Bad Vilbel. Jahr für Jahr spenden die Dortelweiler Vereine das Geld, das sie beim Weihnachtsmarkt einnehmen. Der Erlös aus von 2018 kommt nun einer jungen Frau mit Behinderung und der Flüchtlingshilfe zugute. Als Klaus Althoff beginnt, laut vorzurechnen, werden die Augen seiner Zuhörer groß. Denn mit der Summe, die die Arbeitsgemeinschaft der Dortelweiler Vereine im vergangenen Dezember beim Stadtteil-Weihnachtsmarkt eingenommen hat, und die sie nun spenden kann, hätte keiner gerechnet. »6000 Euro, damit können wir zufrieden sein«, sagt Althoff. Trotz schlechter Bedingungen habe sich wieder gezeigt, dass auf die Dortelweiler Verlass sei.
Dieses Jahr wird die Spende aufgeteilt. Ein Teil geht an Sabrina Gerwien aus Dortelweil (23), die von Mikrozephalie betroffen ist. Bei dieser Entwicklungsstörung hat der Kopf eine geringere Größe, sie geht einher mit einer geistigen Behinderung. »Anfangs haben wir uns gesagt, dass sie nur krank ist«, erinnert sich Mutter Edelgard Gerwien. »Bis man sich eingestand, dass sie behindert ist, dauerte es lange.« Durch eine Versteifung des Rückens war Sabrina lange gekrümmt, Behandlungen oder gar Operationen sind für sie extrem gefährlich, da sie keine Blutgerinnung besitzt. »Nun wurde der Körper durch zwei Stangen gedehnt, mit denen wird sie ihr Leben lang leben müssen«, weiß ihre Mutter. »Manchmal habe ich das Gefühl, alles ist wie verhext«, sagt Gerwien. Im Haus der beiden zieht’s, der längst zu installierende Lift macht Probleme. Gerwien hat oft das Gefühl, allein dazustehen.
Dem wollen die Dortelweiler Vereine nun etwas Linderung schaffen: 4000 Euro bekommt die Familie für etwas, auf das sie schon lange wartet: »Unser Bad ist alles andere als behindertengerecht«, sagt Gerwien. »Dass möchten wir ändern.«
Die restlichen 2000 Euro wandern in diesem Jahr an den Flüchtlingshilfeverein. »Unbegleitete Flüchtlinge haben wir in Bad Vilbel nicht, aber viele Familien mit Kindern«, weiß Myriam Gellner, die Vorsitzende des Vereins. Gut ein Drittel der Flüchtlinge in Bad Vilbel sind Kinder »Wir haben schon einige Ideen gesammelt, wo das Geld gut aufgehoben wäre, erklärt Gellner. Über die Hauspaten sollen auch die Geflüchteten mitbestimmen, wo das Geld investiert wird. Denn die wissen meist genau wo der Schuh drückt.»Die Kinder haben Bedarf bei Hausaufgabenhilfe, bei Beiträgen für den Sport- oder Musikverein«, so Gellner. (asp)