Bad Vilbel. 1,80 Meter ist er hoch, knapp 300 Meter lang, und er führt einmal um den Ritterweiher herum. Seit Mitte Dezember steht der metallene graue Doppelstabzaun, der das bei Spaziergängern so beliebte Gewässer an der Pforte zum Bad Vilbeler Stadtwald sicherer machen soll. Die Zaunbau-Firma Rabe aus Wehrheim im Taunus hat ihn errrichtet. Rund 26 000 Euro hat sich die Kommune das kosten lassen.
Vor zwei Monaten hatte Erster Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) im Ortsbeirat der Kernstadt berichtet, dass der Zaunbau in Auftrag gegeben wurde. Diskutiert worden war darüber bereits zuvor – nicht nur in den politischen Gremien – nachdem im Juni ein Zweijähriger in einem Wassergraben des Frankfurter Zoos ertrunken war.
KRITIK DER ANWOHNER
In Bad Vilbel traf und trifft die Entscheidung, den Ritterweiher einzuzäunen, jedoch nicht nur auf Gegenliebe. Vor allem auf Facebook äußerten viele Anwohner ihr Unverständnis. Eine zentrale Kritik: Für den Schutz der Kinder, die bei gutem Wetter oft am wenige Schritte entfernten Spielplatz herumtoben, seien die Eltern verantwortlich.
Schon im Oktober hieß es aus dem Rathaus, die Stadt habe keine andere Wahl gehabt, als den Zaun bauen zu lassen. Stadtsprecher Yannick Schwander: »Wir haben den Unmut mancher Bürger natürlich mitbekommen. Und aus ästhetischen Gründen können wir das nachvollziehen. Aber uns waren in diesem Fall die Hände gebunden.« In der Verwaltung seien wiederholt die Zuschriften besorgter Eltern und Großeltern eingetroffen, die gefordert hätten, den Weiher abzusperren.
Auch die Versicherungsgesellschaft der Stadt habe nachempfohlen, den Weiher einzuzäunen, um Unfallrisiken zu minimieren und die Stadt auch rechtlich abzusichern.
Der Ritterweiher sei ein Regenrückhaltebecken und damit ein technisches Gewässer, das abgesperrt werden müsse, berichtete Schwander. »Wäre der Ritterweiher ein natürliches Gewässer, wäre die Situation anders.« Bei der Nidda, die außerdem ein fließendes Gewässer sei, sei eine Einzäunung nicht nötig, wie auch beim Burggraben, der keine technische Funktion erfülle. »Über den Ritterweiher hinaus haben wir keine technischen Gewässer, die wir einzäunen müssen«, erklärt Vilbels Stadtsprecher.
ZUGÄNGE FÜR TECHNIKER
Direkten Zugang zum Ufer des Ritterweihers sollen in Zukunft nur noch Angler und Wartungstechniker haben, die per Chip die Tore am Zaun öffnen können. An einem kleinen Teilstück des Weihers hat der Zaun außerdem eine Lücke. Dort sei der Pflanzenbewuchs so dicht, dass so oder so niemand hindurch komme, erklärt Schwander. Das habe auch der Versicherer so abgesegnet.
Andere Besucher wird es auch weiterhin geben: Das Gitter endet gerade so kurz über dem Boden, dass viele Tiere darunter hindurch huschen können. Schließlich ist der Ritterweiher immer noch ein Biotop mitten in der Stadt. (ag)