Neu strukturieren will die Stadt Karben ihre Jugendarbeit, um mehr Kinder und Jugendliche zu erreichen. Die Idee reift nur langsam heran.
Karben. Nur wenn der Kinderplanet läuft, ist die städtische Jugendarbeit ein echtes Massengeschäft. Hunderte Dreikäsehochs sorgen dann für reichlich Tohuwabohu auf dem tollen, großen Gelände des Selzerbrunnenhofs im Stadtzentrum.
Sonst ist es auf dem weitläufigen Areal und innen meist ruhig, oft sehr ruhig. Mit teils nur sehr geringen Teilnehmerzahlen laufen AG-Angebote der Jugendarbeit. Auch im Jugendcafé Juca hat sich der große Ansturm nicht eingestellt, seit es im vergangenen Jahr renoviert wurde. „Einige Schwachstellen“ habe die städtische Jugendarbeit, räumt Bürgermeister Guido Rahn (CDU) ein und attestiert selbstkritisch „Optimierungspotenzial“.
Heben soll dieses Potenzial der neue Stadtjugendpfleger Thomas Frühauf. Seit Jahresbeginn ist er der Chef im Jukuz. Eine seiner Beobachtungen: Das Juca spreche mit seiner Öffnung freitags von 15 bis 21 Uhr keine Unter-15-Jährigen an. Doch etwas jüngere Nutzer seien die Kernzielgruppe. Daher soll bald dienstags von 14 bis 19 Uhr offen sein. Diese Zeitspanne sei eine Schlussfolgerung aus einer Erhebung, wo denn die Angebote der Vereine in der Stadt Lücken haben – denn denen wolle die Stadt keine Konkurrenz machen.
Junge Menschen spricht die Jugendarbeit bisher vor allem über die Schulsozialarbeit an. Einst als Modellprojekt für die Wetterau gestartet, ist sie an der Kurt-Schumacher-Schule heute fest verankert – und wird gerade auf alle Karbener Grundschulen ausgeweitet, inklusive mehr Personal. Mit dem neuen Schuljahr sind auch die Pestalozzischule in Groß-Karben und die Selzerbachschule in Klein-Karben dabei.
Gerade die Schumacher-Schule hat Frühauf aber besonders im Blick. „Da drücken sich die Schüler nachmittags auf dem Schulhof herum“, hat er beobachtet. Was nicht sein müsste, findet der Experte, da die Stadt ja ganz in der Nähe mit dem Groß-Karbener Jugendclub im Degenfeldschen Schloss bereits ein Angebot für Schüler mache. Der hat aber bislang nur abends bis in die Nachtstunden geöffnet. Derart späte Öffnungszeiten bedeuteten für die Sozialarbeit „einen Interessenkonflikt“. Die bisherigen Nutzer gehören nicht zur für die städtische Sozialarbeit wichtigen Zielgruppe. „Die bestehende Gruppe trifft sich dort seit langem.“ Vor allem sind es junge Heranwachsende und junge Männer mit türkischen Wurzeln in ihren Familien. Viele von ihnen kommen schon seit etlichen Jahren in den seit 1974 bestehenden Club.
Daher plant Frühauf „eine konzeptionelle Neuausrichtung“: Er will mit sozialpädagogischer Betreuung Schüler ab dem fünften Schuljahr als neue Nutzergruppe gewinnen. Der Jugendclub soll montags, mittwochs und samstags von 15 bis 18 Uhr geöffnet sein.
Doppelte Nutzung
Beim Ausländerbeirat führt das zu hektischen Nachfragen, schließlich sei das Angebot für die bisherigen Nutzer doch ebenfalls wichtig und sinnvoll. Was wird nun aus den jungen Leuten? Und was wird aus Jugendclubleiter Bilal Can, fragt sich Ausländerbeiratsvorsitzende Ekaterini Giannakaki.
Als städtischer Mitarbeiter müsse sich Can „den Notwendigkeiten anpassen“, betont CDU-Fraktionsvorsitzender Mario Beck. Schließlich gebe die Politik die Ausrichtung der Jugendarbeit vor, ergänzt Sabine Helwig (CDU), die Vorsitzende des Sozialausschusses des Parlaments. Nach der Sommerpause wollen die Politiker das Vorhaben „genauer besprechen“, kündigt Bürgermeister Guido Rahn (CDU) an. Auch sei Bilal Can über Gespräche eingebunden, erläutert Heike Liebel (CDU), die fürs Jukuz zuständige ehrenamtliche Stadträtin.
Das neue Konzept für die Schüler und ein Fortsetzen der bisherigen Nutzung des Jugendclubs sieht Thomas Frühauf aber nicht als Gegensätze. „Wir wollen dem bisherigen Klientel auch weiterhin die Nutzung ermöglichen“, beruhigt er. Allerdings werde es für das ältere Publikum in den Abendstunden wohl keine pädagogische Begleitung mehr geben.