Zu seinem 140-jährigen Bestehen hatte der Volkschor Niederdorfelden befreundete Chöre zum Liederabend ins Bürgerhaus eingeladen. Sechs Vereine gestalteten mit ihren Liedvorträgen eine sehr persönliche Form der Kommunikation zwischen Künstlern und Publikum. 320 Zuhörer zeigten sich von den Vorträgen bewegt.
Niederdorfelden. Die Chorgemeinschaft Rendel als einziger Männerchor fiel unter den gemischten Chören positiv auf. „Ein Männerchor ist schön, ganz anders als ein gemischter Chor“, schwärmte eine Dame aus dem Publikum. Unter der Leitung von Hubert-Thorwald Reuter erhielten die Männer für „Weit, weit weg“ von Hubert von Goisern viel Applaus. Mehr Sänger wünscht sich auch der Volkschor in den eigenen Reihen. 24 Sängerinnen stehen aktuell nur acht Männern gegenüber.
Warum das so ist, weiß Gudrun Horn, Vorsitzende seit 2006: „Männer singen wohl nicht so gerne“, sagt sie und findet das schade. Sie selbst habe nicht lange überlegt, als sie 2005 nach ihrem Umzug von Büdesheim nach Niederdorfelden gefragt wurde, ob sie im Volkschor mitsingen möchte. „Singen macht immer gute Laune und die Gemeinschaft ist gut“, sagt die Sopranistin.
Moderner geworden
Laut Horn singt der Volkschor Musical, Schlager und Volkslieder, teils auch in englischer Sprache. Die jüngste Sängerin ist knapp 40 Jahre alt, der älteste Sänger 83 Jahre. Im Lauf der Jahrzehnte sind die Lieder moderner geworden. Die meisten Sänger sind im mittleren Alter. Nachwuchs ist gefragt. „Singen tut gut. Manchmal, wenn die Lieblingsmannschaft im Fußball ein Tor schießt, singen sogar die Männer“, sagt Pfarrerin Elisabeth Krause-Vilmar. Sie erklärt den Zuhörern, dass im Hebräischen das Wort für Seele dasselbe Wort für Kehle ist. Wer singe, der bete doppelt. Gesang sei in allen Religionen etwas Wichtiges. Der Chor habe einen hohen Stellenwert. Der Volkschor als ältester Verein in Niederdorfelden ist ein wichtiger Bestandteil im kulturellen Leben der Kommune. „Schon vor dem Gründungsjahr 1878 hat der Kriegerverein den Männergesang gepflegt. Allerdings durften dort nur Sänger Mitglied werden, die beim Militär gedient hatten“, sagt Jutta Zwettler-Krug, die zweite Vorsitzende.
Damit jeder am Gesang Interessierte eintreten konnte, gründeten Heinrich Knöll und Heinrich Krieg den „Gesangverein Germania“, der später in Volkschor umbenannt wurde. 1959 wurde dem Verein ein Frauenchor angegliedert.
Wichtige Stütze
Wie Zwettler-Krug erklärte, kamen durch die Umstellung auf moderne Lieder und Schlager zeitweise viele junge Sänger in den Chor. Zwettler-Krug ist seit Langem dabei. Sie kommt aus dem Saarland und sang schon dort im Kirchenchor. „Ich singe, seit ich 12 Jahre alt bin. Ich kann nirgendwo so gut abschalten, wie beim Chorgesang“, sagt sie.
Eine wichtige Stütze des Volkschores ist Leonhard Silz. Der Chorleiter hat den Chor auf ein musikalisch hohes Niveau geführt. Seit 2009 trägt der in Niederdorfelden lebende Silz diese Verantwortung.
Ganz schön viel Bewegung war auf und vor der Bühne beim Wechsel der Chöre spürbar. Gemeinschaft und das Miteinander zählen. Der Liederzweig Dortelweil, der Gesangverein Maienquartett aus Bonames, die Freien Sänger Kilianstädten und die Dorfeller Chorgemeinschaft boten mit ihrem Repertoire Lebensfreude pur.
Bürgermeister Klaus Büttner (SPD) übergab eine Spende von 150 Euro an den Volkschor. „Der Chor ist ein wichtiger Verein, der am Straßenfest und Weihnachtsmarkt teilnimmt. Außerdem bestreitet er jedes Jahr das Weihnachtskonzert in der evangelischen Kirche während des Weihnachtsmarktes“, sagte Büttner. Zwettler-Krug ergänzte die Aufzählungen um viele Ausflüge und um ein Sommer- und Weinfest. Neben dem Chorgesang ist dem Chor die Geselligkeit ein wichtiges Anliegen. Über neue Mitglieder würden sich die Sänger freuen.