Bad Vilbel. Die Schulgemeinde des Georg-Büchner-Gymnasiums verabschiedete mit einer Feier am Dienstag der Vorwoche ihre Leiterin Claudia Kamm in den Ruhestand. Seit 2008 stanbd sie als Rektorin an der Spitze des GBG. Dabei schien ihr beruflicher Weg lange Zeit ein anderer als der einer Pädagogin zu werden.
Drei Dinge wusste Abiturientin Claudia ganz genau: »Ich will nie wieder in die Schule gehen, nicht im Büro arbeiten und keine Kinder haben.« Doch das Leben hatte andere Pläne mit der damals 19-Jährigen, die 1974 ihr Abitur in Lünen bestanden hatte, wo sie aufgewachsen ist. Die gebürtige Dortmunderin studierte in Marburg zwar Geschichte, Politikwissenschaften, Pädagogik und Philosophie auf Lehramt, verband damit zunächst aber keinen konkreten Berufswunsch.
Das änderte sich: Spätestens gegen Ende des Studiums während des Referendariats von 1980 bis 1982 in Darmstadt war der Weg klar. »Da hat es plötzlich gezündet«, sagt Claudia Kamm heute. Allerdings wurden damals keine Lehrer mit ihrer Fächerkombination eingestellt. Und so trat das zweite berufliche »No-Go« ein, und sie arbeitete von 1983 bis 1992 in einem Büro als Angestellte in der Vorstandsverwaltung der IG Metall Frankfurt. Dort war sie zunächst in der Abteilung Jugend, später in der Datenverarbeitung und danach in der Weiterbildung tätig.
ANGEBOT WEGGEWORFEN
»Mir hat meine abwechslungsreiche Tätigkeit gefallen«, sagt sie heute. Mit Ehemann Günter gründete sie in Frankfurt eine Familie, die Töchter Vera und Nora wurden 1984 und 1986 geboren, womit sich auch der dritte Vorsatz erledigt hatte.
1992 fand Claudia Kamm dann im Briefkasten ein Einstellungsangebot des Schulamtes. »Den Brief habe ich erst einmal in den Papierkorb geworfen. Ich hatte nach zehn Jahren keine Lust mehr, in die Schule zurückzugehen.«
Am nächsten Morgen fischte sie den Brief wieder heraus, studiert die drei Angebote. Und begann im August 1992 als Studienrätin an der Altkönigschule in Kronberg. »Ich habe lange Zeit nur eine halbe Stelle gehabt, dort viele Projekte betreut. Dazu gehörten internationale historisch-politische Jugendbegegnungen auf dem ehemaligen Gut der Familie von Moltke in Kryzova bei Breslau.«
Von 1999 bis 2003 wurde sie von den Kollegen der Gesellschaftswissenschaften gemeinsam mit einer anderen Kollegin zur Fachbereichsleiterin gewählt und übernahm im Februar 2002 die Leitung der gymnasialen Oberstufe an der Altkönigschule Kronberg. Im Juli 2008 wechselt sie als stellvertretende Schulleiterin ans Georg-Büchner-Gymnasium nach Bad Vilbel. Dort wurde sie August 2013 als Schulleiterin Nachfolgerin von Peter Troitzsch.
Am meisten vermisste sie als Rektorin das Unterrichten. Im Rückblick sagt die 63-Jährige: »Der Lehrerberuf ist sehr abwechslungsreich. Keine Stunde ist wie die andere.« Ohne Unterricht entfiel für Kamm zwar das zeitaufwendige Korrigieren von Klassenarbeiten und Referaten, aber die Zeit ging für Verwaltung, Personal, Bau und Bauschäden, allgemeine Organisation und Finanzen drauf.
KONFLIKTE AUSHALTEN
In den vergangenen Jahren gab es auch viele neue Herausforderungen, so die Umstellung von G8 und G9, Schulinspektionen, die Entwicklung von Schulcurricula, sprich neuen schulinternen »Lehrplänen«, das Thema Inklusion, neue Vorgaben zu Klassenkonten, Lehrerstellenzuweisungen und die Berechnung der Schulbudgets. Hinzu kamen mehrere Neubesetzungen innerhalb der Schulleitung und die Benennung von Beauftragten für besondere Aufgaben.
»Wichtig war mir immer ein Schulklima zu etablieren, bei dem es möglich ist, Konflikte auszuhalten und weitgehend einvernehmlich zu lösen, statt von oben zu bestimmen«, sagt Kamm. Etabliert hat sie den schulinternen E-Mail-Newsletter »Vilbeler Schulbote«, es gab neue Sozialprojekte wie »Kamerun« oder politisch-demokratische wie den »Menschenrechtstag«.
NOCH EINIGE WÜNSCHE
Gelungen ist die Schulhofumgestaltung mit dem Wetteraukreis und die Neuordnung innerhalb der Schulgemeinde, mit der Verwaltung und dem Schulamt. Was bleibt am GBG sind viele bauliche Probleme. »Nicht erreicht habe ich trotz allen Einsatzes eines meiner ersten Wunschziele, den Bau einer Aula«, sagt Claudia Kamm bedauernd. »Ich wünsche mir, dass sie endlich kommt und dass der gute Weg am GBG unter neuer Leitung fortgesetzt wird.«
Ab Februar hat Claudia Kamm Zeit für ihre Hobbys Reisen, Radfahren, Wandern, im Garten arbeiten, Klarinette spielen, Lesen und Nähen.