Bad Vilbel. Wenn Stadtrat Klaus Minkel (CDU) zu einer Parlamentssitzung erscheint, muss etwas auf der Tagesordnung stehen, das ihm wichtig ist. Die Vorlage, die er gemeinsam mit Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) vorbereitet hatte, betrifft den Finanzierungsplan fürs Sporthaus des SV Fun-Ball Dortelweil. Weil die Stadt hier großzügige Unterstützung leistet, war das Projekt in die Kritik geraten. Die Stadt bevorzuge den Fun-Ball-Verein und setzt die anderen Vereine zurück, hieß es. Ein Vorwurf, über den sich der Stadtrat doch sehr geärgert hate, wie er bereits im Haupt- und Finanzausschuss deutlich machte.
Es sei versucht worden, einen Keil zwischen die Stadt und den Sportverein zu treiben, sagte Minkel nun im Stadtparlament. »Das ist gründlich gescheitert«, betonte Minkel. Es könne sich nämlich kein Verein bei der Stadt beklagen, dass er zu wenig unterstützt werde. Der Stadtrat erinnerte daran, dass die Stadt die Sporthalle in der Saalburgstraße noch umfassend sanieren werde, »und auch die TV-Halle in Massenheim wird nicht vernachlässigt«.
Der Stadtrat wies darauf hin, dass gut 3000 Menschen später einmal im Quellenpark wohnen werden. Von Anfang an sei eine große Fläche für den Gemeinbedarf reserviert gewesen. So würden dort zwei Kitas mit je vier Kindergartengruppen und zwei U 3-Gruppen entstehen. Der Wetteraukreis plane dort eine dreizügige Grundschule mit Turnhalle. Diese Halle werde auch den Vereinen zur Verfügung gstellt.
AUF ZUSCHÜSSE VERZICHTET: Das Angebot des Fun-Ball betreffe »keine klassische Sporthalle. Diese Offerte eines bewährten Vereins habe die Stadt nicht ablehnen können«. Bei ihr der Stadt bliebe nur ein Drittel der Bausumme hängen, »günstiger hätten wir die Halle gar nicht bauen können«. Minkel warb dafür, das Haus solle »geschlossen für das schöne Projekt stimmen«.
Doch die Stadtverordneten wollte ihm da nicht folgen. Für die Grünen sagte Fraktionsvorsitzender Jens Matthias, vor einem Jahr habe der Magistrat »ein inhaltlich sehr dünnes Papier« vorgelegt. Im zweiten Anlauf sei es jetzt eine bessere Vorlage. Doch verwunderlich sei schon, dass die Halle mit 80 Prozent öffentlichen Geldern gebaut werde. Man habe gar kein Problem mit der Halle, und auch nicht mit dem Verein. Aber verwunderlich sei schon, dass der Verein hier auf Landeszuschüsse verzichte.
»BAUCHSCHMERZEN«: Matthias meinte, die Grünen könnten sich gut vorstellen, warum: »Dann hätte der Verein die Halle behindertengerecht bauen müssen, hätte nur umweltfreundliche Materialien verwenden dürfen und die Halle auch noch an andere Vereine vergeben müssen.« Das wären nämlich drei wichtige Kriterien der Förderung gewesen. Zudem sei unklar, was der Verein bei weiter steigenden Kosten mache. »Mit dem Projekt haben wir schon Bauchschmerzen, stimmen letztlich aber zu«, kündigte der Fraktionsvorsitzende an.
Auch für den SPD-Fraktionschef Christian Kühl war es unverständlich, dass der SV Fun-Ball auf Zuschüsse des Landes verzichte. Zudem seien innerhalb dieses Jahres die Baukosten um rund 500 000 Euro gestiegen. »Wir haben vom Magistrat so gut wie keine Infos zu dem Projekt bekommen, wir haben nicht mal eine Skizze gesehen.« Merkwürdig sei auch, dass CDU und FDP vor einem Jahr die Landeszuschüsse für unverzichtbar gehalten hätten und nun einer Vorlage ohne diese Zuschüsse zustimmen.
Fraktionskollegin Isil Yönter ergänzte, der Verein verzichte auf 220 000 Euro an Landesgeldern. Zudem bedeute der geplante, 330 Quadratmeter große Fitnessraum eine Konkurrenz zu den kommerziellen Anbietern. Sie fragte, warum diese Halle denn überhaupt gebaut werden solle. »In Dortelweil stehen laut dem städtischen Sportstättenanalyse 480 Stunden pro Halbjahr die Hallen leer.«
VERWUNDERUNG BEI FW: Verwunderung und Gelächter löste die Rede von Martin Gecks von den Freien Wählern aus. Er gab zu, dass es bei der FW unterschiedliche Meinungen gebe. An den Vorsitzenden des SV Fun-Ball, Stefan Kött, gewandt, rief er: »Danke, dass ihr es aushaltet, dass Teile des Hauses gegen euch sind.« Gecks stimmte dann mit CDU, FDP und Grünen für die Magistratsvorlage, die SPD enthielt sich, dagegen waren Daniela und Raimo Biere (FW).