Kameradschaft über hunderte Kilometer Entfernung: Die Bad Vilbeler Feuerwehr schickt einen ausgemusterten Kommandowagen nach Sarkad in Ungarn. Für die Brandbekämpfer dort ist das eine große Hilfe. Besonders ein Quellenstädter steht hinter dem Projekt.
Bad Vibel. 26 Jahre ist es her, dass Gerhard Stengel erstmals nach Südosteuropa reiste, um dabei zu helfen, eine Freiwillige Feuerwehr aufzubauen – mit allem Know-how, allem Material und aller Leidenschaft, die er aufbringen konnte. Jetzt wurde ihm vom Stadtbrandinspektor, Karlheinz Moll, dessen ehemaliger Kommandowagen übergeben. Das wäre dann das insgesamt 31. Fahrzeug, das Bad Vilbels langjähriger Feuerwehrchef nach Ungarn oder Rumänien überführt.
„Seit 1992 unterstützt die Bad Vilbeler Feuerwehr Gemeinden im Südosten und Südwesten Ungarns sowie in Rumänien und seit einigen Jahren auch in Serbien“, berichtet Stengel. Die Idee der Hilfsaktion, die der Ehren-Stadtbrandinspektor initiiert hat: In den strukturschwachen Regionen sollen Feuerwehrwachen entstehen, „wie wir sie hier kennen“.
Hilfsgüter transportiert
Abertausende Kilometer haben die Quellenstädter inzwischen zurückgelegt, alte Fahrzeuge überführt, Hilfsgüter transportiert und Jugendbegegnungsfahrten auf den Weg gebracht. „Wir haben in all den Jahren wertvolle und großzügige Hilfen von Unternehmen, Krankenhäusern und der Stadt erfahren. Ohne diese Hilfe wäre die Unterstützung in diesem Maße nie möglich gewesen“, sagt Stengel. Besonders hebt er die Stadtwerke hervor, die anfallende Kosten regelmäßig übernehme.
Deren Geschäftsführer Klaus Minkel sei immer wieder in Erscheinung getreten und habe Unternehmen und Krankenhäuser vermittelt, die mit Lebensmittelkonserven oder medizinisch-technischen Gerätschaften die Hilfsaktionen unterstützten. „Klaus Minkel war immer zur Stelle, er hat bis heute ein großes Herz für die Feuerwehr und unsere Fahrten“, sagt Stengel. „Aber auch Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) unterstützt uns sehr.“
Dass er sich dabei selbst zuletzt nennt, scheint typisch für Stengel. „Er lobt lieber alle anderen und stellt sich dabei zurück. Dabei gebühren ihm der größte Respekt und der tiefste Dank für seine Arbeit“, sagt Moll und kündigt an, dass die Vilbeler Stengel weiter unterstützen werde.
Durch die Aktivitäten Stengels und seiner Mitstreitern konnten in Ungarn und Rumänien mehrere Freiwillige Feuerwehren gegründet und aufgebaut werden. Ungarns Wehren schaffen es heute sogar, die Zehn-Minuten-Hilfsfrist einzuhalten.
„Wir haben sie bei der Erstellung von Bedarfsplänen mit Risikoanalyse unterstützt, damit solche Fristen eingehalten werden können“, sagt Stengel. Das freut seine Helfer natürlich.
Ihre Engagement beschränkt sich aber nicht nur auf die Kameraden: Für Altenheime und Waisenhäuser organisieren sie Lebensmittelspenden. Zusätzlich wurden Krankenhäuser besser ausgestattet. Teils profitieren ganze Dörfer von den Hilfsleistungen.
Jugend tauscht sich aus
„Es gab auch immer einen regen Austausch der Jugendfeuerwehren, die sich im Laufe der Jahre auch in Ungarn und Rumänien gründeten“, sagt Stengel. „Wir besuchten sie und sie besuchten uns. Das waren und sind wertvolle Erfahrungen für die Kinder und Jugendlichen.“
Nun also soll Fahrzeug Nummer 31 nach Sarkad in Ungarn gebracht werden. Das ist eine 10 000-Einwohner-Gemeinde an der rumänischen Grenze. Mit unterwegs sind auch wieder einige Feuerwehrkameraden, im Gepäck sind diversen Hilfsgüter.
„Der selbstlose Einsatz von Gerhard Stengel hat zu engen Banden mit den ungarischen und rumänischen Feuerwehren geführt. Das war und ist Völkerverständigung und Freundschaft, wie sie kein Lehrbuch beschreiben könnte“, so Karlheinz Moll. (zlp)