Nach dem Abriss des Hallenbades samt Nebengebäuden kann mit dem Neubau der Stadthalle mit Tiefgarage begonnen werden.
Bad Vilbel (mod0). Die Sonne mag ja ungewöhnlich intensiv strahlen in diesem sehr heißen Spätsommer. Doch an diesem frühen Dienstagnachmittag der vorigen Woche kommt sie gegen einen nicht an: Klaus Minkel, der CDU-Stadtrat und Stadtwerkebetriebsleiter, strahlt noch mehr. Gut drei Dutzend Gäste haben sich auf der staubigen Erde des riesigen, abgeräumten Grundstücks hinter dem Kurhaus versammelt, wo zuletzt das altersschwache Hallenbad stand.
Mit gleich zwei wichtigen formellen Akten kommt das derzeit zweitgrößte Bad Vilbeler Projekt einen zentralen Schritt voran: der Neubau der Stadthalle samt Tiefgarage darunter und die Sanierung des Kurhauses. Nicht nur wird der Wetterauer Landrat Jan Weckler (CDU) gleich mit einem ganzen Karton voller Unterlagen die Baugenehmigung fürs 40 Millionen Euro teure Vorhaben überreichen. Im Anschluss werden die Offiziellen auch noch einen symbolischen Spatenstich vornehmen.
700 Bohrpfähle
Baggerfahrer Frank Schmelz hat dafür einen kleinen Sandberg aufgeschüttet. Seinen Bagger stellt er daneben ab. Schon in ein paar Tagen braucht er ihn, wenn die elf Meter tiefen Spundwände für die Tiefgarage in den Lößlehmböden getrieben werden. Etwa 70 000 Kubikmeter Erde müssen dann herausgebaggert werden. 700 Bohrpfähle werden gesetzt, damit das Bauwerk angesichts der benachbarten Nidda nicht „aufschwimmt“.
Dass ein Spatenstich direkt nach Übergabe der Baugenehmigung erfolgt, das habe er noch nie erlebt, sagt Landrat Weckler. „Bad Vilbel ist immer für eine Überraschung gut, und dahinter steckt immer Klaus Minkel.“ Der kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Das Publikum lacht anerkennend.
„Solch große Päckchen“ an Genehmigungsunterlagen überreiche er auch immer nur in Bad Vilbel, betont der Landrat – und nimmt Bezug auf die Baugenehmigung für die Therme, die er im vergangenen Jahr erteilte. Dort allerdings rollt wegen der unklaren Lage nach dem Tod von Investor Josef Wund bisher kein Bagger.
Größtes Loch der Stadt
Hinter Minkel liegt ein enormer Spurt, haben die Stadtwerke das Projekt doch binnen nicht einmal eines Jahres von der Idee zur Baureife gebracht. Er sei froh, dass alle Parteien im Stadtparlament das Vorhaben mittrügen. „So etwas baut eine Stadt ja nicht alle zehn Jahre“, sagt der Stadtwerke-Boss. „Das wird das größte Erdloch, das die Stadt je ausheben ließ.“
Während der Tiefbau nächste oder übernächste Woche beginnen soll, laufen noch die Ausschreibungen für den Bau der Stadthalle mit ihren 1200 Sitzplätzen, die Sanierung des Kurhauses und den Bau der beide Bauten verbindenden Orangerie. Direkt nebenan baut die E+P-Gruppe aus Rüsselsheim außerdem für 33 Millionen Euro ein Kongresshotel der Marke Dorint (wir berichtete). Der Grund für die enorme Eile: Das Vorhaben in zentraler Innenstadtlage soll zum Hessentag im Juni 2020 fertig sein.
Einweihung „2020/21“
Ob das gelingt? Und ob auch die Baukosten eingehalten werden? Auf Nachfrage bleibt Klaus Minkel vage. Der Termin sei das Ziel. Aber ob es klappe, „das wissen wir erst, wenn die Ausschreibung erfolgt ist und wir den Bauzeitenplan haben.“
Am Ende lobt Bad Vilbels Erster Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) in der Euphorie des strahlenden Tages nicht nur in höchsten Tönen die Fertigstellung der Neuen Mitte Bad Vilbels. Sondern er deutet, wohl ungewollt, eine womöglich nicht ganz termingerechte Fertigstellung vorweg. Als er sich nämlich darauf freut, wenn alle wieder zusammenkommen zu Grundsteinlegung, Richtfest und „der Einweihung 2020 oder 2021“. (den)