwind der Damen gefasst machen. Nachdem sich Petra Burgmann mit Ramona Köhler zusammengetan hatte und sich schnell ein kleines Netzwerk formierte, trafen sich jüngst knapp 15 Personen zur Gründungsversammlung der BI. In Kürze soll eine Website online gehen, Plakate wurden bereits reichlich gedruckt, die Werbemaschinerie läuft: »Wir wollen ein Statement setzen, viele Bürger haben leider schon resigniert«, erklärt BI-Mitglied Stefanie Emmerich.
Wie viele Mitstreiter die BI genau hat, wollen die Damen nicht verraten. Wie auf Bestellung erscheint da aber eine weitere Dame im Restaurant. Gabriele Lipp war gerade zufällig mit einem »Gelbwespen«-Mitglied ins Gespräch gekommen und erfuhr dabei von diesem Treffen: »Ich habe gehört, am Alten Rathaus sollen Bäume gefällt werden«, erklärt sie aufgebracht ihr Erscheinen. Mit dem Beginn der Brut- und Setzzeit und dem damit verbundenen Ende der Zeit, in der Jahr für Jahr zahlreiche Bäume gefällt oder zurückgeschnitten werden, bleibt den »Gelbwespen« vorerst nicht mehr viel, was sie konkret verhindern könnten.
Allerdings geht es ihnen auch um einen Mentalitätswechsel in der Politik: »Wir versuchen die Politiker aufzurütteln«, erklärt Vered Zur, und Birgit Scholze ergänzt: »Und die, die auf unserer Seite sind, für uns zu gewinnen.«
Von den Grünen sind die Damen enttäuscht. Die hatten vor Jahren den Ausbau des Radweges im Tabernaemontanusweg mitgetragen: »Radwege und Baumfällung, das ist ein Widerspruch«, sagt Burgmann.